"Wir orientieren Marktforschung an Kundenwünschen"

25.07.2005
Seit April 2005 ist die Übernahme der Meta Group durch Gartner abgeschlossen. Peter Sondergaard, Senior Vice President, Research Content, bei Gartner, erläutert CW-Redakteur Joachim Hackmann die mit der Akquisition eingeleiteten Neuerungen.

CW: Mit der Übernahme der Meta Group hat Gartner einen Konkurrenten geschluckt. Wie integrieren Sie das hinzugewonnene Know-how?

SONDERGAARD: Wir werden die Art und Weise, wie wir bislang Research und Advisory, also die Marktforschung und die Kundenberatung, betrieben haben, neu justieren. Zum einen lassen wir uns künftig in der Research-Planung intensiver von den Wünschen unserer Kunden leiten. Das geht natürlich nicht so weit, dass wir sämtlichen individuellen Anregungen nachgehen. Wir bündeln künftig wichtige Anliegen der Anwender mit den Anregungen der Experten bei Gartner. Zum zweiten passen wir die Kundenbetreuung so an, das wir jedem Kunden einen Analysten zur Seite stellen. Damit wollen wir dafür sorgen, dass unsere Mitarbeiter ein noch größeres Verständnis für die Geschäfte und Belange der Anwender entwickeln und sie tiefer und besser in ihren Kerngeschäften beraten können.

CW: Die Meta Group verfügte über gute Branchenkenntnisse. Wie nutzen Sie diese Kompetenz?

SONDERGAARD: Mit der Übernahme der Meta Group streben wir auch eine Ausweitung der vertikalen Services an. Wir haben dazu einige Branchen definiert, die wir besonders im Auge haben: Zunächst ist das die Finanzindustrie, gegliedert in die Bereiche Versicherungen, Banken und Investment-Banking. Außerdem spielen Handel, Medien, Produktion und Energieversorgung eine wichtige Rolle. Wir wollen unseren Kunden nicht nur in dem Technologiebereich zur Seite stehen, sondern ihnen auch zeigen, welche Auswirkungen technische Neuerungen auf das Geschäft in verschiedenen Branchen haben können.

CW: Wandelt sich Gartner damit nach und nach zu einem Management-Consulting-Haus á la McKinsey?

SONDERGAARD: Nein, wir konzentrieren uns eindeutig auf den IT-Bereich, und das wird auch so bleiben. Wir sprechen weiterhin technikorientierte Entscheider an, und nur für diese Klientel erweitern wir unseren Wirkungskreis. Unser Anliegen ist es, nicht nur Techniker in technischen Fragestellungen zu unterstützen, sondern auch Managern zu helfen, die die Technik zur Entwicklung ihres Kerngeschäfts nutzen wollen. Wir glauben, dass es in diesem Bereich gute Geschäftsmöglichkeiten für Gartner gibt.

CW: In diesem Bereich dürften Sie aber zumindest auf McKinsey und Co. als Wettbewerber stoßen.

SONDERGAARD: Gartners Mehrwert ist die Beratung von Führungskräften mit IT-Hintergrund. Es gibt in diesem Bereich eine Schnittmenge zu den Aktivitäten der Management-Berater.

CW: Werden Sie die neuen Dienste weltweit betreiben?

SONDERGAARD: Unsere Kunden sind zum Großteil weltweit tätige Unternehmen. Daher binden wir in den vertikalen Advisory-Offerten unsere weltweit verteilten Analysten ein, die sich für die jeweiligen Themen anbieten. Dadurch, dass wir über globale Ressourcen verfügen, können wir die Bedürfnisse unserer internationalen Kunden besser bewerten und verstehen und dadurch auch besser beraten. Wir müssen daher nicht zwangsläufig Analysten zu jedem Thema in jedem Land beschäftigen.

CW: Die Meta Group hatte Stärken in der lokalen Präsenz, insbesondere in Deutschland. Wird das so bleiben?

SONDERGAARD: Wir haben alle Meta-Group-Analysten gehalten, die in Deutschland tätig waren. Wir wollen eine starke Präsenz in Deutschland, nicht nur in den vertikalen Märkten, sondern auch im horizontalen, also auf technische Fragen ausgerichteten Beratungsumfeld. Wir werden in Deutschland das weiterführen, was die Meta Group begonnen hat.

CW: Es gab aber viele Entlassungen und freiwillige Kündigungen unter den deutschen Meta-Group-Mitarbeitern.

SONDERGAARD: Nicht unter den Analysten. Ein Mitarbeiter hat uns verlassen, begründete dies aber nicht mit der Akquisition durch Gartner. Das gilt nicht für die Consultants der Meta Group. Dort haben wir unsere Kräfte konzentriert. Das Resultat war, dass einige Mitarbeiter gehen mussten.

CW: Was ist das Hauptgeschäft von Gartner?

SONDERGAARD: Das wichtigste Standbein ist Research und Advisory. Damit hat Gartner im vergangenen Geschäftsjahr rund 480 Millionen Dollar eingenommen. Der Consulting-Bereich steuerte rund 260 Millionen Dollar bei, die Veranstaltungen haben uns knapp 140 Millionen Dollar eingebracht.