"Wir müssen international erfolgreicher werden"

05.07.2005

Mit dem frisch wiedergewählten Bitkom-Präsidenten Willi Berchtold sprach CW-Redakteur Christoph Witte.

CW: In den kommenden Jahren, sagen Sie, sollen 120 000 Arbeitsplätze in ITK-Unternehmen entstehen. Überschätzen Sie damit nicht das Potenzial der Branche und wecken falsche Hoffnungen?

Berchtold: Die Zahlen entsprechen ziemlich genau denen, die die ITK-Branche bereits in den vergangenen zehn Jahren realisiert hat.

CW: Sie fordern von der Politik bessere Rahmenbedingungen. Was haben die IT-Anbieter selbst vor, um ihre Position zu stärken?

Berchtold: Wir bauen Plattformen für Partnerschaften und stiften somit mittelbar Innovationen im Kreis unserer Mitglieder. Unser neues Projekt "Metora" wird ein unternehmensübergreifendes Wissensnetzwerk aufbauen. Zum zweiten haben wir einige Projekte gestartet, um die Schnittstellen zu Anwenderbranchen zu aktivieren. Zum dritten unterstützen wir die Firmen bei der Abschätzung von Technologietrends und Marktentwicklungen. Hier setzen unser neues Projekt "Zukunftsprospektion" und unser Marktforschungsinstitut Eito an. Vierter Punkt: Unternehmen, die reif für den internationalen Auftritt sind, begleiten wir in die internationalen Märkte. Denn genau darum geht es letztlich: Wir müssen international erfolgreicher und präsenter werden.

CW: Mit welchem Recht fordern Sie einen Staatsminister im Kanzleramt für ITK? Müssten dann nicht Branchen wie die Automobilindustrie, die Finanzbranche und der Tourismus ähnliche Posten besetzen dürfen?

Berchtold: Wir fordern einen Staatsminister für Innovation. Fast überall auf der Welt gibt es ein ganzes Ministerium für Information und Kommunikation. Innovation ist ein Querschnittsthema und darf deshalb nicht in der Unterabteilung eines Fachministeriums landen, sondern muss im Kanzleramt verankert werden.

CW: Sie sprechen mehrfach von einer Innovationspolitik aus einem Guss. Wie sieht eine solche Politik aus?

Berchtold: Erinnern Sie sich an Irland vor 20 Jahren? Und heute? Ein absoluter Spitzenstandort für IT in Europa. In Irland gibt es eine ITK-Politik aus einem Guss, wo angefangen bei der Bildungspolitik bis zur lokalen Industrieansiedlung alles zueinander passt. Deutschland hat bessere Voraussetzungen, als Irland sie je hatte. Die wollen wir nutzen.

CW: Erwarten Sie als ein Präsident, der kein Unternehmen der ITK-Branche im engeren Sinne vertritt, keine Schwierigkeiten, sich als Interessenvertreter in der Politik durchsetzen zu können?

Berchtold: Das gesamte Präsidium hat über die vergangenen Jahre hinweg eine sehr gute Arbeit geleistet. Unsere Mitglieder wünschen Kontinuität.