Wir müssen draußen bleiben

22.05.1987

Es war schon immer etwas einfacher, "wir wollen nicht" zu behaupten, statt "wir können nicht" zuzugeben. Wem solches gesagt wird, sollte mißtrauisch werden. Zumal wenn das, was wir nicht wollen sollen, eigentlich etwas recht Attraktives ist. So ist Mißtrauen angebracht, wenn Rod Canion die offensichtlichen Vorzüge des neuen IBM-Bussystems herunterspielt. Wer behauptet, der Mikrokanal bringe den Anwendern keine großen Vorteile, die nicht auch mit dem bestehenden Standard erreicht werden könnten, mag damit in bezug auf die gewohnten MS-DOS-Anwendungen richtigliegen; was OS/2 (und damit die Zukunft) angeht, sind solche Argumente genauso fragwürdig wie die laut geführte Klage über ein neues Floppyformat, das deutlichen Nutzen bringt.

Das paßt nicht zur Vorreiterrolle, die Compaq mit dem Deskpro 386 so leidenschaftlich spielte. So brillant Parallelen zur Softdrink-Branche auch sein mögen: Canion wäre besser beraten gewesen, die Dinge beim Namen zu nennen. "Wir wollen und können, aber wir wissen nicht, ob wir dürfen", wäre ein Statement gewesen, das die Situation der gesamten Branche korrekt beschrieben hätte. Alles andere heißt, um den heißen Brei herumzureden: Einen Aussperrungsversuch der IBM, der den Konkurrenten nicht gefallen kann und allzu blauäugige PS/2-Käufer in eine genauso fatale wie ungewollte Abhängigkeit zu nur einem Lieferanten bringt.

Compaq wird Microkanal-Maschinen liefern, wenn Compaq Mikrokanal-Maschinen liefern darf. So und nicht anders ist Canion zu verstehen, wenn er sagt, man werde ein kompatibles System entwickeln, wenn es der Markt wirklich hergebe.

Joachim Herbert ist Chefredakteur der CW-Schwesterpublikation PC-WOCHE.