Ciechanover war einer von drei Nobelpreisträgern, mit denen der Output-Management-Spezialist Oki Printing Solutions sein 25-Jähriges Jubiläum in Deutschland feierte. Hierbei trat das Unternehmen als Sponsor der Fotogala "Nobelpreisträger im Porträt" auf. In einer mehrjährigen Arbeit des Projekts "Nobel Faces" hat der Berliner Fotograf Peter Badge alle lebenden Nobelpreisträger der Welt in beeindruckenden Schwarz-Weiß-Fotos verewigt. Oki sponsert die Leihgabe der Fotoausstellung "Nobelpreisträger im Porträt", die an die Stadt Düsseldorf und das Landes Nordrhein-Westfalen übergeben wurde.
Die COMPUTERWOCHE hatte Ciechanover auf eine Antwort angesprochen, die der Nobelpreisträger der "Jüdischen Zeitung" gegeben hatte. Darin hatte er formuliert: "Natürlich kann man über Nacht viel Geld mit Spekulationen mit einer Internet-Firma machen. Aber das heilt keinen Krebs, keine Malaria, keine Alzheimer-Krankheit, das verhilft nicht zu besseren Ernteerträgen oder unterstützt nicht die Erforschung alternativer Energien."
Auf die Frage, ob man diese Aussage gerade in der jetzigen Zeit als grundsätzliche Kritik an heutigen Wirtschafts- und Gesellschaftsformen ansehen könnte, antwortete Ciechanover (siehe Bilderstrecke):
- Nobelpreisträger für Chemie Aaron Ciechanover
"Auch wenn man davon ausgehen könnte, dass es eine gesunde Balance gibt zwischen dem, was eine Dotcom-Industrie schafft, und dem hergebrachter Unternehmen, vermisse ich heutzutage trotzdem etwas Grundlegendes in Gesellschaften: - Aaron Ciechanover Nobelpreisträger für Chemie
Das ist die Ausbildung in den Fächern Geschichte, Religion, Musik, Philosophie, Archäologie. Diese Fächer werden mehr oder weniger komplett vernachlässigt. Heutzutage zählt nur noch der faktor "easy money". Der ist aber völlig bedeutungslos. Damit will ich nicht sagen, dass all die Internet-Firmen bedeutungslos sind. Das sind sehr wichtige Firmen, weil sie Informationen verbreiten. - Aaron Ciechanover Nobelpreisträger für Chemie
Aber sie sind nicht innovativ in dem Sinne, dass sie Lösungen für die Probleme dieser Welt kreieren würden. - Aaron Ciechanover ist Nobelpreisträger Chemie
Unserer Gesellschaft geht heutzutage sehr viel an Hintergrundwissen ab, das aber für unser aller Existenz extrem wichtig ist. Ich bin absolut davon überzeugt, dass ein Land, eine Nation, eine Gesellschaft, die sich ihrer Vergangenheit nicht erinnert und ihre Werte nicht weitergibt und daran ausbildet, keine Zukunft haben wird. - Aaron Ciechanover ist Nobelpreisträger Chemie
Wir sind eine an technokratischen Lösungen ausgerichtete, eine materialistische und am Geld orientierte Gesellschaft. Darüber verlieren wir einen wesentlichen Teil dessen, was uns als Menschen ausmacht. Das wird desaströs für uns sein. - Aaron Ciechanover ist Nobelpreisträger Chemie
Ich möchte meine Sicht mit einem Beispiel, einer Metapher erklären, dass das Dilemma der heutigen Zeit gut beschreibt: Ein Professor meines Instituts in Israel gab seinen Studenten einmal die Aufgabe, eine Blut-Pipeline von Eilat, einer Stadt an der Südspitze Israels, bis nach Haifa am Mittelmeer zu entwerfen. Die Studenten haben die Aufgabe perfekt gelöst, hochfunktionale Pumpen entwickelt, die Topologie Israels ganz genau berechnet, um einen möglichst idealen Verlauf der Pipeline zu entwerfen etc. - Nobelpreisträger Aaron Ciechanover und Fotograf Peter Badge (rechts)
Komischerweise hat aber kein einziger Student einmal die Frage aufgeworfen, wo das ganze Blut herkommen soll. Und vor allem fragte keiner, warum man überhaupt eine Blut-Pipeline von Eilat nach Haifa bauen soll. (Aaron Ciechanover ist Nobelpreisträger für Chemie des Jahres 2004. Peter Badge (rechts) hat in einem mehrjährigen Fotoprojekt sämtliche lebenden Nobelpreisträger weltweit fotografiert.) - Nobelpreisträger Aaron Ciechanover und Fotograf Peter Badge (links)
Ich komme aus Israel, und ich bin ein stolzer Jude. Wenn ich nach Deutschland komme, ist es nicht das Gleiche, wie wenn ich nach Kanada reise. Aber ich habe hier in Deutschland viele Freunde, viele Kooperationen. Und dass ich überhaupt in dieses Land kommen kann, hat mit Geschichte zu tun: Ich kenne die Geschichte, ich werde sie nicht vergessen. Aber basierend auf diesem Wissen kann ich diese Seite der Geschichte in dem Buch auch umdrehen und eine neue Seite aufschlagen. - Nobelpreisträger Aaron Ciechanover und Fotograf Peter Badge (rechts)
Um zu verstehen, wer wir sind, welche Werte die Menschheit hat, wo sie im größeren Kontext der Geschichte - also vergangener Jahrhunderte - steht, dazu brauchen wir Geschichtsverständnis und -kenntnisse. Wir sind nicht nur Produkte des 20. und 21. Jahrhunderts und der Dot-Com-Entwicklungen.