"Wir haben Mummert erfolgreich restrukturiert"

25.10.2004
Die französische Groupe Steria will die Hamburger Management- und IT-Beratung Mummert Consulting AG übernehmen. Mit Vorstandschef Jürgen Sponnagel sprach CW-Redakteur Wolfgang Herrmann.

CW: Mummert will sich vom französischen IT-Dienstleister Steria übernehmen lassen. Hat das Unternehmen alleine keine Chance mehr im Servicemarkt?

Sponnagel: Die tatsächliche Entwicklung ist genau umgekehrt. Wir haben in den letzten 18 Monaten unsere Profitabilität zurückgewonnen und wachsen im Umsatz.

CW: Steria würde mit der Akquisition seine Präsenz in Deutschland erheblich ausweiten. Doch was bringt die Übernahme für Mummert?

Sponnagel: Wir sind als eigenständiges Unternehmen gut aufgestellt, sehen aber mit der Partnerschaft eine Reihe von zusätzlichen Möglichkeiten.

CW: Welche?

Sponnagel: Wir wollen uns als voll integrierter Dienstleister positionieren, das heißt Consulting, Systemintegration, Application-Management und Outsourcing anbieten. Alleine ist das nicht zu schaffen. Zudem streben wir eine Europäisierung unseres Geschäfts an.

CW: Was erhoffen Sie sich konkret von der Übernahme?

Sponnagel: Gemeinsam mit Steria können wir auch in Deutschland um zusätzliche Kunden in den Branchen Finanzen, öffentliche Hand und Telekommunikation werben. Darüber hinaus erhalten wir Zugang zum europäischen Markt. Natürlich geht es auch um die Finanzkraft von Mummert als einem mittelständischen Unternehmen. Über die an der französischen Börse notierte Steria steht uns der internationale Finanzmarkt offen.

CW: Sterias Stärken liegen eher im Outsourcing-Markt. Inwiefern hilft das Mummerts Management- und IT-Beratungsgeschäft?

Sponnagel: Wir reden zunächst gar nicht so sehr vom klassischen Outsourcing, sondern beispielsweise über das Thema Application-Management. Hier sehen wir zusammen mit unserem künftigen Partner beträchtliches Wachstumspotenzial. Das hat auch für unsere Mitarbeiter erhebliche Bedeutung. Denn nur wo überdurchschnittliches Wachstum entsteht, gibt es attraktive Perspektiven für gute Mitarbeiter.

CW: Bei Fusionen geht es immer auch um Synergien und Kostensenkung. Rechnen Sie mit weiteren Stellenstreichungen?

Sponnagel: Das ist im Moment überhaupt nicht mein Thema.

CW: Aber unseres.

Sponnagel: Ich will dazu keine Spekulationen anstellen. Festzuhalten bleibt, dass beide Häuser profitabel arbeiten. Wir haben Mummert in den vergangenen zwei Jahren erfolgreich restrukturiert und beispielsweise eine sehr effiziente Firmenzentrale eingerichtet. Da ist kein Speck mehr dran. Insofern können wir uns gelassen dem Wettbewerb stellen.

CW: Sie schließen also Entlassungen aus?

Sponnagel: Wir werden sehr genau prüfen, an welchen Stellen womöglich noch Potenziale liegen. Das wird nur in sehr geringem Umfang der Fall sein, weil die Verwaltungsprozesse beider Unternehmen bereits sehr schlank sind. Wir zielen mit der Fusion nicht vordergründig auf Synergien in der Verwaltung, sondern im Markt.

CW: Auf den ersten Blick gibt es große kulturelle Unterschiede zwischen Steria und Mummert. Integrationsprobleme dürften unvermeidlich sein. Das Beispiel der von EDS übernommenen Beratungsfirma A.T. Kearney ist vielen noch im Gedächtnis. Wie gehen Sie mit dem Problem um?

Sponnagel: Wir haben das Thema Integration genau geprüft. Unsere Unternehmen passen viel besser zusammen, als dies auf den ersten Blick scheinen mag: Beide haben ihre Wurzeln in den 60er Jahren und sind stark von Unternehmerpersönlichkeiten geprägt. Darüber hinaus arbeiten beide Seiten mit einer klassischen mittelständischen Struktur, die dezentral und kundennah ausgerichtet ist.

CW: Kann die Übernahme noch platzen?

Sponnagel: Über den Kauf entscheiden die Aktionäre. Die Mummert-Anteilseigner haben ihre Zustimmung bereits signalisiert. Ich gehe davon aus, dass sie Ende des Jahres über einen dann vorliegenden fertigen Vertrag abstimmen werden. Ein positives Votum vorausgesetzt, könnte das neue Unternehmen Anfang 2005 an den Start gehen.