"Wir haben ein kugelsicheres System geschaffen"

09.11.2005

CW: Werden die Fraunhofer-Ingenieure die Infrastruktur ihres Zentrums in London begutachten dürfen?

Lazaridis: Sie werden Zugang zu unserem System erhalten. Es wird genauso ablaufen wie mit allen anderen Sicherheitsbehörden, mit denen wir bislang in Zertifizierungsfragen zusammengearbeitet haben.

CW: Sie öffnen also Ihre Architektur für eine Untersuchung?

Lazaridis: Wir sind die einzigen, die sich um eine Sicherheitszertifizierung bemühen. Andere Unternehmen gehen an diese Dinge nicht heran. Viele scheuen den Aufwand an Zeit, Geld und anderen Ressourcen, um den Sicherheitsstandards gerecht zu werden.

CW: Sie rechnen also nicht mit härterer Konkurrenz in der Zukunft?

Lazaridis: Andere Unternehmen bestätigen mit ihren eigenen Strategien, was wir entwickelt haben, wie wir den Markt angegangen und erschlossen haben. Damit bestätigen sie letztendlich unseren Erfolg.

CW: Welche Rolle spielen die Allianzen beispielsweise mit Intel und Palm für RIM?

Lazaridis: Jedes mobile Endgerät, das im Markt erfolgreich sein will, muss kompatibel mit dem Blackberry-System sein. Deshalb haben wir ein entsprechendes Lizenzprogramm aufgesetzt. Damit können andere Hersteller Geräte für das Blackberry-Ecosystem anbieten.

CW: Was genau wird lizenziert?

Lazaridis: Unsere Partner nehmen die Protokolle und das Sicherheitsmodell in Lizenz. Das verschafft ihnen Zugang zu einem Markt mit 60 000 installierten BES-Servern.

CW: Aber letztendlich partizipieren sie an Ihrem Markt?

Lazaridis: Das ist richtig. Ich glaube aber, dass der Markt groß genug ist.

CW: Wie viele Nutzer arbeiten derzeit mit dem Blackberry-System?

Lazaridis: Momentan sind es über 3,5 Millionen. Wir gehen davon aus, die Zahl im nächsten Jahr auf fünf Millionen zu steigern. Die Zahl der installierten Server wächst exponentiell und damit auch die Zahl der Nutzer.

CW: Wie wird sich das in Ihren Bilanzen niederschlagen? Lazaridis: Wir haben in den vergangenen Jahren unsere Einnahmen im Jahresrhythmus verdoppelt. Das ist eine eindrucksvolle Wachstumskurve. Wir arbeiten profitabel und haben keine Schulden. Damit dies so bleibt, unterhalten wir ein eigenes Forschungszentrum in Kanada.

CW: Was ist an künftigen Entwicklungen aus dem Hause RIM zu erwarten?

Lazaridis: Neben der Sicherheit und Hochverfügbarkeit haben wir auch an der Skalierbarkeit unseres Systems gearbeitet. Kunden setzen teilweise bis zu 50 000 Geräte ein. Es ist ein sehr ambitioniertes Unterfangen, die Systeme entsprechend zu skalieren. Zudem wird unser MDS (Mobile Data Server) mit dem nächsten Update 4.1 Web-Services-fähig sein. Damit wird es einfacher und schneller, Applikationen für die Blackberry-Plattform zu entwickeln. Wir arbeiten beispielsweise eng mit SAP zusammen. SAP hat mittlerweile über 500 Web Services entwickelt. Diese Definitionen werden in MDS 4.1 integriert.

CW: Wie ist der aktuelle Status im Lizenzstreit mit NTP? Lazaridis:

Es ist wichtig zu wissen, dass sich dieser Patentstreit nur auf die USA bezieht. Das europäische Geschäft ist davon in keiner Weise betroffen. Außerdem hat eine Patentbehörde alle Rechte für unsere Technologie bestätigt.

CW: Die Gerichte haben jedoch eine neuerliche Untersuchung angeordnet.

Lazaridis: Das stimmt. Wir werden mit den Behörden kooperieren und den Prozess unterstützen.

CW: Wann rechnen Sie mit einer Entscheidung?

Lazaridis: Das lässt sich zum derzeitigen Stand noch nicht absehen.