Ray Jones verteidigt IBMs Lizenzpolitik für Mainframe-Software

"Wir haben die Preise drastisch gesenkt"

07.12.2001
Ray Jones, Vice President Worldwide Sales System /390, verantwortet bei IBM den Verkauf von Mainframe-Software. Im Gespräch mit CW-Redakteur Wolfgang Herrmann nimmt er Stellung zur Kritik an der Preispolitik des IT-Konzerns.

CW: IBM veranschlagt seit kurzem Gebühren für Software-Tools, die in der Vergangenheit kostenloser Bestandteil der Datenbankprodukte waren. Wie erklären Sie das Ihren Kunden?

Jones: Aus technischer Sicht könnte man argumentieren, dass die Tools niemals gratis abgegeben wurden, sondern in den Preis der Datenbankprodukte eingerechnet waren. Wir haben uns die Funktionalität unserer Werkzeuge angesehen und festgestellt, dass die Kunden sie nicht für ausreichend befanden. Deshalb haben sie zusätzliche Produkte von unseren Konkurrenten gekauft, die dafür sehr hohe Preise ansetzten. Die Gesamtkosten einer Mainframe-Installation sind dadurch gestiegen. Wir wollen diesem Trend mit leistungsfähigeren eigenen Tools entgegenwirken.

CW: Anwender argumentieren, mit dem separaten Preismodell für die IBM-eigenen Datenbankwerkzeuge würden sich die Kosten erhöhen.

Jones: Wenn man unsere Angebote mit dem vergleicht, was ein Kunde an BMC oder CA zahlt, trifft das nicht zu. IBM hat den kombinierten Preis von Datenbank und Tools drastisch gesenkt. Das bedeutet, ein Unternehmen, das alles von IBM bezieht anstatt nur die Datenbank und separate Tools von Drittherstellern, bezahlt jetzt deutlich weniger.

CW: IBM hat ein nutzungsabhängiges Preismodell für Mainframe-Software wie DB2 oder Cics eingeführt. Dieses soll aber nur für z/OS-basierte Installationen gelten, nicht für ältere OS/390-Systeme. Warum?

Jones: Mit dem neuen Modell ist das Sub Capacity Pricing gemeint. Es gibt aber eine Usage genannte Preisoption, die auch für ältere G5- und G6-Mainframes gilt. Ein Kunde kann damit beispielsweise die Datenbank DB2 nur in einem bestimmten Teil der Maschine nutzen und auch nur für diese Kapazität bezahlen. Dafür verwendet er ein Monitoring-Tool. Dieses Vorgehen gestaltete sich aber relativ aufwändig. Deshalb entschlossen wir uns, das Usage-Konzept zwar für die älteren Systeme beizubehalten, mit dem neuen z/OS aber ein leichter handzuhabendes Modell einzuführen. Das ist das Sub Capacity Pricing.

CW: Was verstehen Sie konkret darunter?

Jones: Das bedeutet, ein Kunde kann sein System in verschiedene logische Partitionen aufteilen und darin unterschiedliche Applikationen installieren. Der Preis der Software richtet sich nach der Kapazität der LPAR, nicht nach der gesamten Rechenleistung. Entsprechend der anfallenden Arbeitslast kann der Kunde jeden Monat die LPAR-Konfiguration verändern und damit auf seine Kosten Einfluss nehmen. Zusätzlich kann er die Rechnerkapazität definieren, die das z/OS in Anspruch nimmt, beispielsweise wenn das Betriebssystem nur einen Teil der Gesamtleistung nutzt.

CW: Über 90 Prozent Ihrer Kunden arbeiten noch mit OS/390-Systemen. Warum sollen sie nicht von den Vorteilen des Sub Capacity Pricing profitieren?

Jones: Wir haben in der Vergangenheit jedes Jahr Verbesserungen bezüglich der Softwarepreise eingeführt. Immer wenn wir neue Technologien ausliefern, sind damit auch Preisvorteile verbunden. Mit den LPAR-basierten Konfigurationen, die eng zusammenhängen mit Neuentwicklungen in unseren z-Serie-Rechnern und dem z/OS-Betriebssystem, bieten wir schrittweise auch Preis-Leistungs-Vorteile. Unser erklärtes Ziel bleibt, das Preis-Leistungs-Verhältnis jedes Jahr um 15 bis 20 Prozent zu verbessern.