Zukunftsforschung

Wir brauchen keine Querdenker

19.02.2009
Von 


Sascha Alexander ist seit vielen Jahren als Redakteur, Fachautor, Pressesprecher und Experte für Content-Strategien im Markt für Business Intelligence, Big Data und Advanced Analytics tätig. Stationen waren unter anderem das Marktforschungs- und Beratungshaus BARC, die "Computerwoche" sowie das von ihm gegründete Portal und Magazin für Finanzvorstände CFOWORLD. Seine Themenschwerpunkte sind: Business Intelligence, Data Warehousing, Datenmanagement, Big Data, Advanced Analytics und BI Organisation.

Rein quantitative Finanzplanung

Neef: Bisher stellen nur wenige Unternehmen solche systematischen Betrachtungen an. Stattdessen reduziert sich ihre Strategie oft auf eine rein quantitative, auf maximal ein Jahr angelegte Finanzplanung, die langfristige geschäftliche Perspektiven nicht berücksichtigt.

CW: Kann Corporate Foresight das ändern?

Neef: Immer mehr Unternehmen spüren angesichts der Marktentwicklung, dass sie strategisch etwas unternehmen müssen. Wir können ihnen zwar nicht die Zukunft vorhersagen, aber durch ein methodisches Vorgehen das Spektrum der Möglichkeiten transparent und strukturiert aufzeigen. Auch wenn die Ungewissheit bleibt, hilft Corporate Foresight dadurch, sich rationaler zu entscheiden. Das nimmt viel von der Zukunftsangst.

CW: Welche Mitarbeiter sind an solchen Projekten beteiligt?

Neef: Neben Vorstandsmitgliedern sind es typischerweise Teilnehmer, die für die Unternehmens- und Strategieentwicklung, Human Resources oder das Innovations-Management verantwortlich sind.

CW: Sind hier vor allem Querdenker gefragt, die sich stellvertretend im Unternehmen Gedanken über die Zukunft machen?

Neef: Diese Zeit ist vorbei. Wir brauchen heute Leute, die klar denken statt quer. Sie müssen aber grundsätzlich offen sein für Zukunftsüberlegungen, sich also auch mit scheinbar unmöglichen oder unbequemen Vorstellungen auseinandersetzen. Dies ist meist gar nicht so einfach, weil alle über zu viel Arbeit und Stress klagen und in Zukunftsplanungen nur eine weitere Belastung sehen. Letztlich muss der Vorstand die Initiative übernehmen.

CW: Wie lassen sich die Ergebnisse in der Organisation umsetzen?

Neef: Das hängt stark von der jeweiligen Unternehmenskultur ab. Es ist bereits viel gewonnen, wenn Verantwortliche/Entscheider sich überhaupt Gedanken über die Zukunft machen und in einen "strategischen Dialog" treten. Im nächsten Schritt lassen Firmen die Erkenntnisse, also die Szenarien und Trendinformationen, in die konkrete strategische Planung einfließen. Das reicht bis hin zur Definition von Messgrößen und Kennzahlen. Heute geht es nicht mehr in der Hauptsache um Events und Workshops: CF soll stattdessen einen konkreten Mehrwert für strategische Entscheidungen liefern können.

CW: Der konkrete Mehrwert sind also letztlich Kennzahlen?