Telekom-Vorstand Claudia Nemat

"Wir brauchen keine Pavian-Felsen"

05.10.2015
Von Carina Kontio
Im Vorstand der Deutschen Telekom verantwortet Claudia Nemat ein Milliarden-Geschäft. Im Interview spricht die Managerin über ihr Verhältnis zur Macht, Schwiegermütter und darüber, was Frauen von Männern lernen können.

Claudia Nemat ist eine der Gewinnerinnen des Wettbewerbs "25 Frauen, die wir bis 2025 als Dax-30-CEO sehen wollen", den das Handelsblatt mit der Plattform Edition F und der Huffington Post ausgerichtet hat. Vor vier Jahren zog sie als erste Frau in den Telekom-Vorstand ein. Dort bringt die Naturwissenschaftlerin nicht nur das Europageschäft und die Technologie-Entwicklung in Schwung - sie setzt sich auch dafür ein, dass mehr Frauen in die Chefetagen einziehen.

Wir treffen die energiegeladene Top-Managerin, die in ihrem Bonner Büro ein Teleskop zum Sterne beobachten stehen hat, am frühen Vormittag zum Gespräch. Nemat beginnt pünktlich auf die Minute. Angesetzt für den Termin sind eigentlich 60 Minuten, doch schon nach knapp 40 Minuten hat die gebürtige Bensbergerin alle unsere Fragen in einem rasanten Tempo beantwortet. Ihre Pressesprecherin kommt beim Mitschreiben kaum hinterher. "Puh", sagt Claudia Nemat, nachdem sie unsere letzte Frage beantwortet hat, schenkt uns ein großes, strahlendes Lächeln und atmet zufrieden tief durch.

Frau Nemat, ich weiß, dass es Sie nervt, immer wieder als erste Frau im Vorstand der Telekom angesprochen zu werden. Reden wir also kurz über Schwiegermütter. Die genießen ja oft einen zweifelhaften Ruf - Sie sind sich aber ganz grün mit Ihrer, oder?

Claudia Nemat: Oh ja, ich verstehe mich mit meiner Schwiegermutter ausgezeichnet. Sie und auch meine Mutter helfen uns, übrigens genauso wie Onkel, Tante und Kinderfrau, wahnsinnig dabei, die ganze Organisation mit den Kindern, die fünf und sieben Jahre alt sind, auch hin zu bekommen.

Mutter, Frau, Managerin und Ihr Mann steht als Chefarzt ebenfalls mitten im Berufsleben: Würden Sie das alles auch ohne Omas und Kinderfrau unter einen Hut kriegen?

Claudia Nemat: Sie brauchen schon einen großen Rückhalt und ich würde sagen auch die Kombination aus Omas, Onkel, Tante und Kinderfrau. Vor allem aber braucht es ein gemeinsames Verständnis zwischen meinem Mann und mir. Dass wenn es hart auf hart kommt, die Familie immer Priorität hat. Das ist die Voraussetzung für mich, einen Job machen zu können.

Wenn es brennt, lassen Sie also alles stehen und liegen?

Claudia Nemat: Wenn mit den Kindern irgendwas ist, könnte ich nicht unterwegs sein. Dann kümmere ich mich um sie.

Wie wichtig ist es Ihnen, abends beim Schlafengehen dabei zu sein?

Claudia Nemat: Wenn ich nicht im Ausland unterwegs oder auf einer externen Veranstaltung bin, versuche ich gegen 19 Uhr zu Hause zu sein, um die Kinder selber ins Bett bringen zu können.

Gelingt Ihnen das denn oft?

Claudia Nemat: Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt Wochen, da klappt es öfter und es gibt Wochen, da klappt es selten.

Schlagen Sie danach dann noch mal den Laptop auf und loggen sich ins Firmennetzwerk ein?

Claudia Nemat: Auch das hängt ganz von der Situation ab. Bei Problemen bin ich erreichbar, das ist selbstverständlich. Feierabend kann dann zwischen 19 und 24 Uhr sein. Und als beispielsweise in Griechenland das Referendum angekündigt wurde, bin ich nach Athen geflogen und habe mit unseren griechischen Kolleginnen und Kollegen die Lage vor Ort besprochen. Dabei hatten gerade unsere Ferien angefangen.