Bitmi will den IT-Standort Deutschland stärken

"Wir brauchen ein Facebook made in Germany"

07.03.2012
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Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.
Der Bundesverband IT-Mittelstand (Bitmi) hat zur CeBIT das Positionspapier "pro IT-Mittelstand" herausgegeben, in dem die Vertreter von rund 66.000 deutschen IT-Unternehmen zur Stärkung der nationalen Industrie auffordern.
Bitmi-Präsident Oliver Grün fordert politische Fördermaßnahmen für den deutschen IT-Mittelstand.
Bitmi-Präsident Oliver Grün fordert politische Fördermaßnahmen für den deutschen IT-Mittelstand.
Foto: Simon Hülsbömer

„Es muss doch nachdenklich stimmen, dass praktisch alle IT-Aufsteiger, die sich in den vergangenen Jahren vom Mittelständler zum Global Player entwickelt haben - beispielsweise eBay, Google, Twitter oder Facebook - aus den USA stammen. Der deutsche Mittelstand birgt dasselbe Potenzial, braucht aber endlich eine wachstumsfördernde Umgebung“, appelierte Oliver Grün, Bitmi-Präsident und Vorstand der GRÜN Software AG an die Politik. „Planierraupen zu finanzieren, ist hierzulande kein Problem. IT-Innovationen zu finanzieren, ist es hingegen schon“, schob Grün ein wenig polemisch nach und forderte: „Wir brauchen ein Facebook made in Germany.“

Mehr Geld, weniger Steuern

In seinem Positionspapier regt der Bitmi unter anderem eine steuerliche Forschungs- und Entwicklungsförderung an, die IT-Mittelständler im Rahmen der jährlichen Steuererklärung geltend machen können. Das Konzept des Verbands sieht eine jährliche Steuergutschrift von zehn Prozent auf Forschungs- und Entwicklungsausgaben bei einer Investitionsobergrenze von fünf Millionen Euro vor - damit bliebe man im Rahmen der Haushaltsspielräume von Bund und Ländern. Auch neue finanzielle Anreize für Investoren und Risikokapitalgeber seien unerlässlich, um den ITStandort Deutschland zu stärken.

Es brauche außerdem ein mittelständisch geprägtes Private-Equity-Gesetz sowie einen speziellen IT-Fonds, um Wachstumsfirmen besser zu fördern, heißt es im „pro IT-Mittelstand“. Mit der Initiative „Software made in Germany“, die vor einem Jahr gestartet wurde und mittlerweile knapp 70 Unternehmen und deren Produkte ziert, hat der Bitmi selbst bereits einen Anfang gemacht. Er möchte damit mehr öffentliche Aufmerksamkeit für inländisch entwickelte Software schaffen und ein neues Qualitätssiegel im internationalen IT-Markt etablieren. Was in der Automobilindustrie seit Jahrzehnten funktioniere, müsse doch eben auch in der Softwarebranche zu schaffen sein, erklärte Martin Hubschneider, stellvertretender Bitmi-Präsident und Geschäftsführer der CAS Software AG.

Gerechte Ausschreibungen

Was die Auftragsvergabe der öffentlichen Hand besonders im Bereich E-Government angeht, sollen IT-Mittelständler wesentlich stärker Berücksichtigung finden, als das bisher der Fall ist. Der Bitmi fordert Ausschreibungen in kleinen Losgrößen, die Entwicklung eines mittelstandsgerechten Vergaberechts und ein einheitliches Vergabeverfahren über das Internet.