EMC-COO Gelsinger im CW-Interview

"Wir beseitigen Defizite der Private Cloud"

14.09.2010
Von 
Ariane Rüdiger ist freie Autorin und lebt in München.

Serviceprovider zu werden, ist nicht das Ziel

CW: Die Hard- und auch die Softwaremargen sinken. Geld lässt sich vor allem mit Services und mit Beratungsleistung verdienen, und auch das wird nicht leichter. Ihr Argument brachte HP auf die Idee, ebenfalls ins Servicegeschäft einzusteigen, bis man schließlich EDS kaufte. Wie lange dauert es, bis Sie umfallen?

Gelsinger: Es wäre für uns absolut nicht sinnvoll, einen großen Berater einzukaufen oder selbst als Serviceprovider aktiv zu werden. Denn die Industrie ist doch dabei, sich umzustrukturieren: Viele der großen Beratungshäuser wurden bereits einem der großen Player einverleibt, wo man als Anwender nun alles aus einer Hand bekommt und es quasi kein Entrinnen mehr gibt.

CW: Und wenn die Anwender das wollen?

Gelsinger: Das erleben wir anders. HP und IBM geraten nämlich gerade in Wettbewerb mit ihrer gesamten Integratoren- und Partnerlandschaft draußen. Der Anwender soll alles bei ihnen analysieren lassen und dann kaufen statt mit dem Integrator vor Ort zusammen zu arbeiten, den er vielleicht seit Jahrzehnten kennt. Achtzig Prozent der Integratoren und Berater sind unabhängig von den Großen, und für die sind wir dank unserer Offenheit und gerade weil wir kein eigenes Serviceprovisioning und umfassendes Beratungsgeschäft im Cloud-Bereich haben, der Partner der Wahl.

CW: Wie passt die Übernahme von Greenplum in Ihre Strategie?

Gelsinger: Greenplum ist eine noch sehr neue Akquisition im Bereich Datenanalyse, an deren Integration wir arbeiten. Das Produkt bringt aber fantastische Leistungen. Beispielsweise hat T-Mobile damit die Daten in seinem Data Warehouse analysiert, das von internen und externen Datenquellen gespeist wird. Ziel war es, herauszubekommen, warum Kunden den Mobilprovider wechseln, damit man anschließend gegensteuern kann. T-Mobile konnte zum ersten Mal feststellen, was der wichtigste Faktor ist, der Kunden zum Wechsel bewegt, nämlich soziale Beziehungen. Wechseln Freund oder Freundin, geht ein Teil des Umfelds mit. So etwas kriegen Sie nur mit einem neuartigen System hin, das unterschiedlichste Datenformate und -quellen analytisch unter einen Hut bringt. Wir sehen hier großes Potential.