Acht-Wege-Systeme und Clustering-Optionen verfügbar

Wintel-Server sollen die DV-Zentren erobern

05.12.1997

Mit Hilfe von Clustering-Techniken und zusätzlichen Skalieroptionen sollen Intel-basierte Server unter NT endlich auch sogenannte unternehmenskritische Anwendungen schultern können. Das versprechen die Hersteller. Nicht nur auf der nordamerikanischen Computerschau Comdex sind die "Big Players" - und solche, die es werden wollen - jetzt in die Offensive gegangen. Beim Thema Ausfallsicherheit setzen fast alle bedeutenden Anbieter auf Microsofts Cluster Server, vormals unter der Bezeichnung "Wolfpack" gehandelt. Branchenschwergewichte wie Compaq, Hewlett-Packard (HP), Dell und SNI liefern dafür ausgelegte Systeme oder planen dies kurzfristig.

HP beispielsweise wird Clustering-Pakete auf Basis seiner "Netserver-LH-Pro"- und "LX-Pro"-Server anbieten. Daneben ist eine reine Softwarelösung geplant, mit deren Hilfe Besitzer solcher Rechner Microsoft-basierte Cluster implementieren können. Das Komplettangebot des Herstellers besteht aus jeweils zwei LH- oder LX-Pro-Servern, einer Lizenz für den Cluster Server und verschiedenen Administrations-Tools. Die Kalifornier haben dazu unter anderem die Software "HP Cluster View" vorgestellt, mit deren Hilfe IT-Administratoren NT/Cluster-Server-Konfigurationen und HP-UX-Cluster von derselben Konsole aus verwalten können. Um die Installation zu erleichtern, bietet HP das Software-Tool "HP Order Assistant" an. Dieses soll sicherstellen, daß alle für eine Clustering-Lösung erforderlichen Komponenten vorhanden sind. Ähnlich wie Compaq bemüht sich auch HP, ausgewählte Wiederverkäufer in der Clustering-Technik zu schulen und zu zertifizieren.

Im ersten Quartal 1998 möchte Compaq gekoppelte "Proliant"-Server liefern. Die Texaner verwenden dabei die Interconnect-Technik der aufgekauften Tandem Computers.

Der Hersteller fährt gegenwärtig Betatests mit Rechnern der sogenannten "S"- und der "F-Serie". Die F-Modelle werden über Fibre-Channel-Schnittstellen mit Speichereinheiten verbunden; S bezeichnet Systeme mit SCSI-basierenden Interfaces. Beide Varianten sollen unter Microsofts Cluster Server lauffähig sein.

Bereits lieferbar sind SNIs "Primergy"-Server mit dem Microsoft-Clustering-System. Die Modelle "560" und "760" arbeiten mit maximal vier Pentium-Pro-CPUs. Die Clustering-Software ist Bestandteil von "Windows NT Server Enterprise Edition 4.0" (NT Server/E). SNI hat dazu eine Reihe von Hardwarekomponenten, etwa Raid-Speichersubsysteme oder Netzadapter, von Microsoft zertifizieren lassen. Ab Anfang Dezember bietet der Direktvertreiber Dell seine "Poweredge"-Server als Bestandteil eines Microsoft-basierten Pakets an. Der "Poweredge Cluster" ist in unterschiedlichen Konfigurationen erhältlich.

Drei Konzepte konkurrieren bei Acht-Wege-NT-Servern

Im entstehenden Markt für Intel-basierte Acht-Wege-Server unter Windows NT kristallisieren sich drei konkurrierende Architekturen heraus: Intel werden nach dem Aufkauf von Corollary mit dem "Profusion"-Design gute Chancen eingeräumt, auch in diesem Segment einen De-facto-Standard zu setzen. Wie berichtet, basiert die Architektur auf dem Ende 1998 erwarteten "Deschutes"-Prozessor, dem designierten Nachfolger des Pentium Pro. NCR geht mit dem "Octascale"-Design eigene Wege. Ebenso wie das Acht-Wege-Konzept von Axil funktioniert Octascale auch mit herkömmlichen Pentium-Pro-Prozessoren. NCR präsentierte den "Worldmark-4380"-Server auf der Comdex. Der Rechner läßt sich von einer bis auf acht CPUs skalieren (siehe CW Nr. 42 vom 17. Oktober 1997, Seite 44: "NCRs Acht-Wege-Server...").

Ob sich Axil und NCR mit ihren Systemdesigns auf lange Sicht über Wasser halten können, ist offen. "Wir haben uns entschieden, auf Profusion zu warten", erklärte kürzlich Lineene Krasnow, als Vice-President verantwortlich für das Marketing von IBMs "Net- finity"-Servern. Compaq hat sich ebenfalls auf die Corollary-Technik festgelegt. Dieser Schritt ist indes kaum überraschend, da das Profusion-Design zum Teil auf Compaq-Technologien wie etwa den "Hot-Plug-PCI"-Spezifikationen aufsetzt. Gleichwohl hat die relativ späte Verfügbarkeit von Profusion - wahrscheinlich erst Ende 1998 - einige Hersteller dazu veranlaßt, konkurrierende Konzepte einzusetzen. So greift etwa Data General mit seinem Acht-Wege-Server "AV 8600" auf Axil-Technik zurück. Digital Equipment und Sequent haben NCRs Octascale-Architektur in Lizenz genommen (siehe Kasten "Acht-Prozessor-Server...").

Russ Pine, Manager für Netzwerke und Telekommunikation beim US-Konzern H&R Block mit Hauptsitz in Kansas City, hat sich für NCRs Vier-Wege-SMP-Server "Worldmark 4300" entschieden, der die Basis für die Acht-Prozessor-Maschine Worldmark 4380 bildet. Für ihn zähle die Option, auf acht Prozessoren aufzurüsten, wenn die Zeit reif sei, so Pine. Nicht alle Branchenbeobachter teilen jedoch die aufkeimende Euphorie um derartige Rechner. "Vier-Wege-Systeme sind momentan das Optimum für Windows NT", meint etwa der Datapro-Analyst Peter Lowber. "Acht Wege bringen dem Anwender nicht viel mehr.