EPA: Power Management einschalten, bitte!

Windows XP und die globale Erwärmung

21.04.2008
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Nach Schätzung der US-amerikanischen Umweltschutzbehörde EPA sind bei höchstens zehn Prozent aller Firmen-PCs die Energiesparfunktionen aktiviert.

Damit werden laut Environmental Protection Agency unnötig Energie vergeudet und CO2-Emissionen erzwungen. Schuld daran ist vermutlich nicht zuletzt Windows XP. Anders als bei dessen Nachfolger Vista können Systemadministratoren beim älteren Microsoft-Betriebssystem die Energiesparfunktionen von PCs nicht nativ über das Netzwerk steuern.

Weil aber XP noch eine ganze Weile weiterleben wird, hat die EPA jetzt sogar das kostenlose Tool "EZ GPO" (Group Policy Objects) entwickeln lassen und veröffentlichen. Systemverwalter können damit das Power Management von XP-PCs steuern; Vista bringt entsprechende Werkzeuge wie erwähnt von Haus aus mit.

Die EPA schätzt, dass aktiviertes Power Management bei einer typischen Installation von 1000 PCs im Jahr 40.000 Dollar sparen kann. Mit den eingesparten 400.000 Kilowattstunden ließen sich 220 Durchschnittshaushalte beleuchten. Umgerechnet in CO2 entspräche die Entlastung 300 Tonnen oder dem Jahresausstoß von 50 Pkw.

Dumm nur, dass viele IT-Abteilungen nach schlechten Erfahrungen mit ferngesteuerter Energieverwaltung diese Option ausgeschaltet haben oder sogar nur noch PCs bestellen, bei denen die Funktionen gleich ganz deaktiviert sind. "Es ist zu einer kollektiven Brachenpraxis geworden, die Features abzuschalten", klagt Steve Ryan, bei der EPA für das Programm "Energy Star" verantwortlich.

Die Technik habe sich deutlich weiterentwickelt, und gegenwärtig spreche aber auch gar nichts mehr gegen eine Nutzung von Power Management, sagt der EPA-Mann. PCs, Hardware, Software und Chips seien heute viel besser als vor Jahren, und selbst wenn ein Client mal Probleme mache "ist das nichts, was ihr Netzwerk ausbremst oder sonst irgendwelche Schäden verursacht", so Ryan weiter.

EZ GPO hat die Beratungsfirma Terra Novum LLC aus Watertown, Massachusetts, für die EPA geschrieben. Thimas Bolioli, President der Firma, weiß leider auch um die Tatsache, dass viele Admins ungern Third-Party-Tools für die Energieverwaltung hernehmen. Die IT-Abteilung zahle nicht die Stromrechnung für das Büro, so Bolioli, und die Installation von Werkzeugen von Drittanbietern auf einem Firmen-Server sei oftmals einem so komplizierten Genehmigungsprozess unterworfen, dass viele Admins es gar nicht erst versuchten. Unter anderem deswegen habe er Microsoft dazu gedrängt, das Power Management in die Gruppenrichtlinien-Einstellungen in Vista aufzunehmen, sagt der Terra-Novum-Mann: "Ich möchte, das Microsoft mein Tool überflüssig macht." (tc)