Nutzen und Grenzen

Windows-Tablets im Business

25.11.2013
Von 
Klaus Hauptfleisch ist freier Journalist in München.
Mit Windows 8.1 wird alles besser, auch im B2B-Einsatz, heißt es. Doch gerade für den beruflichen Einsatz scheinen viele Tablet-Hersteller noch keine Antwort auf das neue Betriebssystem zu haben.
Foto: Kenishirotie, Fotolia.com

Tablets mit Windows 8 oder dem neuen Windows 8.1 brauchen sich in Leistung, Anschlussvielfalt und Design kaum zu verstecken. Vielfach sind sie auch B2B-tauglicher als ihre Android- oder iOS-Vettern. Das zeigt diese Marktübersicht, bei der wegen der fließenden Grenzen auch Geräte mit abnehmbarer Tastatur berücksichtigt wurden.

Intels jüngste sparsame Core-Prozessoren der vierten Generation (Codename Haswell) und die "Bay Trail"-Atom-CPUs mit bis zu vier Kernen bringen die Performance auf Notebook-Niveau. Viele der hier ins Rennen geschickten Business-Modelle sind jedoch älter und daher noch mit Prozessoren der dritten Generation ausgestattet. Die Unterstützung neuer Formfaktoren von 8 bis 20 Zoll und kabelloser Übertragungstechniken wie NFC, WiDi (Intel Wireless Display), WiFi-Direct und Miracast (für HD-Video) machen Windows 8.1 auch für B2B-Anwendungen interessant. Der deutsche Windows-Chef Oliver Gürtler hebt die vielen Sicherheits- und Business-Features wie etwa Managementfunktionen hervor sowie die Möglichkeit, jetzt auch Desktop-Anwendungen auf größere Live-Kacheln zu ziehen.

Rückbesinnung auf den Desktop

Auch wenn die meisten am Ende doch die neue Kacheloberfläche bevorzugten, habe man gelernt, dass diese eine gewisse "Gewöhnungs- und Überzeugungsphase" brauche, meint Gürtler. Die erleichterte Rückkehr zur Desktop-Ansicht in Windows 8.1 könne daher die Lernzeit durchaus verkürzen. Als neues B2B-Highlight, das besonders dem Bring Your Own Device (BOYD) entgegenkomme, nennt der Microsoft Manager Workplace Join. Denn damit lasse sich klarer zwischen privaten und Unternehmensdaten trennen und sicherstellen, dass Letztere im Fall eines Jobwechsels zentral gelöscht werden können.

In der Kritik steht die vergleichsweise geringe Zahl von touch-optimierten Apps. Während Apple und das Android-Lager hier jeweils schon auf über 300.000 kommen, hat Windows Mitte des Jahres gerade einmal die 100.000-Marke passiert. Dem hält Gürtler entgegen, dass die Zahlen vorwiegend das Consumer-Umfeld beträfen. Es komme nicht darauf an, wer die meisten Apps habe, sondern welche wirklich nützlich und relevant sind. Abgesehen von vielen in Windows integrierten Tools und Programmen könnten die Nutzer auch auf das wohl immer noch größte Ökosystem klassischer Desktop-Anwendungen zugreifen.

Raus aus dem RT-Debakel?

Von der Nutzung solcher klassischer Desktop-Anwendungen können Anwender von Windows RT indes nur träumen. Kein Wunder, dass die ARM-Variante mit 200.000 von 45,1 Millionen verkauften Tablets im zweiten Quartal ganz unter ferner liefen zu finden war. Windows 8 kam in dem Quartal allerdings auch nur auf 4 Prozent vom großen Kuchen, obwohl Apples iOS fast die Hälfte der Marktanteile verloren hat. Großer Gewinner war das Android-Lager mit einem Weltanteil von fast 63 Prozent in den drei Monaten.

Auf die Kritik zu weniger RT-Apps reagierend, hat Microsoft bei dem ARM-OS nachgelegt und neben einer kostenlosen Office-Version auch die Möglichkeit integriert, über Apps VPN-Verbindungen aufzubauen. Doch wie es aussieht, wird der Softwareriese als Geräteanbieter vorerst so ziemlich allein auf weiter Flur sein, die Vorzüge des neuen RT zu vermarkten. Denn mit Dell fiel im September so ziemlich die letzte Bastion der ODM-Partner für das ARM-OS.

Gemeinsamkeiten und Knackpunkte

Anders als Business-Notebooks sind reine Tablets kaum entspiegelt, was das Arbeiten im Freien stark beeinträchtigen kann. Außerdem setzen fast alle Hersteller nach dem Vorbild von Apples Retina-Display auf die IPS-Technologie, die mit hohen Auflösungen und einem Blickwinkel von 178 Grad glänzt. Dabei wünschte man sich unterwegs oder auf Reisen doch eigentlich mehr Diskretion. Entsprechende Folien können einen doppelten Schutz bieten, leider aber meist auf Kosten der Bildqualität.

Was USB angeht, beschränkt sich die Anschlussvielfalt von Windows-Tablets in der Regel nur auf einen Standard- oder Micro-Port. Die Bluetooth-oder Kabelverbindung zehrt mitunter stark an der Akkulaufzeit. Andererseits kann ein integrierter Akku im passenden Keyboard-Dock die Laufzeit deutlich erhöhen. HDMI hat bei Tablets die RGB-Schnittstelle vollkommen verdrängt, was es ohne Wandler unmöglich macht, analoge Beamer oder Monitore anzusteuern. Die Konverter sind nicht teuer, aber nicht jeder ist geeignet.

Dies vorausgeschickt, zeigt die folgende Produktübersicht, dass die meisten Hersteller die Kategorie Business-Tablets für Windows 8, Windows 8.1 oder Windows 8.1 for Enterprise weiter bedienen und lieber Convertible- oder 2-in-1-Geräte auf den Laufsteg schicken.