Windows 95 mit proprietaerer Schnittstelle Microsofts System-Management zielt knapp am Standard vorbei

02.12.1994

FRAMINGHAM (IDG) - Microsoft brueskiert die Standardisierungsgruppe Desktop Management Task Force (DMTF). Die Gates-Company ist nicht bereit, die Festlegungen der von ihr mitinitiierten Organisation in vollem Umfang zu akzeptieren.

"Damit geraet das Ziel aus den Augen, herstellerspezifische APIs durch einen industrieweiten Standard zu ersetzen", aergert sich DMTF-Chefin Shannon Gray-Voigt. Anders als Microsoft haben sich die Mitbewerber, darunter Sunsoft, IBM und Novell, laengst zum Desktop Management Interface der DMTF bekannt.

Jetzt befuerchtet die Task Force, dass Microsoft bald andere Methoden des Zugriffs auf Desktop-Daten verwenden wird als die Mitbewerber und dass auch diese Daten ein abweichendes Format haben koennten. Das koennte dazu fuehren, dass bestimmte Management- Funktionen kuenftig spezielle Tools verlangen, die dann wohl von Microsoft kaemen.

"Es wird keine Probleme geben", behauptet dagegen Rich Barth, Microsofts Produkt-Manager fuer System-Management-Server.

Barth raeumt allerdings ein, dass sein Unternehmen beim Component Interface, mit dem PC-Objekte wie etwa Festplatten ueberwacht und manipuliert werden koennen, einen eigenen Weg geht. Damit wolle man es den Entwicklern ersparen, neue Windows-95-Treibersoftware zu schreiben. Schliesslich verfuege Windows 95 bereits ueber ein funktionierendes Plug-and-play-Verfahren. Ansonsten bekenne sich Microsoft zu fast allen DMTF-Standards.

Die Anwender kann Barth mit diesem Versprechen nicht beruhigen. "Standards werden geschaffen, damit sich jeder daran haelt", erinnert Richard Roller, IT-Chef des New Yorker Guggenheim- Museums, "und es ist schon beunruhigend, wenn sich ein Hersteller von der Groesse Microsofts einen eigenen Weg sucht." Er sieht darin eine Zersplitterung der Industrie, die zur Folge habe, dass die Entwickler eine immer groesser werdende Anzahl von APIs zu bewaeltigen haetten.