Widersprüchliche Meldungen

Windows 8 - hopp oder top?

29.11.2012
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Während Microsoft die anfänglichen Erfolge von Windows 8 hochjubelt, gibt es auch gegenteilige Meldungen.

Microsoft selbst verbreitet heute in einer deutschen Pressemitteilung die gleichen Erfolgsmeldungen wie US-Managerin Tami Reller früher in dieser Woche: 40 Millionen verkaufte Lizenzen von Windows 8, App-Angebot im Store verdoppelt, teils fünfstellige App-Downloads. Außerdem wird eine Context-Studie angeführt, die von Umsatzsteigerungen im Fachhandel bei Software und PCs berichtet.

Der taiwanische Branchendienst "Digitimes" hingegen berichtet unter Berufung auf Quellen in der Lieferkette, Microsoft habe seine Bestellungen für das kleinere "Surface"-Tablet von zuvor vier auf zwei Millionen halbiert. Microsoft müsse aufgrund der schlechten Verkäufe des Windows-8-RT-Geräts möglicherweise das "Pro"-Modell mit Intel-CPU und vollwertigem Betriebssystem vorziehen und billiger machen als bislang gedacht - was allerdings die ohnehin schon angespannte Stimmung zwischen Microsoft und den Notebook-Herstellern noch verschlechtern dürfte. Deren RT-Tablets gehen laut "Digitimes" übrigens auch alles andere als wie warme Semmeln weg.

Das US-Technikblog "Mashable" schließlich schreibt, seit Einführung von Windows 8 seien die Windows-Verkäufe um 21 Prozent zurückgegangen. Es bezieht sich dabei auf eine Pressemitteilung der Marktforschungsfirma NPD Group. Nach deren Zählung findet sich Windows 8 derzeit auf 58 Prozent der verkauften Geräte. Zum Vergleich: Windows 7 hatte es vier Wochen nach seiner Einführung auf 83 Prozent gebracht. Die Verkäufe von Tablets mit Windows 8 (Surface nicht berücksichtigt) bezeichnet NPD mit unter 1 Prozent der verkauften Devices als "praktisch nichtexistent".

Ein Lichtblick sind die Verkäufe von Windows-8-Notebooks mit Touchscreens. Diese kamen auf immerhin sechs Prozent Anteil an den gesamten Windows-8-Laptops und halfen mit einem durchschnittlichen Verkaufspreis von 867 Dollar laut NPD "im Markt für Consumer-Notebooks mit Windows ein Premium-Segment zu reetablieren". Überhaupt hat Windows 8 die Gerätepreise steigen lassen. Im vergangenen Jahr kostete ein Windows-PC im Schnitt 433 Dollar, in den vergangenen Wochen ist er auf 477 Dollar gestiegen.

Dass Windows 8 nur schleppend in Gang kommt, führt NPD-Analyst Stephen Baker unter anderem darauf zurück, dass der Handelskanal in den USA noch arg mit unverkauften älteren Beständen aus dem Back-to-School-Geschäft verstopft gewesen sei. "Es ist noch zu früh, Windows 8 für die anhaltende Schwäche im PC-Markt verantwortlich zu machen", so Baker. "Wir haben immer noch das ganze Weihnachtsgeschäft vor uns. Klar ist aber auch, dass Windows 8 sich nicht als der Impetus für einen Turnaround erwiesen hat, auf den mancher gehofft hatte."