Microsoft macht sich selbst Konkurrenz

Windows 3. 0 wird die640-KB-Barriere sprengen

30.03.1990

REDMOND (IDG)-Die Microsoft Corp. sorgt wieder einmal für Verwirrung unter US-Anwendern. Obwohl das Unternehmen die neueste Windows-Version 3. 0 noch nicht einmal angekündigt hat, äußern sich immer mehr Beta-Tester begeistert über das Produkt. Mögliche Folge: Die Migration zu OS/2 wird für viele Unternehmen unnötig.

Besonders begeistert zeigte sich die Zeitschrift "Acknowledge". "Windows wird OS/2 vom Markt fegen", hieß es in dem Fachblatt für Windows- und Presentation-Manager-Entwickler. Als Haupt- vorteil wertet das Blatt den Umstand, daß es bereits zahlreiche auf Windows abgestimmte Programme gebe, der Anwender also auch wisse, was er bekomme. Selbst Entwickler, die bisher noch keine Windows-Software im Programm haben, äußerten Respekt. So meinte Ashton-Tate-Chairman Ed Esber, daß Windows 3. 0 jetzt alles bietet, was man sich davon erwarten kann.

Die US-Anwender rechnen jetzt mit einer Markteinführung von Windows 3. 0 im Zeitraum Mai/Juni dieses Jahres. Obwohl man von offizieller Microsoft-Seite nichts über das neue Release hört, räumten einige Microsoft-Vertreter ein, daß man mit der neuen Windows-Version weiterhin Flagge im DOS-Markt zeigen werde. DOS werde aber nie zum echten "Server-Betriebssystem" taugen. Kunden, die eben dies und die SAA-Anbindung wollten, würden in Zukunft mit OS/2 besser bedient sein.

Was die technischen Details betrifft, wurde bis jetzt bekannt, daß die neue Version drei verschiedene Arten der Speicherverwaltung beherrschen wird: Der "Real Mode" wird alle bisherigen Windows-Anwendungen unterstützen, hier gilt aber weiterhin die 640-KB-Obergrenze. Zwei "Protected Modes"-einer für 286er-Systeme, einer für 386er/486er - werden die alte DOS-Barriere sprengen.

Windows-Anwendungsprogramme müssen an die jeweiligen Protected-Modes angepaßt werden. Hier liegt auch der Grund für die verzögerte Auslieferung, da die Microsoft-Entwickler noch nicht alle Probleme mit den Protected-Modes im Griff haben.