Windows 11

Windows 11 in Windows 10 nachbauen - so geht's

09.04.2022
Wenn Ihr PC die strengen Systemvoraussetzung nicht erfüllt, das neue Betriebssystem noch auf sich warten lässt oder Sie gar nicht komplett umsteigen möchten, können Sie doch Design und Funktionen von Windows 11 nutzen.
Windows 11 im Eigenbau. Kein Problem mit den richtigen Tools.
Windows 11 im Eigenbau. Kein Problem mit den richtigen Tools.
Foto: mundissima - shutterstock.com

Obwohl Windows 11 im vergangenen Oktober erschien und somit schon fünf Monate "alt" ist, läuft es längst noch nicht auf allen Rechnern. Zum einen hat Microsoft die Hardwareanforderungen deutlich hochgeschraubt, sodass ein beträchtlicher Teil der laufenden PCs vom Upgrade ausgeschlossen ist und bei Windows 10 verbleiben muss. Ob das auch für Ihren Computer gilt, überprüfen Sie mit den Tools PC Integritätsprüfung und Why Not Win11.

Zweitens zieht sich der Aktualisierungsprozess selbst auf kompatiblen Systemen noch über Monate hin, und drittens möchte längst nicht jeder auf das aktuelle Betriebssystem wechseln - getreu dem Motto "Never change a running system". Neue Windows-Versionen verursachten schließlich bis in die jüngste Vergangenheit immer wieder zum Teil massive Problem bis hin zum Verlust persönlicher Daten. Ein Inplace-Upgrade mit der Übernahme aller persönlichen Einstellungen, Daten und installierten Programme ist technisch eben nicht ganz einfach. Und da der Support von Windows 10 Home und Pro zudem bis Oktober 2025 gewährleistet ist, existiert auch kein unmittelbarer Handlungsdruck.

Unser Erfahrung nach verursacht das Versionsupgrade zwar kaum Probleme und ist zudem selbst auf offiziell "nicht kompatiblen PCs" möglich (dazu unser Ratgeber "Fit für Windows 11: Die Hardware-Voraussetzungen"). Doch es bleibt selbstverständlich Ihre Entscheidung, ob und gegebenenfalls wann Sie umsteigen möchten.

Schicke neue Oberfläche, jedoch ohne Windows 11

Man könnte diesen PC auf Windows 11 upgraden, muss es aber nicht. Das Look and Feel und viele Funktionen des neuen Betriebssystems lassen sich mit Windows 10 nutzen.
Man könnte diesen PC auf Windows 11 upgraden, muss es aber nicht. Das Look and Feel und viele Funktionen des neuen Betriebssystems lassen sich mit Windows 10 nutzen.

Andererseits finden Sie das Design von Windows 11 vielleicht schick und möchten die eine oder andere neue Funktion nicht länger missen. Kein Problem, denn Oberfläche und Features von Windows 11 holen Sie auf Ihren Rechner, ohne dafür das neue Betriebssystem installieren zu müssen. Bevor es los geht, soll der Hinweis nicht fehlen, den Ist-Zustand Ihres Rechners zu sichern. Damit stellen Sie den Ausgangszustand schnell wieder her, wenn Sie mit dem "Umbau" nicht zufrieden sind. Dazu nutzen Sie entweder den "Computerschutz" von Windows und erstellen manuell einen Wiederherstellungspunkt. Etwas aufwendiger, aber auch zuverlässiger ist es, die komplette Systempartitionen mit Aomei Backupper zu sichern.

Windows 11 haben wir in der PC-WELT seit der ersten Ankündigung im vergangenen Sommer ausführlich und im Detail vorgestellt. Einen ganz schnellen Eindruck bieten das Webprojekt von Windows 11 und die Beschreibung der neuen Funktion in This Is Win 11

Sicher ist sicher: Grundsätzlich empfiehlt es sich, über den „Computerschutz“ von Windows einen Wiederherstellungspunkt zu erstellen, bevor man mit Tools ins System eingreift.
Sicher ist sicher: Grundsätzlich empfiehlt es sich, über den „Computerschutz“ von Windows einen Wiederherstellungspunkt zu erstellen, bevor man mit Tools ins System eingreift.

Hinweis: Abhängig von den Sicherheitseinstellungen unter Windows 10 warnt Sie Ihr PC mit dem Hinweis "Der Computer wurde durch Windows geschützt" vor einigen der hier vorgestellten Tools. Wir haben die Software hinsichtlich ihrer Sicherheit überprüft, so dass Sie sie ohne Bedenken über "Weitere Informationen -› Trotzdem ausführen" im Hinweisfenster starten können.

Desktop-Hintergrund, Icons oder komplettes Theme-Pack

Besonders augenfällig in Windows 11 sind das Desktop-Design, das mittig platzierte Startmenü, die Taskleiste und die Icons. Wünschen Sie nur den aktuellen Hintergrund, laden Sie das aktuelle Wallpaper aus dem Netz (etwa hier), speichern das Bild auf der Festplatte und holen es über die rechte Maustaste und "Als Desktophintergrund festlegen" auf den Monitor. Ebenfalls einfach bekommen Sie das komplette Look and Feel des neuen Betriebssystems über ein sogenanntes Skinpack. Das gibt es mit reduzierter Funktionalität gratis im Internet, ohne Einschränkungen kostet es knapp vier US-Dollar.

Das Skinpack Windows 11 macht es besonders einfach, das Design des neuen Betriebssystems auch auf einem Rechner mit Windows 10 zu installieren.
Das Skinpack Windows 11 macht es besonders einfach, das Design des neuen Betriebssystems auch auf einem Rechner mit Windows 10 zu installieren.

Nach dem Download der Gratisvariante extrahieren Sie die Datei per Doppelklick, geben im nächsten Schritt als Passwort "skinpacks.com" ein, entpacken die Daten in einen Ordner Ihrer Wahl und bestätigen mit "OK -› Extract". Wechseln Sie zum soeben erstellten Verzeichnis, klicken doppelt auf die Datei "SkinPack Windows 11", bestätigen mit "Next -› Next -› Install" und drücken die Schaltfläche "OK".

Bevor Sie mit "Next" fortfahren, speichern Sie im eingeblendeten "Designs"-Fenster von Windows 10 die neue Zusammenstellung, indem Sie die Schaltfläche "Design speichern" drücken. Schließen Sie die Einstellungen-App, setzen die Skinpack-Installation fort und starten den PC abschließend neu. Der Windows-11-Hintergrund ist nach dem Reboot sofort da, bis das neue Design komplett geladen ist, dauert es beim ersten Mal einen Moment.

Die kostenlose Skinpack-Version ist im Wesentlichen auf den Hintergrund beschränkt, das mittige Startmenü und die Taskleiste von Windows 11 bietet erst die kostenpflichtige Variante für 3,99 US-Dollar.

Alternativ dazu verwenden Sie das Theme-Customizer-Pack 1.0, welches das Gleiche im Wesentlichen gratis erledigt. Die Handhabung ist jedoch aufwendiger; die Details dazu lesen Sie dazu im Ratgeber "So finden Sie sich in Windows 11 zurecht".

Wieder einfach zu handhaben ist Center-Taskbar, das Tool platziert unten in der Taskleiste alle Symbole nebeneinander in der Mitte: ganz so wie in Windows 11. Apropos Taskbar: Noch viel mehr Möglichkeiten bietet das Dock von Winstep Nexus.

Alles neu: Startmenü, Hintergrund, Icons und Taskleiste. Man muss schon sehr genau hinsehen, um das nachgebaute Windows 11 vom echten unterscheiden zu können.
Alles neu: Startmenü, Hintergrund, Icons und Taskleiste. Man muss schon sehr genau hinsehen, um das nachgebaute Windows 11 vom echten unterscheiden zu können.

Microsoft Teams, Widgets und Windows Terminal

Dass Microsoft Teams in Windows 11 integriert und über die Taskleiste sofort startklar ist, ist zwar praktisch. Für Verwirrung dürfte bei manchen Anwendern allerdings sorgen, dass die vorinstallierte Version nur mit einem privaten Microsoft-Konto funktioniert. Mit einem geschäftlichen, Schuloder Uni-Account benötigt man "Teams für Beruf, Schule und Studium oder das neue "Teams Essentials" mit weniger Cloudspeicher. Dies lässt sich ebenso wie auch die private Variante unter Windows 10 installieren.

Widgets zählen zu den „neuen“ Funktionen von Windows 11; mit dem 8 Gadget Pack lassen sie sich auch auf PCs mit Windows 10 installieren.
Widgets zählen zu den „neuen“ Funktionen von Windows 11; mit dem 8 Gadget Pack lassen sie sich auch auf PCs mit Windows 10 installieren.

Erinnern Sie sich noch an die Widgets auf dem Desktop? Die kleinen Programme zeigen aktuelle Infos wie Wetter, News, Sportergebnisse, Aktienkurse, Kalendertermine, Verkehrslage und mehr waren unter Windows XP und Vista durchaus beliebt. Dann aber wurden sie von Microsoft aufgegeben und erst im nun aktuellen Betriebssystem wieder eingeführt. Wenn Sie sie vermissen, installieren Sie unter Windows 10 das 8 Gadget Pack. In der Voreinstellung erscheinen die Infotools zunächst in der Sidebar am rechten Monitorrand. Über die gedrückte Maustaste können Sie sie frei auf dem Desktop platzieren, konfigurieren und weitere Inhalte ergänzen.

Wer unter Windows 10 Befehle in die Kommandozeile eintippen wollte, musste sich schon mit den Unterschieden zwischen der "klassischen" Eingabeaufforderung und der neueren Windows Powershell beschäftigen. Unter Windows 11 existieren beide Tools zwar weiter, hinzu kommt aber das neue Windows-Terminal: Es vereinigt Eingabeaufforderung, Powershell und Windows-Subsystem für Linux (WSL).

Das neue Windows Terminal vereinigt unter Windows 11 diverse Tools für die Kommandozeile. Über den Windows Store lässt es sich auch im Vorgängersystem installieren.
Das neue Windows Terminal vereinigt unter Windows 11 diverse Tools für die Kommandozeile. Über den Windows Store lässt es sich auch im Vorgängersystem installieren.

Unter Windows 10 installieren Sie das neue Tool, indem Sie im Windows Store nach "Windows Terminal" suchen, anschließend mit "Herunterladen" fortfahren und sich mit einem Microsoft-Konto anmelden.

Android-Apps unter Windows

Der Bluestacks-Player macht es möglich: Android-Apps inklusive Google Playstore laufen schon jetzt auf dem Windows PC.
Der Bluestacks-Player macht es möglich: Android-Apps inklusive Google Playstore laufen schon jetzt auf dem Windows PC.

Bei der ersten Ankündigung von Windows 11 hieß es von Microsoft, dass Android-Apps künftig nativ im Betriebssystem laufen würden. Daraus wurde zum Start im Herbst jedoch nichts, die Funktion soll erst im Laufe dieses Jahres nachgereicht werden.

Nicht nativ, sondern nur emuliert, dafür aber ganz einfach lassen sich Android-Apps schon jetzt auf PCs mit Windows 8.1, 10 und 11 nutzen. Dazu installieren Sie den Bluestacks App Player . Er ermöglicht die Installation beliebiger Android-Apps über Googles Playstore und als APK-Dateien, während die originäre Funktion von Microsoft noch auf sich warten lässt.

Powertoys ersetzen die Snap Layouts von Windows 11

Sechs vordefinierte Fensterlayouts erleichtern unter Windows 11 das Platzieren der offenen Fenster enorm. Statt zuvor jedes Fenster einzeln an die gewünschte Desktopposition zu verschieben, genügt es nun, mit der Maus oben rechts über das Maximieren-Symbol eines Fensters (oder Win-Z) zu fahren und ein Layout zu wählen. So ist alles blitzschnell passend angeordnet. Die gleiche Funktion steht - versteckt - unter Windows 10 zur Verfügung.

So geht's: Laden Sie die neueste Version der Microsoft Powertoys aus dem Internet. Nach Installation und Start klicken Sie auf der Bedienoberfläche auf "Einstellungen -› PowerToys als Administrator neu starten". Danach aktivieren Sie die Option "Immer als Administrator starten". Nun wechseln Sie links zum Eintrag "Fancy- Zones": Über "Layout-Editor starten" können Sie verschiedene vordefinierte Spalten-, Zeilen- und Rasterlayouts wählen, diese anpassen oder ganz neue definieren. Per Doppelklick wählen Sie ein Layout aus, über die gedrückte Shift-Taste ziehen Sie ein Fenster an die gewünschte Position.

Fancyzones erfordert etwas Einarbeitung, bietet andererseits sogar mehr Möglichkeiten als die Snap Layouts von Windows 11. Probieren Sie das eine oder andere aus, kaputt machen können Sie dabei nichts! Sehen Sie auch in die ausführlichen Erläuterungen im Internet.

Über den neuen Windows-Explorer ohne "Menüband" in Windows 11 lässt sich trefflich streiten. Wem das gefällt und deshalb die Ribbons im Dateimanager unter Windows ganz loswerden möchte, erledigt das mit Metro UI Tweaker. Nach dem Entpacken starten Sie das Tool, wählen auf der Programmoberfläche die Einstellung "Disable Explorer Ribbon" und bestätigen Sie mit "Apply -› Ja".

Eine wichtige neue Funktion von Windows 11 soll nicht vergessen werden: Die "Laufwerksintegrität" überwacht den Zustand moderner NVMe-SSDs. Drohende Defekte durch das Auslesen der Smart-Parameter von Datenträgern lassen sich mit Crystaldiskinfo auch unter Windows 10 abwenden.

(PC-Welt)