Windows 10

Windows 10 wie Windows 7 bedienen - so klappt's

06.06.2020
Von 
Roland Freist, Jahrgang 1962, studierte in München Kommunikationswissenschaft und arbeitete danach als Redakteur bei IT-Fachverlagen. Seit 1999 ist er selbstständig und schreibt Artikel zu Windows, Android, Anwendungen, Netzwerken, Security und Internet. Im professionellen Umfeld bearbeitet er Themen rund um Storage, Cloud-Computing und Virtualisierung.
Nach dem Update auf Windows 10 müssen viele Umsteiger erst einmal umdenken. Mit unseren Tricks erhalten Sie jedoch etliche Bedienelemente aus Windows 7 zurück und nutzen sie wie gewohnt weiter.

Windows 7 war das letzte Windows, das noch die seit Windows XP gewohnte Bedienoberfläche aufwies. Nach dem Support-Aus im Januar bleibt allerdings auch den hartnäckigsten Update-Verweigerern kaum eine andere Wahl, als zum aktuellen Windows 10 zu wechseln.

Nach dem so erzwungenen Umstieg ist so mancher Anwender genervt, weil sich in den vergangenen Jahren viel verändert hat. Das Startmenü hat einen anderen Aufbau, die Kacheln sind neu hinzugekommen, in der Systemsteuerung fehlen gewohnte Optionen, die man nun in der Einstellungen-App erst einmal suchen muss. Vor allem Power-User, die ihr System an ihre Arbeitsweise angepasst haben, müssen sich neu orientieren und die gewohnten Funktionen wieder aufspüren.

Dieser Artikel soll Ihnen dabei helfen, sich im aktuellen Microsoft-Betriebssystem schnell zurechtzufinden. Wir zeigen Ihnen, wo Sie die gewohnten Funktionen finden, wie Sie mit wenigen Klicks zu den Einstellungen gelangen und wie Sie aussortierte Funktionen wiederherstellen.

Das neue Startmenü erfordert etwas Umgewöhnung

Die wohl augenfälligste Neuerung in Windows 10 ist das veränderte Startmenü. Microsoft hat die Baumstruktur früherer Windows-Versionen aufgegeben und sie durch eine alphabetisch geordnete Liste der installierten Anwendungen ersetzt. Ganz oben stehen wie in Windows 7 ständig aktuell die am häufigsten verwendeten Programme. Sie können durch diese Liste scrollen oder auch direkt zu einem Eintrag springen: Nach einem Klick auf "Meistverwendet" oder einen der Buchstaben öffnet sich eine Softwaretastatur, wo Sie den gewünschten Anfangsbuchstaben direkt anwählen können.

Die Kacheln und die Icons der Symbolleiste am linken Rand sind nichts anderes als erweiterte Links zu Anwendungen und Systemeinstellungen. Beides lässt sich beliebig konfigurieren: Die Kacheln verschieben Sie per Drag & Drop, per Rechtsklick und im Kontextmenü auf "Von 'Start' lösen" entfernen Sie sie. Neue Kacheln fügen Sie nach einem Rechtsklick auf einen Eintrag in der Liste und "An 'Start' anheften" hinzu. Die Icons in der Leiste passen Sie an, indem Sie mit der rechten Maustaste auf "Dokumente", "Bilder" oder "Einstellungen" klicken und "Diese Liste personalisieren" wählen.

Nach dem Klick auf einen Anfangsbuchstaben blendet Windows eine Software-Tastatur ein, über die Sie nach Alphabet in der Programmliste springen können.
Nach dem Klick auf einen Anfangsbuchstaben blendet Windows eine Software-Tastatur ein, über die Sie nach Alphabet in der Programmliste springen können.

Das Suchfeld im früheren Startmenü ist nun in die Taskleiste unten gewandert. Durch Eingabe eines Programmnamens starten Sie die Software direkt. Darüber hinaus ist nach wie vor eine Suche nach beliebigen Dateien möglich. Microsoft hat die Funktion allerdings aufgepeppt, so dass Windows über Bing immer auch im Web sucht. Die Ergebnisse sind in mehrere Rubriken eingeteilt. Klicken Sie einfach mal in das Suchfeld hinein, um die verschiedenen Rubriken einzusehen.

Wichtig: Das Register "E-Mail" zeigt nur die Ergebnisse in Windows Mail, für Outlook nutzen Sie programminterne Funktionen.

Systemsteuerung lässt sich ins Startmenü zurückholen

Über den Kontextmenü-Befehl „An ‚Start‘ anheften“ nehmen Sie beliebige Anwendungen als Kacheln ins Startmenü von Windows 10 auf.
Über den Kontextmenü-Befehl „An ‚Start‘ anheften“ nehmen Sie beliebige Anwendungen als Kacheln ins Startmenü von Windows 10 auf.

Eine weitere wichtige Änderung im neuen Windows sind die neuen "Einstellungen", die Sie über das Symbol am linken Rand im Startmenü erreichen. Microsoft hat sie mit Windows 8 eingeführt, seither überträgt die Firma mit nahezu jedem Windows-Update weitere Funktionen von der Systemsteuerung in diese Rubrik. Ziel ist offensichtlich, die Systemsteuerung über kurz oder lang abzuschaffen.

Die Systemsteuerung taucht in den Menüs von Windows nicht mehr auf. Sie erreichen sie jedoch weiter durch Eingabe von Systemsteuerung in das Suchfeld der Taskleiste. Möchten Sie sie dauerhaft ins Startmenü aufnehmen, klicken Sie im Ordner C:\ Windows\System32 die Datei control.exe mit der rechten Maustaste an und wählen "Verknüpfung erstellen". Damit legen Sie ein Verknüpfung auf den Desktop, die Sie anschließend in Systemsteuerung umbenennen. Klicken Sie die Verknüpfung danach mit der rechten Maustaste an und wählen Sie "An 'Start' anheften", um sie als Kachel ins Startmenü zu heben.

Das Ergebnisfenster der Windows-Suche zeigt die am häufigsten aufgerufenen Programme und die Liste der zuletzt geladenen Dateien an.
Das Ergebnisfenster der Windows-Suche zeigt die am häufigsten aufgerufenen Programme und die Liste der zuletzt geladenen Dateien an.

Welche Funktion Sie in den Einstellungen und welche Sie in der Systemsteuerung finden, lässt sich kaum sinnvoll auflisten - die Aufteilung ändert sich ständig und wird mit dem aktuellen Frühjahrs-Update vermutlich schon wieder anders aussehen. Wenn Sie als Umsteiger von Windows 7 eine Systemeinstellung nicht finden, greifen Sie am besten auf die Windows-Suche zurück: Tippen Sie die Bezeichnung der Funktion wie beispielsweise firewall in das Suchfeld der Taskleiste und klicken Sie auf den Treffer, der erfolgversprechend ist. Die Windows-Suche führt Sie dann in den Einstellungen oder der Systemsteuerung an die richtige Stelle.

Um eine bestimmte Einstellung oder Option zu finden, ist es derzeit am einfachsten, über das Eingabefeld der Taskleiste eine Suche zu starten.
Um eine bestimmte Einstellung oder Option zu finden, ist es derzeit am einfachsten, über das Eingabefeld der Taskleiste eine Suche zu starten.

Windows indiziert für die Suche lediglich seine eigenen Funktionen, die Einstellungen von Fremdfirmen wie etwa die "NVIDIA Systemsteuerung" oder "Java" berücksichtigt es nicht. Diese finden Sie deshalb nach wie vor in der alten Systemsteuerung von Windows. Auch bei zwei anderen Systemprogrammen haben sich Änderungen ergeben. Die Verwaltung der automatisch gestarteten Programme erfolgt nicht mehr über das Systemkonfigurationsprogramm (msconfig.exe), sondern über den Task-Manager. Microsoft hat dieses Tool kräftig überarbeitet, übersichtlicher und nützlicher gemacht. Sie starten den Task-Manager am einfachsten, indem Sie mit der rechten Maustaste auf die Taskleiste klicken - zum Beispiel ins Suchfeld - und auf "Task-Manager" gehen. Wechseln Sie dann zum Register "Autostart".

Altes Startmenü einstellen

Die Open-Source-Software Open-Shell überträgt das alte Startmenü von Windows 7 in die aktuelle Windows-10-Umgebung.
Die Open-Source-Software Open-Shell überträgt das alte Startmenü von Windows 7 in die aktuelle Windows-10-Umgebung.

Wer zumindest das Startmenü von Windows 7 behalten will, kann zu einer Reihe kleiner Tools greifen, die das frühere Erscheinungsbild auch unter Version 10 bieten. Mit Open-Shell, dem ehemaligen Classic Shell, ist auch eine kostenlose Open-Source-Software dabei. Die Konkurrenten Start 10, Startisback und Start Menu 8 bieten kostenlose Trial-Versionen und sind danach kostenpflichtig. Mit Preisen unter 10 Euro sind die Programme allerdings erschwinglich. Der fünfte Kandidat Startmenü X ist Freeware, der Hersteller verkauft zusätzlich eine leicht erweiterte Pro-Version.

Der neue Windows Explorer, jedoch im Look von früher

Über das Konfigurationsfenster des Tools OldNewExplorer stellen Sie detailliert ein, welche Elemente des Windows- 7-Explorers Sie in Windows 10 übernehmen wollen.
Über das Konfigurationsfenster des Tools OldNewExplorer stellen Sie detailliert ein, welche Elemente des Windows- 7-Explorers Sie in Windows 10 übernehmen wollen.

Seit Windows 8 hat Microsoft auch den Explorer kräftig überarbeitet und ihm die aus den neueren Office-Versionen bekannten Ribbons mit auf den Weg gegeben. Dabei handelt es sich um eine Art kontextsensitive Funktionsleiste, die stets die aktuell möglichen Aktionen und Optionen einblendet. Wenn Ihnen die alte, puristische Version des Datei-Managers lieber war, können Sie auf ein kleines, kostenloses Tool zurückgreifen. Der Old New Explorer stellt unter Windows 8 und 10 den Look des Programms unter Windows 7 wieder her.

Starten Sie die Datei OldNewExplorerCfg.exe , um das Konfigurationsfenster zu öffnen, und klicken Sie auf "Install". Setzen Sie dann Häkchen vor "Use classical drive grouping in this PC" und "Use command bar instead of Ribbon". Schließen Sie nun sämtliche geöffneten Explorer-Fenster und rufen Sie das Programm wieder auf. Das Ribbon verschwindet, Sie sehen wieder Ihre gewohnte Menüleiste.

So ersetzen Sie Funktionen, die Microsoft gestrichen hat

Seit Windows 7 hat Microsoft auch mehrere Programme und Funktionen aus seinem Betriebssystem entfernt. Dazu zählt auch der MPEG-2-Codec zum Abspielen von DVDs. Abhilfe schaffen der universelle VLC Media Player oder Leawo Blu-ray Player. Als weiteres Multimedia-Programm fällt das Windows Media Center weg, mit dem man über eine Oberfläche das Abspielen von CDs, DVDs und Fernsehprogrammen steuern konnte. Als gute Alternative bietet sich die Mediacenter-Software Kodi an.

Ebenfalls nicht mehr vorhanden sind die Heimnetzgruppen von Windows 7. Für den Datenaustausch zwischen mehreren PCs verweist Microsoft auf seinen Clouddienst Onedrive. Nach wie vor funktioniert jedoch der Aufbau eines Peer-to-Peer-Netzwerks über Freigaben.

Zudem wurde der Support für Windows Essentials eingestellt, das Paket mit Live Mail und Movie Maker steht nicht zum Download bereit. Als Ersatz bringt das Betriebssystem den neuen Apps Video-Editor und Mail mit.

Auch die alte Fotoanzeige von Windows 7 wurde durch eine App ersetzt, sie heißt einfach Fotos. Die neue Software bietet zwar mehr Funktionalität, ist allerdings träger in der Ausführung. Die frühere Fotoanzeige lässt sich jedoch mit Winaero Tweaker wieder aktiveren. Dazu scrollen Sie ganz nach unten zum Abschnitt "Get Classic Apps", markieren "Activate Windows Photo Viewer" und klicken auf den gleichnamigen Befehl. Es öffnet sich in den "Einstellungen" das Fenster "Apps -› Standard- Apps". Klicken Sie auf den Eintrag unter "Bildanzeige". In der folgenden Liste erscheint nun wieder die "Windows-Fotoanzeige", die Sie als Standard auswählen können. Scrollen Sie dann im Fenster nach unten und klicken Sie auf "Standard-Apps nach Dateityp auswählen", um die Dateitypen für die Fotoanzeige als Standard-Betrachter festzulegen.

Was im aktuellen Betriebssystem nur etwas versteckt ist

Zum Lieferumfang von Windows 10 gehören auch das Malprogramm Paint (Aufruf über die Eingabe von paint im Suchfeld der Taskleiste) und der Internet Explorer (iexplorer), obwohl mit Paint 3D und Edge leistungsfähigere Alternativen bereitstehen. Verschwunden sind hingegen der alte Taschenrechner, Sticky Notes und die klassischen Spiele wie Solitaire, Minesweeper oder Hearts. Über den Winaero Tweaker erreichen Sie jedoch eine Website, die die Games zum Download anbietet. Mit Winaero Tweaker holen Sie darüber hinaus auf Wunsch auch den klassischen Task-Manager und "msconfig" zurück.

Systemwiederherstellung aktivieren

In Windows 10 ist die Systemwiederherstellung in der Voreinstellung deaktiviert und muss zunächst eingeschaltet werden.
In Windows 10 ist die Systemwiederherstellung in der Voreinstellung deaktiviert und muss zunächst eingeschaltet werden.

Windows 10 enthält die gleiche Systemwiederherstellung wie Windows 7. Das Programm ist in der Voreinstellung mittlerweile allerdings deaktiviert. Damit Windows regelmäßig Kopien der Systemdateien anlegt, müssen Sie die Systemwiederherstellung von Hand einschalten. Sie finden das Programm in der Systemsteuerung über „Sicherheit und Wartung –› Wiederherstellung –› Systemwiederherstellung konfigurieren“. Schneller geht es meist, indem Sie die Tastenkombination Win-R drücken (oder „run“ ins Suchfeld der Taskleiste eingeben) und damit das „Ausführen“-Fenster öffnen. Tippen Sie dort „sysdm.cpl“ ein und bestätigen Sie mit „OK“. Im Fenster „Systemeigenschaften“ wechseln Sie zum Register „Computerschutz“, markieren das Windows-Laufwerk, klicken auf „Konfigurieren“ und markieren im nächsten Schritt „Computerschutz aktivieren“. Schließen Sie alle Dialoge mit „OK“.

(PC-Welt)