Wincor Nixdorf lehrt Oracle deutsches CRM

19.03.2002
Von Martin Ottomeier

Auch die verteilte Datenhaltung bringt neue Herausforderungen mit sich. So erfolgt zum Beispiel die Angebotserstellung durch den Vertriebsmitarbeiter mit Hilfe von Oracle. Die Abwicklung wird dagegen von Mitarbeitern übernommen, die mit R/3 arbeiten. Daher ist es notwendig, eine Reihe von Daten in beiden Systemen vorzuhalten, zum Beispiel Kundenstammdaten oder den Auftragsstatus, der auch in den Servicemodulen aktuell vorliegen muss. Um Replikationskonflikte zu vermeiden, also Fehler, die dadurch entstehen, dass die gleichen Daten in beiden Systemen modifiziert werden, sind Änderungen immer nur in einem System erlaubt. Die Frage, welches das jeweils führende ist, war zeitraubend und ist noch immer nicht bis ins letzte Detail entschieden.

Eine weitere Anforderung stellt die Verbindung zu den Servicepartnern. Die SBS-Mitarbeiter, die einen Großteil der Wincor-Nixdorf-Services erbringen, arbeiten mit Siebel. Ihnen kann kaum zugemutet werden, für Wincor-Nixdorf-Kunden zusätzlich die Oracle-Software einzusetzen. Auch hier müssen Lösungen, das heißt Schnittstellen, gefunden werden. Daneben gibt es kleinere Partnerfirmen, die womöglich noch gar keine CRM-Software nutzen und denen die Serviceinformationen irgendwie zugänglich gemacht werden müssen.

Die Verbindung der Systeme realisiert Wincor Nixdorf mit Oracles „Internet Application Server“ (iAS). Damit ist Dorsch zufrieden: „Die Bedienung ist technisch sehr einfach.“ Trotz aller Anpassungen soll die Schnittstelle versionsfest sein, das heißt, sie sollte nach einem Release-Wechsel bei R/3 oder CRM ohne einschneidende Änderungen weiterarbeiten. Wieweit dieses Versprechen eingelöst wird, wird sich schon bald zeigen: Wincor Nixdorf plant nämlich den Umstieg von R/3 4.0 auf 4.6.

Probleme bereitet allerdings noch die Performance - vor allem im hochvolumigen Servicebereich. Beispielsweise ist es nicht sinnvoll, die gesamten Informationen der Call-Abwicklung im Customer Care Center in das SAP-System zu übertragen. Diese Informationen werden daher kumuliert übermittelt. Auch die Frequenz des Datenabgleichs wollen die IT-Spezialisten bei Wincor Nixdorf noch verbessern.

Bei den CRM-Modulen müssen die Techniker noch die Leistungsfähigkeit der Erweiterungen erhöhen. Doch das bereitet Heidloff kein Kopfzerbrechen: „Wir haben selbst Erfahrungen aus großen IT-Projekten bei unseren Kunden - vieles wird erst in einem zweiten oder dritten Schritt optimiert. Für uns hatte Priorität, die gewünschten Funktionen zu implementieren.“ Nun geht es daran, die Fehler zu beheben, die Stabilität zu erhöhen und die Performance zu verbessern - eine reine Fleißaufgabe.

„Es gibt noch zu viele Instanzen, und wir brauchen noch zu viel Hardware“, beschreibt Heidloff die Aufgaben. Zurzeit beschäftigt das Programm inklusive iAS für die SAP-Schnittstelle vier HP9000-Server einschließlich Test- und Entwicklungsinstanz mit folgender Ausstattung: eine Produktivinstanz mit zwei HPN 4000 mit vier Prozessoren und 4 GB Hauptspeicher; beide Maschinen greifen auf 500 GB Festplattenplatz zu. Als Datenbank kommt Oracle 8i zum Einsatz - wie bei R/3.