Sprint und Clearwire

Wimax-Überall-Netz: Mega-Deal in den USA

07.05.2008
Die Funktechnik WiMax erlebt heute ihren großen Auftritt: Mehrere Technologiekonzerne wollen die USA mit einem landesweiten Netz überziehen und lassen sich das Vorhaben 15 Milliarden Dollar kosten.

Unter Führung des US-Mobilfunkanbieters Sprint Nextel wollen amerikanische Kabelbetreiber und Technologiefirmen das erste landesweite Hochgeschwindigkeitsnetz für mobile Internetnutzung mit WiMax-Technologie aufbauen. An dem fast 15 Milliarden Dollar (knapp zehn Milliarden Euro) schweren Gemeinschaftsunternehmen mit dem Namen Clearwire beteiligen sich die beiden größten US-Kabelnetzanbieter Comcast und Time Warner Cable, der Chiphersteller Intel und der Internetkonzern Google. Das Netz soll unterwegs extrem schnellen Zugriff auf Web, Videos und andere Daten ermöglichen. Das teilten die Unternehmen am Mittwoch in New York mit.

Das ungewöhnlich breite Bündnis hat damit einen klaren Vorsprung vor den größten US-Mobilfunkanbietern AT&T und Verizon. Das WiMax-Netz für Handys, Laptops, Taschencomputer und andere mobile Geräte soll etwa fünf Mal schneller sein als herkömmliche drahtlose WLAN-Computernetze. Die Reichweite ist mit mehreren Kilometern zudem deutlich größer. Pro Sekunde lassen sich bis zu 5 Megabyte Daten herunterladen. Im Unterschied zu heutigen Mobilfunk-Datendiensten etwa auf UMTS-Basis ist der WiMax-Standard eine Weiterentwicklung der Funk-LAN-Technologie. Der landesweite Aufbau des Netzes wird viele Jahre dauern. Die Technik ist in der Praxis noch nicht umfassend erprobt.

Der mit Abstand führende Suchmaschinenriese Google treibt seine Aktivitäten im Handybereich derzeit massiv voran. Da immer mehr Menschen Internet und Websuche über mobile Geräte nutzen, will Google seine Anwendungen auch dort durchsetzen. Dafür rief der Konzern eine Allianz von Telekomkonzernen, Handyherstellern und Softwarefirmen für ein gemeinsames mobiles Betriebssystem ("Android") ins Leben.

Für den angeschlagenen drittgrößten US-Mobilfunkanbieter Sprint Nextel ist das Gemeinschaftsunternehmen ein Erfolg angesichts sonst massiver Probleme. Der auch als Übernahmekandidat der Deutschen Telekom gehandelte Konzern kämpft noch immer mit Schwierigkeiten der fast drei Jahre alten Fusion von Sprint und Nextel. 2007 erlitt Sprint wegen Rekordabschreibungen mit einem Minus von knapp 30 Milliarden Dollar einen der größten Verluste der US-Firmengeschichte. Sprint besitzt an dem neuen Joint-Venture mit 51 Prozent eine knappe Mehrheit. Keimzelle ist das junge Mobilfunk-Unternehmen Clearwire, deren Aktionäre künftig 27 Prozent halten. Die anderen Investoren wie Intel und Google steuern zusammen 3,2 Milliarden Dollar bei und bekommen dafür 22 Prozent der Anteile. (dpa/ajf)