Wilken steigt in den Client-Server-Markt ein Standardsoftware: Die sanfte Migration vom Mainframe zum PC

19.11.1993

MUENCHEN (gfh) - Einen sanften Einstieg in die Client-Server-Welt verspricht die Wilken GmbH, Ulm, den Kunden ihrer bisher rein grossrechnerbasierten Standardsoftware. In einem mehrstufigen Verfahren sollen erst die Praesentationsschicht, danach die Anwendung selbst und schliesslich auch die Daten bis auf PC-Ebene migriert werden koennen.

"Das Finanz- und Rechnungswesen laeuft spaetestens im Fruehjahr 1994 auf einem PC-Netz mit OS/2-Rechnern", versichert Ernst Wilken, Geschaeftsfuehrer der gleichnamigen GmbH. Dabei vermied der Unternehmer den fuer das 70 Mitarbeiter grosse Softwarehaus zu aufwendigen Weg, neben der bestehenden OL-Reihe fuer den Grossrechner ein zweites Produkt zu entwickeln. Statt dessen sorgt er dafuer, dass die Client-Server-Variante seiner Software unter der Bezeichung "CS/2" Schritt fuer Schritt auch auf kleineren Plattformen ablauffaehig wird.

Moeglich wird das aufgrund des modularen Aufbaus, den bereits die Mainframe-Version der Standardsoftware aufweist. Diese gliedert sich in eine Praesentations-, eine Applikations- und eine Datenschicht. Im ersten Schritt hat Wilken nun die Praesentationsschicht mit Hilfe des objektorientierten Entwicklungswerkzeugs Enfin/3 fuer den Presentation Manager von OS/2 geschrieben. Applikation und Datenhaltung sind bisher noch Sache des Grossrechners.

Wilken ist jedoch bereits dabei, die in Assembler programmierten Anwendungen in Cobol-2-Code umzuwandeln, der dann fuer beliebige Zielumgebungen kompiliert werden kann. Nach der OS/2-Version, die fuer das erste Quartal 1994 angekuendigt ist, soll die Standardsoftware auf die Unix-Derivate von IBM und Hewlett-Packard portiert werden.

Mainframe-Software im PC-Netzwerk

Schliesslich sollen auch noch die Daten vom Grossrechner geholt werden. So moechte Wilkens erster CS/2-Kunde, die Ulmer Oscorna Duenger GmbH, die Finanzsoftware ausschliesslich auf einem PC-Netz mit einem OS/2-Rechner als Daten-Server laufen lassen.

Gelingt das dreistufige CS/2-Projekt, dann koennen sowohl Anbieter wie Kunden davon profitieren. Wilken hofft, sich mit einer zunehmend plattformun- abhaengigeren Standardsoftware den gesamten Client-Server-Markt erschliessen zu koennen.

Den bisherigen Wilken-Kunden empfiehlt sich CS/2 als besonders flexibles Downsizing-Instrument. Da sich lediglich das Erscheinungsbild, nicht aber die Funktionalitaet der Standardsoftware aendern soll, brauchen sie Herstellerangaben zufolg nicht mit grossen Umstellungsschwierigkeiten zu rechnen.

Vor allem aber koennen die Anwender die Downsizing-Geschwindigkeit selbst bestimmen. So spricht nichts dagegen, den Mainframe weiterhin als Daten-Server zu verwenden, waehrend eine Unix- Workstation die PCs mit der Applikation versorgt, wo sie in einer grafischen Umgebung sichtbar wird. Denkbar ist aber auch eine PC- Mainframe-Kombination oder eine reine LAN-Loesung wie bei dem Ulmer Duengerunternehmen.

Auf dem Grossrechner unterstuetzt CS/2 zur Zeit VSAM, SQL-DS, DB2, Adabas und Datacom. Bis zum Fruehjahr soll die OS/2-Version von DB2 dazukommen. Ausserdem verhandelt das Unternehmen mit Oracle. Der Einstieg auf die Unix-Plattformen sowie die Portierung der gesamten Produktpalette soll im Laufe des naechsten Jahres erfolgen.