Wikipedia-Gründer arbeitet an Google-Alternative

02.01.2007
Einen Teil der Entwicklung finanziert das Online-Handelsunternehmen Amazon.com.
Das Online-Lexikon Wikipedia ist zum Symbol für anwendergenerierte Inhalte geworden.
Das Online-Lexikon Wikipedia ist zum Symbol für anwendergenerierte Inhalte geworden.

Gute Nachrichten für alle, denen die Omnipräsenz der Suchmaschine Google bedenklich erscheint: Jimmy Wales, Begründer des Online-Lexikons Wikipedia, plant eine "demokratische" Alternative. Die neue Suchmaschine soll ebenfalls auf dem Wiki-Modell basieren und qualitative Entscheidungen der Nutzer einbeziehen.

Wales erklärt die gängige Suchmaschinentechnik für nicht mehr zeitgemäß: "Sie ist aus denselben Gründen überholt wie die proprietäre Software insgesamt: Mangel an Freiheit, an Gemeinschaft, Verantwortung und Transparenz." Google - wie auch andere gängige Suchmaschinen - bestimmt die Reihenfolge der Suchergebnisse anhand interner Algorithmen. Im Gegensatz dazu sollen die Anwender der Wiki-Suchmaschine Suchergebnisse selbst priorisieren und kommentieren können. Suchende bekommen immer zuerst die Ergebnisse präsentiert, die andere vor ihnen gut und nützlich fanden. Zudem besteht die Infrastruktur der Wiki-Suchmaschine aus lizenzfreier Software, deren Code sich von externen Programmierern anschauen, nutzen und weiterentwickeln lässt.

"Wir wissen alle, dass Google und Yahoo sehr gute Suchmaschinen sind", zitiert der Online-Nachrichtendienst "Welt.de" den 40-jährigen Internet-Unternehmer Wales, der mit seinem Softwareunternehmen Wikia Inc. auch kommerzielle Interessen verfolgt, "aber wir wissen ebenso gut, dass soziale Netzwerke den Hebel ganz anders ansetzen können." Auf dieser Grundlage habe sein Entwicklerteam bereits einen Teil der Suchmaschine programmiert sowie eine kleine Datenbank mit abgefragten Websites angelegt. Im ersten Quartal 2007 will Wales der Öffentlichkeit einen Prototypen vorstellen. Allerdings warnt er vor allzu hohen Erwartungen, schließlich handle es sich um eine "gemeinschaftliche" Software, die erst am Anfang der Entwicklung stehe.

Einen Namen hat die Software bislang noch nicht. Gute Chancen hat aber das Kunstwort "Wikiasari" (zusammengesetzt aus der hawaiianischen Vokabel für schnell und dem japanischen Begriff für Suche), denn in der Open-Source-Szene setzen sich die von den Entwicklern verwendeten Arbeitstitel gern als Bezeichnungen durch.

Medienberichten zufolge hat Wales für die Finanzierung der "Wikiasari"-Entwicklung das Online-Handelshaus Amazon ins Boot geholt. Dessen Engagement dürfte sich im Millionen-Dollar-Bereich bewegen. Dass es sich dabei um eine massive Allianz gegen Google handelt, bestreitet Wales: "Amazon hat in Wikia investiert, sich aber nicht weitergehend beteiligt." (qua)