Wieso ISO?

23.09.1988

CW-Cartoonist Oldrich Jelinek ließ sich zu einem Kriegsrat-Motiv inspirieren. Thema: Noch'n gemein-nütziger Herstellerverein - und wo bleibt der Anwender? "Blauer Dunst" und "Wildwest" lauteten die Assoziationen. Was Standards betrifft, so sieht Jelinek eine OSF-Welt (eine X/Open-Welt, eine EISA-Welt ... ), in der die armen Anwender Verhandlungsobjekte sind. Die stolzen Hersteller-Chiefs demonstrieren Einigkeit - solange der PR-Tobak reicht.

Mit dem Begriff "Standard" wird in der Tat heute viel Schindluder getrieben. "Gemeinsame Anstrengung zur Bewältigung der Vergangenheit" wäre die treffende Bezeichnung für das, was die Hersteller derzeit in Sachen "Offene Systeme", "Portabilität" und "Interoperabilität" umtreibt.

So legitim und verständlich es andererseits auch ist, daß die Hardware-Schmieden auf die Bewältigung der Zukunft drängen - verbindliche Normen können sie nicht festschreiben. Das bleibt herstellerunabhängigen Gremien wie der ISO (International Standards Organization) oder dem nationalen DIN vorbehalten, aber auch verwandten Gruppen wie dem amerikanischen Institute of Electrical and Electronic Engineers (IEEE). Deren Mühlen malen zwar langsam, dafür aber gründlich. Beispiel: Die IEEE-Schnittstelle Posix für Betriebssysteme.

Anwender, die ihre DV-Investitionen schützen wollen, tun gut daran, nicht mit dem Edelmut der Anbieter zu rechnen. Standards gehören nicht länger in die Hände der Hersteller.