Mannesmann-Tally-Peripherie wird hauptsächlich exportiert:

Wiener Drucker im Mainframe-Gewand

17.09.1982

WIEN (eks) - Mit einem großen rot-weiß-roten "A" versieht die Mannesmann-Tally in Österreich den Commodore-Drucker. Aber nicht nur Mikrobenutzer profitieren von MM-Tally-Druckern. Auch Univac-Anwender bekommen einen Wiener Drucker im "Mainframe-Gewand". Zusammenarbeit besteht ferner mit Cii-Honeywell Bull, Kienzle und Ericsson.

Die Wiener Produktionsstätte der Potter-Instruments wurde 1976 von Mannesmann-Tally gekauft. Derzeit sind in dem Werk rund 250 Mitarbeiter beschäftigt. Im vergangenen Jahr erreichten die Österreicher einen Umsatz von 360 Millionen Schilling. Für dieses Jahr erwartet Vertriebschef Friedolin Fuxberger über 4000 Millionen Schilling Umsatz. Diese Umsatzsteigerung gegenüber dem vergangenen Jahr sei notwendig, um den Mitarbeiterstand halten zu können.

Für den bisherigen Hauptumsatzträger, die Druckerserie MT1000, hatte man noch im Schnitt je zwölf bis 16 Arbeitsstunden für die Herstellung benötigt. Für die neu angekündigte Serie MT100, die um 30 bis 50 Prozent preisgünstiger ist, wird pro Gerät nur noch drei bis fünf Stunden gebraucht. Dies ist nicht einem gewaltigen Produktivitätssprung zuzuschreiben, sondern einer Summe konstruktiver Verbesserungen. So werden beispielsweise die bisher getrennten Schalter und Anzeigelampen des Bedienungsfeldes in einem Einschub vorgefertigt und montiert. Abgesehen vom Preis bringt die höhere Integration auch dem Benutzer Vorteile. Der MT100 hat standardmäßig sowohl eine Parallel-, eine V.24- und eine IEEE488-Schnittstelle, die jeweils von der Software aktiviert werden.

Da die Vertriebskosten mittlerweile zwei Drittel des Preises ausmachen, wird dem Problem der Vertriebswege besondere Beachtung geschenkt. Konnte bisher die gesamte Produktpalette direkt vom Endbenutzer bezogen werden, so wird nun für den MT100 ein Händlernetz aufgebaut.

Bei dieser Erzeugung kommt auch die übrige österreichische Industrie zum Zuge. Das Druckerchassis kommt von den VMW Ranshofen, die Gehäuse aus dem ehemaligen Eumig-Werk

Fohnsdorf. Chassis und Gehäuse gehen auch als Zulieferungen an das Schwesternwerk in Ulm.

Neben kompletten Druckern liefert MM-Tally auch monatlich rund 800 Druckermechanismen, die in den USA in Commodore-Drucker eingebaut werden. Außer in Amerika liefert das österreichische Werk weltweit den Commodore-Drucker CBM 8024. Dieser Drucker wird in Österreich gerne mit einem großen rot-weiß-roten "A" versehen, so daß manche Käufer meinen, das ganze System sei "made in Austria".

Besonders stolz ist Fuxberger auf die Kooperation mit Sirius. Die Wiener liefern weltweit den Drucker für dieses System, den 140S. Damit verschaffen sie sich Zugang zum Know-how des Silicon Valley. Der 140S enthält dreimal 64-KB-Firmware, die unter anderem über 120 Escape-Codes zur Steuerung ebenso vieler Druckerfunktionen erkennt.

Auch die Zusammenarbeit mit der Storage Technology Corporation (STC), deren europäischer Vertriebspartner Mannesmann-Tally ist, bietet Einblick in die Entwicklungen am Peripheriemarkt von Hochgeschwindigkeitsdruckern und Bandgeräten.

Paradoxerweise könnte Mannesmann-Tally als EDV-Hersteller einer der wenigen Gewinner der Wirtschaftskrise im Ostblock und besonders in Polen sein. Und dies, obwohl alle anderen EDV-Hersteller beträchtliche bis totale Rückgänge ihrer Ostumsätze beklagen.

Infolge der planwirtschaftlich verordneten Arbeitsteilung im Ostblock fiel dem polnischen Unternehmen "Mera" die Aufgabe der Druckerproduktion zu. Da die Polen die Produktion stark eingeschränkt haben, ist es für die übrigen osteuropäischen Lieferfirmen schwierig, vollständige Konfigurationen zusammenzustellen. Um ihre CPUs und sonstige Peripherie verkaufen zu können, müssen nun Drucker zugekauft werden.

Informationen: Mannesmann-Tally, 1230 Wien, Zetscheg. 17, Tel: 51 55 00.