Kriegskasse für weitere Übernahmen ist gut gefüllt

Wiedererstarkte Software AG will Key Player im XML-Markt werden

03.03.2000
FRANKFURT/M. (CW) - Nach stattlichen Wachstumsraten bei Umsatz und Gewinn im Geschäftsjahr 1999 herrscht bei der Software AG (SAG) eitel Sonnenschein. Mit neuen XML-Produkten will der Systemsoftwarespezialist im Zukunftsmarkt E-Business ein gewichtiges Wörtchen mitreden.

Nach den Krisenjahren Mitte der 90er hat die Software AG wieder an Fahrt gewonnen. Rundum zufriedene Gesichter waren bei der Präsentation der Jahresbilanz 1999 in Frankfurt am Main zu sehen. "Wir haben unsere eigenen Planungen deutlich übertroffen", freute sich SAG-Chef Erwin Königs, der 1996 die Restrukturierung des Softwarekonzerns einleitete. Gegenüber dem Vorjahr steigerten die Darmstädter die Einnahmen um 14 Prozent auf 715,6 Millionen Mark. Zum Umsatzplus trugen laut Königs alle drei Unternehmensbereiche bei, auf die jeweils rund ein Drittel der Einnahmen entfiel. Die stärkste Zuwachsrate verzeichnete mit 18 Prozent das Lizenzgeschäft. Basis hierfür war der überdurchschnittliche Umsatzanstieg bei der neuen Middleware-Lösung "Entire X" (plus 49 Prozent), gefolgt von klassischen Produkten wie der Datenbank "Adabas" und dem Cobol-Entwicklungs-Tool "Natural" (plus 20 Prozent).

Zulegen konnte auch die Business-Unit "Professional Services". Sie erzielte einen Anstieg um 15 Prozent. In diesem Segment verstärkten sich die Darmstädter zusätzlich mit Akquisitionen, dazu zählten der französische Middleware-Finanzdienstleister Goal Technologies und der US-Service-Provider SPL/ESD. Im Wartungsbereich, dem dritten Geschäftsfeld der Hessen, erhöhten sich die Einnahmen um zwölf Prozent.

Dass die Neuausrichtung ihre Wirkung nicht verfehlt hat, spiegelt auch die Profitabilität wider: Mit einem Nettogewinn von 75 Millionen Mark erzielte die SAG das beste Ergebnis in ihrer 31-jährigen Firmengeschichte und lag damit 44 Prozent über Vorjahresniveau. Von negativen Y2K-Effekten der zurückliegenden Monate blieben die Hessen allerdings auch nicht verschont, wie Königs betonte. Trotz spürbarer Umsatzeinbußen aber lag das Plus im vierten Quartal noch 15 Prozent über dem des Vorjahres. Der Gewinn konnte im gleichen Zeitraum auf 26,8 Millionen Mark verdoppelt werden.

Nun schlägt das deutsche Traditionsunternehmen verstärkten Kurs in Richtung XML-Company ein. Als wichtigen Schritt sieht Königs die im November 1999 erfolgte Markteinführung der XML-Datenbank "Tamino". Für den Zukunftsmarkt E-Business sehen sich die hessischen Systemsoftware-Spezialisten auch mit den Produkten "Bolero", einem Entwicklungs-Tool für Internet-Anwendungen, und der Middleware-Lösung "Entire X" gerüstet. In den nächsten drei Jahren sollen bereits über 50 Prozent der Einnahmen aus der E-Business-Sparte stammen. Für das Gesamtjahr 2000 geht Königs von einer Umsatzsteigerung von mindestens 15 Prozent aus. Auch beim Ergebnis wurden erneut überproportionale Zuwachsraten in Aussicht gestellt.

Getragen werden soll die Wachstumsoffensive zudem von der offenen Systemarchitektur "Xenon" (XML Enabled Open Network) auf Basis des XML-Standards. Die Markteinführung ist in den kommenden Monaten geplant. Weitere Wachstumsimpulse versprechen sich die Konzernlenker darüber hinaus von den zusammen mit Nokia und Mannesmann entwickelten WAP-Lösungen.

Akquisitionen sind weiterhin ein Thema bei der SAG. Nach dem Börsengang im vergangenen Jahr erfolgten bereits fünf Übernahmen. Dennoch verfügen die Darmstädter laut Königs mit rund einer Milliarde Mark über eine nach wie vor "relativ gefüllte Kriegskasse". Geplant ist allerdings kein großer Merger. Intention sei vielmehr, "sich regional und auf Produktseite durch Zukäufe zu verstärken".

Auch in Sachen Börsengang hegen die Darmstädter noch weitere Pläne. Einmal auf den Geschmack gekommen, wollen sie nun die SAP Systems (SAP-SI) GmbH an den Neuen Markt bringen. Die ist ein Joint Venture mit SAP, an dem die Walldorfer zu 60 Prozent, SAG zu 40 Prozent beteiligt sind. Je 15 Prozent wollen beide Unternehmen im Mai an der Börse platzieren.