Wieder Ärger um ALG-II-Software

01.03.2005
Bundesagentur hat auch Probleme mit der Online-Jobbörse.

Die Nürnberger Bundesbehörde hat mit ihren IT-Projekten kein glückliches Händchen. Die Organisation von BA-Chef Jürgen Weise steht in der Kritik, weil sowohl die Software zur Berechnung und Auszahlung des Arbeitslosengeldes II (ALG II) als auch die Online-Jobbörse ihren Dienst nicht optimal verrichten.

Ein besonders heikler Fall ist die Web-basierende ALG-II-Anwendung. "Wir müssen mit einer extrem fehlerhaften Software arbeiten", klagt ein Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft für Beschäftigung in München, während ein Sachbearbeiter in Berlin von einer "unzumutbaren Übergangslösung" spricht.

Mängel werden ausgebügelt

Die BA bestreitet die Probleme mit der ALG-II-Anwendung nicht. Auf Anfrage der computerwoche teilte die Behörde in einer Stellungnahme mit: "Die Fehler werden im Rahmen der laufenden Release-Planung und -Einspielung strukturiert behoben. Die aktuell aufgetretenen Schwierigkeiten bei Verfügbarkeit und Stabilität sind beseitigt." Aus Nürnberg heißt es weiter, dass die zuletzt bemängelte eingeschränkte Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit der ALG-II-Software in erster Linie hardware- und infrastrukturseitig begründet gewesen sei. Die Fehler häten in Abstimmung mit dem Hardware- und Datenbankhersteller jedoch behoben werden können.

Keine Akzeptanzprobleme vor Ort

In ihrem Schreiben versichert die Nürnberger Institution ferner: "Innerhalb der Organisation der Bundesagentur können infrastrukturelle Probleme beim Online-Zugriff durch die Arbeitsagenturen ausgeschlossen werden." Das Amt sieht eigenen Angaben zufolge auch keinen Zusammenhang zwischen den von ihm betriebenen Schulungen und Akzeptanzproblemen bei den Sachbearbeitern vor Ort in den Jobcentern. Ebenso wenig kann der Weise-Apparat eine Kausalität zwischen den Defiziten der ALG-II-Software und der hohen Zahl an Widersprüchen gegen die ausgestellten Bescheide erkennen. Derzeit, so die BA, könne aufgrund noch fehlender Auswertungen und Analysen nicht beurteilt werden, welche Gründe für die eingegangenen Widersprüche maßgeblich seien.

Neben der ALG-II-Software macht den Nürnbergern auch die Online-Jobbörse Ärger, die Bestandteil des Gesamtprojekts "Virtueller Arbeitsmarkt" ist. Wie bekannt wurde, hat der Bundesrechnungshof (BRH) das Stellenvermittlungssystem kritisiert, weil der überwiegende Teil der Bewerberprofile und Stellenangebote "unvollständig, nicht aussagekräftig oder nicht schlüssig" sei. Der BRH monierte ferner, dass sich die Vermittlung im Vergleich zu früher sogar erschwert habe und der elektronische Stellenmarkt Defizite in der Funktionstüchtigkeit und Benutzerfreundlichkeit aufweise.

Die Behörde bestätigte die Prüfergebnisse des BRH, teilte aber mit, dass die Kritik vom Juli 2004 stamme. Die gerügten Mängel des Virtuellen Arbeitsmarktes seien zum Teil bereits im Dezember durch Funktionserweiterungen abgestellt worden oder würden durch das interne DV-System "Verbis" (Vermittlungs-, Beratungs- und Informationssystem) korrigiert, das heuer im November eingeführt wird. (pg)