Kolumne

Wie wichtig sind IT-Manager?

03.11.2000
Christoph Witte, Chefredakteur CW

Im Zeitalter von E-Business und Internet spielt die Informationstechnik in vielen Unternehmen eine strategische Rolle - der IT-Manager jedoch nicht. Seine Vorgesetzten sehen in ihm ein ausführendes Organ, das sie höchstens zu Rate ziehen, wenn es um die Realisierung eines Vorhabens geht, nicht aber, wenn die Ausrichtung des Unternehmens im E-Commerce zur Debatte steht.

In Podiumsdiskussionen und Roundtables während des CW-Kongresses "IT meets Business" (siehe Seite 1 und 77) kam außerdem heraus, dass die IT-Funktion zwar in den Vorstand eines Unternehmens gehöre, nicht aber der IT-Leiter.

Wieso trauen Business-Manager ihren Kollegen aus der IT so wenig zu? Nun, sie werfen ihnen vor, nur die Technik im Auge zu haben und trotz aller Beteuerungen und jahrelanger Forderungen nicht im Business-Sinne zu denken. Kurz: Enttäuschung ist offenbar der Grund für die Degradierung des IT-Managers.

Ob diese Zweifel berechtigt sind, muss jeder IT-Verantwortliche selbst entscheiden: Aber von wie vielen IT-Managern ist bekannt, dass sie das neue Customer-Relationship-Management initiiert haben, dass sie E-Business ins Unternehmen getragen und technisch verankert haben oder auch nur, dass das E-Mail-System auf ihre Anregung hin eingeführt wurde?

Jetzt drohen IT-Manager, Opfer ihres Ingenieursansatzes zu werden, nur 100-prozentig funktionierende Anwendungen freizugeben. Je mehr Business-Manager die IT entdecken - für einige ist sie immer noch ein böhmisches Dorf -, desto ungeduldiger werden sie. Dabei interessiert sie die Komplexität des Back-Office nicht (sie würden sie auch nicht verstehen), für Integrationsprobleme haben sie kein Ohr. Sie wollen schnell funktionierende Web-Shops oder Procurement-Systeme.

Die IT ist gefordert, sich dem hämmernden Geschäftsrhythmus anzuschließen. Schafft sie das nicht, wird sie nur noch als externen Dienstleister existieren. Sie muss ihr Denken - obwohl sie sich immer darum zu kümmern haben wird - von den Altsystemen emanzipieren, die ihr mindestens 80 Prozent der Ressourcen und Nerven rauben.

Natürlich ist das schwierig, aber wenn es den IT-Managern nicht gelingt, dann dürfen sie bald nur noch etwas sagen, wenn sie gefragt werden, und auch das könnte dann immer seltener der Fall sein. Kommentare zu diesem Kommentar bitte an cwitte@computerwoche.de