Nach vier Jahren erstmals schwarze Zahlen

Wie Webmiles die Krise überlebte

12.12.2003
MÜNCHEN (CW) - Die meisten Unternehmensgründungen aus der Zeit der New Economy sind inzwischen in die Geschichte eingegangen. Webmiles hat die Krise mit einem dunkelblauen Auge überstanden, allerdings nur dank der rechtzeitigen Übernahme durch Bertelsmann. Jetzt werden Profite angepeilt.

Der Kundenbindungsexperte Webmiles will in diesem Jahr erstmals schwarze Zahlen schreiben - vor Steuern, Zinsen und Firmenwertabschreibungen (Ebita). Das Unternehmen war zur Blütezeit der New Economy im Jahr 1999 gegründet worden und innerhalb kürzester Zeit in mehr als ein Dutzend Länder expandiert. Doch während Wettbewerber im Verlauf der Krise die Segel streichen mussten, kann sich Webmiles weiterhin die Sammelleidenschaft der Nutzer und ihre Gier nach Prämien zunutze machen ("einloggen, einsammeln, einsacken").

Möglich wurde dies nur, weil die Company im Jahr 2000 selbst eingesackt worden ist. Arvato Direct Services, eine Dienstleistungstochter von Bertelsmann, sicherte sich das Konzept, um die eigenen Kundenbindungs- und Dialog-Marketing-Programme in die Online-Welt auszuweiten. Gleichzeitig wurde das Management ausgewechselt: "Wäre alles wie bis dahin weitergelaufen", resümiert Webmiles-Geschäftsführer Mario Schwegler, "wäre das Unternehmen an die Wand gefahren."

Heute besteht Webmiles nur noch aus einer Gesellschaft in München, von der die Märkte in Deutschland, Österreich und der Schweiz bearbeitet werden. Die Zahl der Mitarbeiter wurde von 120 auf 40 reduziert, derweil sind 1,7 Millionen Kunden registriert. Laut Geschäftsführer Schwegler beläuft sich der Umsatz auf "einen hohen einstelligen Millionenbetrag". Insgesamt liege das Unternehmen im Plan - allerdings im Plan von 2001, nicht in dem von 1999.

Zu kämpfen hat die Company jedoch mit dem schlechten Ruf, der vielen Datensammlern anhaftet. Anfang Dezember veröffentlichte der Bundesverband der Verbraucherzentralen eine Untersuchung, die bei Kundenkarten in Deutschland flächendeckende Verstöße gegen den Datenschutz kritisierte. Bemängelt wurde in erster Linie die Unklarheit der Teilnahmebedingungen, zudem würden mehr Daten erhoben, als für ein Bonusprogramm nötig seien. Die Unerfahrenheit der Verbraucher werde von einigen Firmen schamlos ausgenutzt, rügten die Verbraucherschützer.

Die pauschale Kritik will Webmiles-Chef Schwegler nicht gelten lassen. Die Firma habe sich nach der Übernahme einem Audit durch Datenschutzbeauftragte von Bund und Ländern unterzogen und sei nun "sauber aufgestellt". Jedoch musste auch der Geschäftsführer einräumen, dass es sich dabei um einen "schmerzhaften Prozess" gehandelt hat. (ajf)