IT-Standardisierung

Wie viel Standard braucht die IT?

20.02.2008
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Profit-Center müssen überzeugt werden

Ohnehin sei die Standardisierung nicht unbedingt etwas, das dem CIO die Anerkennung der Fachbereiche einbringe, klagte der IT-Direktor. Um sie trotzdem durchzusetzen, müssten die Profit-Center zunächst von ihren Vorteilen überzeugt werden – als da wären: schnellere Reaktion auf Veränderungen, höhere Effizienz, Begrenzung der Komplexität, reibungsfreier Software-Rollout und leichterer Zugriff auf die zentralen Anwendungen sowie höhere Sicherheit beim Erfüllen von Compliance-Anforderungen.

Darüber hinaus geht Kaiser relativ behutsam vor. Er hat sich selbst drei "Regeln" gesetzt:

  1. Standards werden vereinbart, nicht verordnet: "Es dauert keineswegs länger, die Diskussionen vorher statt nachher zu führen", erläutert der IT-Manager.

  2. Nicht jeder Standard ist verpflichtend. In einigen sensiblen, beispielsweise das Kerngeschäft der Profit-Center betreffenden Bereichen gibt die IT nur Empfehlungen.

  3. Ganz wichtig ist laut Kaiser ein "Exception-Approval-Prozess", der die Rahmenbedingungen für notwendige Ausnahmen vom Standard festlegt. Dieser Prozess müsse allerdings kurz, schnell und transparent sein; sonst werde er ausgehebelt.

Dschingis Khan für die IT-Routen gesucht

Kurt Pikl, Senior Consultant, Fritz Egger GmbH & Co
Kurt Pikl, Senior Consultant, Fritz Egger GmbH & Co
Foto: Joachim Wendler

Einigen Kongressteilnehmer ging dieser Ansatz beileibe nicht weit genug. An den Kaffeetischen vertraten sie die Ansicht, dass soviel Rücksichtnahme auf die Fachbereiche weniger der Einsicht als dem Zwang entspringe.

Kurt Pikl, Ex-CIO und Senior Consultant des mittelständisch organisierten Holzverarbeiters Fritz Egger GmbH & Co., plädierte offen für einen modernen Dschingis Khan, der die IT-Routen kontrolliere wie der mongolische Herrscher seinerzeit die Seidenstraße. Diese Rolle dürfe allerdings nicht der CIO spielen, so der Österreicher. Vielmehr müsse dieses Ziel von der Unternehmensspitze durchgedrückt werden: "Wenn es in Ihrer Firmenleitung keinen Dschingis Khan gibt, vergessen Sie es!"

In seinem launigen Vortrag (siehe auch "Streit um des CIOs Krawatte") bezeichnete Pikl die bei Egger etablierte IT-Governance als einen wohlbestellten Hof, den er seinem Nachfolger hinterlassen wolle: "Ich habe quasi einen Hühnerstall gebaut, um die Hendl nicht immer wieder einfangen zu müssen", fasste er sein Werk zusammen. Jetzt sei seine IT weitgehend "industrialisiert".