Ratgeber Tarife

Wie viel Datenvolumen brauche ich für iPhone & Co.?

14.06.2019
Von Christian Rentrop
Bei der Auswahl des Smartphone-Vertrages oder Prepaid-Anbieters stellt sich iPhone-Nutzern jedes Mal die gleiche klamme Frage: Wie viel Datenvolumen brauche ich eigentlich? Denn mehr Datenvolumen ist natürlich immer besser – wenn es nur nicht so ein Loch ins Budget reißen würde. Wir helfen bei der Entscheidung.

Jeden Monat ist es das Gleiche: Gegen Ende des Abrechnungszeitraums geht nichts mehr. Das Datenvolumen ist verblasen, der Provider drosselt den Smartphone-Datenanschluss bis zum nächsten Abrechnungszeitraum auf 32 oder sogar 16 Kilobyte. Das ist langsamer als ISDN vor 20 Jahren, moderne Internetdienste sind damit de facto nicht mehr verwendbar. Selbst einfache Websites brauchen ewig zum Laden. Und weil bei tröpfelnden Daten das Mobilfunk-Modem im iPhone oder iPad viel arbeiten muss, saugt die lästige Drosselung auch noch am Akku. Es reicht! Ein neuer Vertrag muss her! Doch wie findet man das passende Angebot?

Datenvolumen kann man (fast) nie genug haben, allerdings sind passende Tarife noch immer relativ teuer.
Datenvolumen kann man (fast) nie genug haben, allerdings sind passende Tarife noch immer relativ teuer.
Foto: oneinchpunch - shutterstock.com


Datenvolumen wird preiswerter – ist aber immer noch teuer!

Denn das Finden eines passenden Tarifs ist gar nicht so einfach. In Deutschland gilt die einfache Regel: Je mehr Datenvolumen, desto teuer. Das gilt zwar überall, allerdings haben uns andere EU-Länder hier einiges voraus: So gibt es laut einer Studie von Rewheel in der Schweiz, Finnland, Dänemark und den Niederlanden inzwischen unbegrenzte (!) 4G-Flats für unter 30 Euro, diese Liste wird von Jahr zu Jahr länger, leider aber ohne Deutschland. Zwar sinken die Preise auch in Deutschland, doch von unbegrenzten Flatrates (rund 500 GB pro Monat) sind wir noch sehr weit entfernt. Effektiv gibt es bei Mobilfunk-Discountern wie Aldi Talk derzeit 2 Gigabyte samt Telefon- und SMS-Flat für 8 bis 10 Euro, wer 20 Euro in die Hand nimmt, kann je nach Anbieter zwischen 10 und 15 Gigabyte ergattern. Bei 30 Euro liegt der Wert irgendwo zwischen 10 und 20 Gigabyte.

Wie viel Datenvolumen gibt es für’s Geld?
Wie viel Datenvolumen gibt es für’s Geld?
Foto: Rewheel

Was für ein Nutzer bin ich?

Um einen passenden Neuvertrag oder Tarifwechsel zu finden, gilt daher aufgrund der Kosten nicht immer „Mehr ist besser“. Vielmehr muss der iPhone- und iPad-Nutzer genau überlegen, wie viel Volumen er wirklich braucht, um kostengünstig das Optimum an Datenvolumen zu erhalten. Zunächst sollten Sie daher überlegen, wie viel Datenvolumen Sie besitzen und wie oft Sie am Monatsende ins Limit rennen. Ein Beispiel: Sie haben ein Gigabyte Datenvolumen in Ihrem alten Vertrag und sind nur im Juni einmalig in die Begrenzung gerappelt. Biergarten, schönes Wetter, viele Außenaktivitäten... das zehrt am Datenvolumen. Wenn Sie sonst mit Ihrem Gigabyte hinkommen, haben Sie zwei Möglichkeiten: Sie optimieren Ihre Datennutzung, wechseln in einen Tarif mit etwas mehr Volumen – oder suchen einfach häufiger öffentliche WLANs auf, die es inzwischen fast überall gibt.

Daten kann man nie genug haben

Andere Anwender können das nicht: So gibt es User, die zum Beispiel viel in Bewegung sind, ob mit dem Auto, dem Fahrrad oder zu Fuß. Wer dabei Apple Music und die Karten-Apps nutzt, weil er etwa per Carplay navigiert, braucht viele Daten. So zieht Apple Music durch die recht hochwertige Musik rund zwei Megabyte Daten pro Minute. Nicht anders sieht es zum Beispiel bei iTunes Match oder Spotify aus. Und auch Radio-Apps sind echte Datenfresser, selbst wenn deren Streams meist hoch komprimiert sind. Doch selbst ein Stream mit schlanken 128 Kilobit pro Sekunde verbläst 16 Kilobyte pro Sekunde – fast ein Megabyte pro Minute! Hinzu kommen Anwendungen wie E-Mail, Apple- und Google-Maps, natürlich der Browser oder Newsreader. Von Videostreaming-Apps wie Youtube oder Netflix ganz zu schweigen, die gegebenenfalls mehrere Megabyte pro Sekunde verblasen. Wie immer ganz schlimm ist auch die Facebook-App, die Bilder und selbst vorbeiscrollende Videos durch die Autoplay-Funktion sofort lädt. Genau deshalb sollten Sie entsprechende App-Funktionen abschalten.

Wer sein iPhone viel außerhalb verfügbarer WLANs nutzt, sollte auf Streaming-Dienste verzichten.
Wer sein iPhone viel außerhalb verfügbarer WLANs nutzt, sollte auf Streaming-Dienste verzichten.
Foto: NicoElNino - shutterstock.com

Den richtigen Tarif finden

Sicher: Viele dieser Anwendungen kann man begrenzen, doch das ist das Gegenteil der Definition von mobiler Unabhängigkeit. Zumal die Zahl der Apps, die Daten verblasen, durch die guten internationalen Datentarife immer mehr zunehmen dürfte. Vor dem Tarifwechsel müssen sich iPhone- und iPad-Nutzer trotzdem im Grunde nur zwei Fragen stellen:

1. Wie viel Datenvolumen habe ich aktuell?

2. Zu welchem Zeitpunk im Abrechnungszeitraum renne ich regelmäßig in die Volumenbegrenzung?

Daraus kann eine einfache Formel entwickelt werden:

(Benötigtes Datenvolumen) = (Aktuelles Volumen) : (Zeitraum bis zur Begrenzung)

Einfache Rechnung

Haben Sie zum Beispiel zwei Gigabyte Datenvolumen und rennen regelmäßig nach der Hälfte des Abrechnungszeitraums in die Begrenzung (2 GB : 1/2), heißt das, dass Sie effektiv Ihr Datenvolumen verdoppeln müssen. Kommt die Begrenzung erst zwei Tage vor Schluss, können Sie eventuell Ihr Nutzungsverhalten optimieren und ohne Tarifwechsel auskommen. Als dritter Faktor in der Rechnung kommt natürlich noch das verfügbare Budget ins Spiel: Wenn Sie monatlich nur 20 Euro ausgeben können und wollen, aber 20 Gigabyte benötigen, müssen Sie gegebenenfalls in Kauf nehmen, auf einen günstigeren Provider auszuweichen. Gerade O2 und seine Reseller wie etwa Simply bieten recht große Datenvolumina für kleines Geld – allerdings ist der Nachteil dann das gegenüber dem Vodafone- und Telekom-Netz vielerorts deutlich schlechtere Netz.

Tipp für Mutige: Kündigen und auf Nachfrage-Anruf warten

Wer keinen Prepaid-Anbieter, sondern einen richtigen Vertrag besitzt, kann natürlich auch die Variante für Lebenskünstler wählen und den Vertrag schon einmal pro Forma kündigen. Die meisten Provider rufen dann im Lauf der nächsten Wochen an und fragen nach, warum Sie gekündigt haben. Sie können dann Ihr Problem mit dem Datenvolumen nennen – und können gegebenenfalls mehr Daten zum gleichen Preis oder einen rabattierten neuen Tarif heraushandeln. Das liegt daran, dass die Provider Bestandskunden gerne halten möchten. Allerdings ist hier Vorsicht geboten: Oft werden die vermeintlich besseren Angebote durch höhere Preise oder eingeschränkte Dienstleistungen erkauft. Deshalb ist diese Variante nur für User zu empfehlen, die wissen, was sie tun – und gegenüber Callcentern und Verkäufern das nötige Verhandlungsgeschick besitzen.

Provider wie die Telekom bieten inzwischen auch unbegrenzte Verträge an – allerdings sind die nicht gerade preisgünstig.
Provider wie die Telekom bieten inzwischen auch unbegrenzte Verträge an – allerdings sind die nicht gerade preisgünstig.

Achtung: EU-Roaming sorgt für schnellere Volumenbegrenzung

Übrigens: Gerade zur Urlaubszeit sollten Sie auch die Regeln des EU-Roamings im Hinterkopf haben. Denn obwohl Provider jetzt dank der EU dazu gezwungen sind, Nutzern kostenloses Daten- und Gesprächsroaming anzubieten („Roam like it’s home“), hat Datenvolumen im EU-Ausland nicht den gleichen Wert wie zuhause. Die Regelungen sind, ebenfalls dank der EU, natürlich denkbar kompliziert. So unterliegen Tarife, deren Datenpreis unter 2,25 Euro/Gigabyte liegen (Stand: Ende Mai 2019) oder Verträge mit unbegrenztem Datenvolumen im EU-Ausland einer nicht unerheblichen Begrenzung. In einer Beispielrechnung heißt es: „Beispiel: Sie bezahlen 40 Euro (ohne MwSt.) für Ihr Mobilfunkpaket ohne Obergrenzen für Anrufe, SMS und Daten. Beim Roaming zu Inlandspreisen auf Reisen in der EU erhalten Sie unbegrenzte Sprach- und SMS-Dienste und mindestens 17,7 GB Daten (2 × (40 Euro/ 4,50 Euro) = 17,7)."

Achtung: Beim Urlaub im EU-Ausland gibt es manchmal weniger Datenvolumen.
Achtung: Beim Urlaub im EU-Ausland gibt es manchmal weniger Datenvolumen.
Foto: Flamingo Images - shutterstock.com

Vorsicht vor EU-Paketen

Zudem ist Vorsicht geboten: Es gibt die Möglichkeit, dass der Provider Ihnen möglicherweise ein „EU-Paket“ untergejubelt hat: Ein sehr beschränktes Kontingent an Daten, wie es vor dem Wegfall der EU-Roamingkosten üblich war. Wenn Sie einen alten Vertrag oder Tarif haben, sollten Sie das prüfen, denn solange das EU-Paket gilt, können Sie ihr reguläres Volumen nicht verwenden. Wenn Sie zum Beispiel 20 Gigabyte Datenvolumen im Vertrag haben, es aber ein 1-Gigabyte-EU-Paket gibt, rennen Sie im Ausland schon nach diesem Gigabyte in die Volumenbegrenzung. Sind entsprechende Funktionen vorhanden, sollten Sie diese ausschalten. Doch auch hier ist Vorsicht geboten, denn oft wird vergessen, dass die Schweiz zum Beispiel kein EU-Staat ist – und die Roaming-Verordnung hier deshalb nicht gilt.

Wie viel Datenvolumen brauche ich denn jetzt?

Unter dem Strich ist die Wahl des richtigen Datenvolumens vor allem eine Frage des Budgets: Telefon- und SMS-Flat sind inzwischen selbst in sehr preiswerten Tarifen Standard, entscheidend ist deshalb letztlich das zur Verfügung stehende Budget: Wer nur 10 oder 20 Euro monatlich für einen Mobilfunktarif ausgeben will, sollte sich bei einem Prepaid- oder Postpaid-Provider mit monatlicher Kündigungsmöglichkeit einkaufen und öfter nach Alternativen umsehen. Anwender, die ohnehin schon 50 oder mehr Euro für ihren Vertrag ausgeben, können prüfen, ob nicht bereits Verträge ohne Volumenbeschränkung von ihrem Provider erhältlich sind. Immerhin gibt es Hoffnung: Die derzeitige Preiskurve bei Datenvolumen zeigt derzeit steil nach unten – möglich, dass schon in wenigen Jahren unbegrenzte Tarife auch in Deutschland für kleines Geld zu haben sind. (PC-Welt)