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Wie versprochen: Amazon.com meldet erstmals schwarze Zahlen

22.01.2002
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Amazon.com-Chef Jeffrey Bezos hat seine von vielen Analysten bezweifelte Ankündigung wahr gemacht: Sein Unternehmen wies heute für das abgeschlossene vierte Quartal des Geschäftsjahres einen Gewinn von 5,1 Millionen Dollar oder einem Cent pro Aktie aus - und zwar netto nach US-GAAP (Generally Accepted Accounting Principles) und nicht etwa pro forma. Grund für die erstmals schwarzen Zahlen ist unter anderem ein Umsatzplus von 81 Prozent im Ausland - die Quartalseinnahmen stiegen auf 1,12 Milliarden Dollar nach 972 Millionen Dollar im Berichtszeitraum des Vorjahres. Seinerzeit betrug der Nettoverlust 545,1 Millionen Dollar oder 1,53 Dollar je Anteilschein.

Abzüglich außergewöhnlicher Belastungen betrug der Pro-forma-Gewinn sogar 35 Millionen Dollar oder neun Cent pro Aktie nach einem Minus von 90 Millionen Dollar oder 25 Cent je Anteilschein im Vorjahresquartal. Das Ergebnis liegt damit meilenweit über den Erwartungen der Analysten, die laut First Call/Thomson einen Verlust von sieben Cent je Anteilschein und lediglich 1,01 Milliarden Dollar Umsatz erwartet hatten. "Das hat wohl jedermann überrascht", meint Jeff Fieler von Bear Stearns. "Vor allem die 81 Prozent Zuwachs im internationalen Geschäft sorgten für die Umsatzüberraschung. Es gibt aber noch viele weitere Ursachen, unter anderem ein besseres Kosten-Management."

Für das gesamte Geschäftsjahr ergibt sich auf Basis von 3,12 Milliarden Dollar Umsatz ein Nettoverlust von 567,3 Millionen Dollar. Im Vorjahr betrugen Einnahmen und Fehlbetrag 2,76 Milliarden und 1,41 Milliarden Dollar.

Im internationalen Geschäft setzte Amazon zwischen Oktober und Dezember 2001 insgesamt 262,4 Millionen Dollar um, das sind 81 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Nach Warengruppen waren weiterhin Bücher, Musik und Video die Renner und steuerten 538 Millionen Umsatz bei (plus fünf Prozent). Der Lagerbestand wurde im vierten Quartal 25 mal erneuert nach 18 mal im Vorjahresquartal. Die Kosten für Fulfilment, Marketing und Technik konnte Amazon im Jahresvergleich senken. Apropos: Wer künftig für mehr als 99 Dollar bestellt, zahlt als "Super Saver" nichts mehr für Shipping und Handling.

Amazon.com wagte auch noch eine Prognose für das laufende erste Quartal. Hier sollen die Einnahmen 775 bis 825 Dollar (elf bis 18 Prozent über Vorjahresniveau) betragen. Unterm Strich reicht die Erwartung von einer schwarzen Null bis zu 16 Cent Pro-forma-Verlust pro Aktie. Die Wall Street tippt bislang auf 747 Millionen Dollar Umsatz sowie elf Cent je Anteilschein Verlust. Ein Jahr zuvor hatte Amazon im ersten Quartal 700,4 Millionen Dollar umgesetzt und einen Pro-forma-Verlust von 21 Cent pro Aktie ausgewiesen.

Für das gesamte Jahr peilt Amazon vorsichtig erst einmal ein Umsatzplus von zehn Prozent oder mehr und einen operativ positiven Cashflow mit wenigstens 30 Millionen Dollar Pro-forma-Gewinn (2001: minus 45 Millionen Dollar) an. (tc)