Gründerförderung einmal anders

Wie Startups in Schwung kommen

24.10.2012
Von Catrin Krawinkel
Microsoft eröffnete in diesem Sommer in Berlin für zwei Monate eine ungewöhnliche Ideenschmiede: das "Dark-Side-Bakery-Loft". Studenten, Jungunternehmer und Programmierer waren eingeladen, in einem kreativen Umfeld an ihren Apps zu arbeiten.

Noch immer scheuen viele Menschen in Deutschland, sich mit ihren Ideen selbständig zu machen. Auch wenn sie das Potenzial zum Unternehmer hätten, ziehen die meisten ein Angestelltenverhältnis vor. Das zumindest bestätigt der "Global Entrepreneurship Monitor" von 2011. Demnach liegt Deutschland bei den Existenzgründungen auf dem viertletzten Platz unter 23 entwickelten Volkswirtschaften. Den Deutschen fehlt der Gründergeist. Das ist auch das Fazit des "Gründungsreports 2012" des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK). Die Studie zeigt: Auch für 2012 wird in puncto Existenzgründungen in Deutschland wieder ein negatives Rekordjahr erwartet. Mit unter 400.000 soll es so wenige Startups geben wie zuletzt im Jahr 1990. Betroffen von dieser zögerlichen Haltung ist vor allem die IT-Branche. Nur rund 11.000 Gründungen pro Jahr zählt das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) jährlich.

Das Dark Side Bakery Loft war zwei Monate lang beliebter Treffpunkt von Studenten, Entwicklern und Gründern. Foto: Sascha Radke
Das Dark Side Bakery Loft war zwei Monate lang beliebter Treffpunkt von Studenten, Entwicklern und Gründern. Foto: Sascha Radke

Adrian Grigore und Sandra Erb gehören zu den mutigen Machern, die den Schritt in die Selbständigkeit wagten. Schon während ihrer Studienzeit entwickelten sie Software. 2010 brachten der Informatiker und die Rechtswissenschaftlerin die Cloud-basierende Zeiterfassungslösung "LogMyTime" für kleine und mittelständische Unternehmen auf den Markt. Mit diesem System können Mitarbeiter geleistete Arbeitszeiten erfassen. Die registrierten Daten dienen als Kalkulationsgrundlage für Rechnungsstellung und Controlling. Als das Gründerduo vom "Dark Side Bakery Loft" erfuhr, reiste es extra aus Fulda an, um in diesem ungewöhnlichen Arbeitsumfeld eine neue Applikation auf Basis von Windows 8 zu programmieren.

Hart umkämpfter App-Markt

"Der App-Markt ist hart umkämpft. Deshalb wollten wir unsere neue Lösung möglichst bald fertig stellen", berichten die beiden Gründer. Das sei ihnen innerhalb von drei Wochen mit Unterstützung von weiteren Technikexperten gelungen. Täglich hätten sie bis zu zwölf Stunden intensiv an ihrer Lösung gearbeitet. Ein anstrengendes Pensum, aber dennoch "war die Teilnahme an der Microsoft-Ideenschmiede eine gute Erfahrung und sehr effektiv", freut sich Grigore. "Normalerweise hätten wir in Fulda für die Entwicklung doppelt so lange gebraucht", glauben die beiden. Grigore hofft nun, dass seine jüngste Neuentwicklung dafür sorgt, dass er mit seinem Unternehmen Lobstersoft mehr Mitarbeiter einstellen und weiter wachsen könne.

Auch Marc Lange von gfnmediber nutzte mit drei seiner Mitarbeiter die Angebote des Lofts. Neun Stunden lang werkelte der Produkt-Manager täglich mit seinem Team an der Applikation "Sleep-Well", die individuelle Schlafgewohnheiten aufzeigt und deren Qualität verbessern hilft. "Die Teilnahme am ,Dark Side Bakery Loft‘ beschleunigte die Entwicklung unserer Gesundheitssoftware, wobei die Kombination aus limitierter Zeit und Zugriff auf Expertenwissen uns sehr geholfen hat." Auch die Schaffensatmosphäre, die in den Räumen herrschte, sei ein guter Katalysator gewesen. Seit fünf Jahren ist gfnmediber im Bereich Gesundheit tätig - zunächst spezialisiert auf Lösungen zum "Gesund- werden" etwa die Erstellung eines Gesundheitsbuchs. Inzwischen entwickelt das Berliner Unternehmen auch Gesundheitssoftware zum "Gesund-bleiben" für Privatpersonen. Das Loft soll Ende dieses Jahres erneut in Berlin stattfinden. "Dann schicken wir wieder ein Entwicklerteam. Für uns ist das hier eine echte Innovationsschmiede", freut sich Lange. (hk)

(gekürzte und bearbeitete Version aus "Elan")