Gartner-Kritik am SAP-Konkurrenten

Wie sollen sich Infor-Kunden verhalten?

23.04.2009
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany

Ende des Lebenszyklus

Produkte wie "Infor ERP AS" (vormals "Brain AS") haben nach Meinung von Gartner dagegen das Ende ihres Lebenszyklus erreicht. Infor beschränke sich hier ausschließlich auf die Produktpflege, weshalb Gartner die Bewertung "Caution" vergibt. Unternehmen sollten sich Hestermann zufolge genau überlegen, ob sie diese Lösungen beispielsweise in zusätzlichen Standorten ausrollen wollen.

Das schlechte Gesamt-Rating für Infor begründet Gartner unter anderem damit, dass der Konzern einen Schuldenberg von rund 4,5 Milliarden Dollar mit sich herumschleppt, und das bei einem Jahresumsatz von etwa 2,2 Milliarden Dollar (bezogen auf das Fiskaljahr 2008). Somit sind laut Gartner die Investitionspotenziale des Herstellers verglichen mit denen der Wettbewerber SAP und Oracle gering. Mehr noch: Was an Investitionsmitteln vorhanden sei, muss der Konzern auf eine große Zahl an Lösungen verteilen.

SOA-Entwicklung

Ferner müsse das Softwarehaus noch beweisen, dass es den Zeitplan für die versprochene Weiterentwicklung der Lösungen (Infor-Open-SOA-Strategie) einhalten kann. Diese Strategie sieht vor, Zusatzmodule zu entwickeln, die bestehende Business-Applikationen ergänzen (siehe "Infor baut ERP-Komponenten"). Beispielsweise hatte Infor die neue Benutzeroberfläche "MyDay" für ERP LN freigegeben. Wie andere Softwarehäuser sah sich auch Infor gezwungen, Mitarbeiter zu entlassen.

Infor widerspricht Gartner entschieden

Wolfgang Kobek, Vorstandsmitglied der Infor Global Solutions Deutschland AG, weist die Gartner-Schelte zurück. Bei den für Kunden wichtigen Bereichen sei alles im Lot.
Wolfgang Kobek, Vorstandsmitglied der Infor Global Solutions Deutschland AG, weist die Gartner-Schelte zurück. Bei den für Kunden wichtigen Bereichen sei alles im Lot.
Foto: Wolfgang Kobek

Wolfgang Kobek, Vorstandsmitglied der Infor Global Solutions Deutschland AG, weist die Gartner-Schelte zurück. Kopek bezweifelt sogar, dass die Beratungs- und Marktforschungsfirma das Geschäftsmodell des ERP-Anbieters verstanden hat. Gartner unterstelle Infor einen "Alles-oder-Nichts-Ansatz". Man habe sich jedoch einem langfristigen Entwicklungsplan für die Produktlinien verschrieben. In den für Kunden wichtigen Geschäftsaktivitäten Support und Account-Management habe Gartner die Note "Strong Positive" vergeben.

Vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise äußerte sich Kobek auch über die finanzielle Situation. Infor sei profitabel, und die Ebitda-Marge sei mit denen von Wettbewerbern vergleichbar (mit dem Ebitda weisen Aktiengesellschaften das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Sachanlagen sowie auf immaterielle Vermögenswerte aus). Kobek bezieht seine Äußerungen auf die Deutschland-AG des Unternehmens. Ein genauer Blick in die Infor-Bücher ist jedoch nicht möglich, da der gesamte Konzern nicht an der Börse notiert ist.