Wie sich SOA-Projekte rechnen

16.02.2006
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

50 Milliarden in fünf Jahren

Wie hoch die Sparpotenziale im Einzelfall sind, hängt unter anderem von der Unternehmensgröße ab, aber auch von der Branche, in der sich ein Unternehmen bewegt. "Im Finanzsektor gibt es eine Massenbewegung in Richtung SOA", konstatiert Jost Hoppermann, Vice President bei Forrester Research. 77 Prozent der Finanzdienstleister in Europa nutzten bereits eine SOA oder hätten entsprechende Pläne; 75 Prozent seien dabei, ihre Anwendungslandschaft zu modernisieren: "Das kostet 50 Milliarden Euro in den Projekten, die zwischen 2005 und 2010 starten." Welche Einsparungen diesen Investitionen gegenüberstehen, lässt sich aus heutiger Sicht kaum beziffern, zumal gerade Finanzdienstleister nur ungern über ihre IT-Vorhaben reden.

Die Zurückhaltung vieler Anwender dürfte auch mit schlechten Erfahrungen aus der Vergangenheit zu tun haben. "Das Thema Kosteneinsparungen und Return on Investment (RoI) gab es schon bei ähnlichen Hype-Themen wie Enterprise Application Integration (EAI)", erinnert sich Norbert Schädler, IT-Architekt bei IBM-Deutschland. 40 Prozent der IT-Budgets bezögen sich auf Integration, rechnete Gartner seinerzeit vor; mit EAI lasse sich die Hälfte davon sparen. "Solche Szenarien wurden dann fünf Jahre durch die Lande getragen", kritisiert Schädler. "Den Beweis sind wir bis heute schuldig geblieben."

Für den IBM-Experten ist der RoI zwar auch in SOA-Projekten ein wichtiges Thema. "Dafür aber eine Formel aus dem Ärmel zu schütteln, halte ich für unseriös." Nach seinen Erfahrungen liegt ein Grundproblem darin, dass fast kein Unternehmen den Wert seiner IT beziffern könne. Stattdessen werde immer nur über Kosten und kurzfristige Vorteile geredet.

Noch deutlicher formuliert der unabhängige Analyst Wolfgang Martin seine Kritik an der aktuellen Kostendiskussion. Das Argument, eine SOA spare IT-Kosten, bezeichnet er als "Ammenmärchen, genährt von einigen Anbietern". SOAs bildeten lediglich eine Infrastruktur für die Prozessorientierung in Unternehmen. Als solche müssten sie auch finanziert werden: "Das Geld liegt in den Prozessen." Den RoI einer Infrastruktur auszurechnen, halte er für unmöglich.