Web

Digitale Mündigkeit

Wie sich "Datenfresser" auf Diät setzen lassen

11.04.2011

Sci-Fi-Szenarien

Im Szenario 2021 tauchen Hacker und Öko-Extremisten auf, die ihre eigenen Wege gefunden haben, sich der digitalen Rundumerfassung zu entziehen. Eine Möglichkeit: Die Wege in der Stadt mit dem Fahrrad zurücklegen und dabei Handy und Bewegungsmesser ausschalten. Aber auch schon jetzt ist ein bewusster Umgang mit den eigenen Daten angebracht. Zur Gegenwehr gegen die "Datenfresser" empfehlen Kurz und Rieger unter anderem

- genau zu prüfen, welche Informationen für die Nutzung einer Internet-Dienstleistung wirklich erforderlich sind,
- bei nicht unbedingt erforderlichen Feldern eines Online-Formulars Phantasiedaten einzutragen,
- ein Pseudonym anstelle des wirklichen Namens zu verwenden,
- sich mehrere solcher Identitäten zuzulegen,
- in Sozialen Netzwerken die Einstellungen zur Privatsphäre restriktiv zu gestalten,
- Daten von Freunden nicht ohne deren Einverständnis weiterzugeben und
- bei Internet-Unternehmen Auskunft über die zur eigenen Person gespeicherten Daten zu beantragen.

Dem kritischen Blick der Autoren fällt streckenweise die differenzierte Betrachtung zum Opfer. Das Netz erscheint hier nur noch als "Spielwiese vielfältiger kommerzieller Anbieter", das "mit jedem Jahr mehr zum bloßen Wirtschaftsraum degradiert". Die Chancen, die das Netz bietet, um gemeinsam gesellschaftliche Antworten auf Datenmissbrauch zu finden, werden in diesem Manifest kaum sichtbar.

"Wir haben versucht, die Technologien und ihre Risiken und Unwägbarkeiten konkret und für jeden verständlich darzustellen, indem wir auch die Motivation und Interessenslagen hinter der neuen digitalen Datensammelwut beleuchten", antwortet Constanze Kurz auf die Frage nach der Zielsetzung der "Datenfresser". Die Gesellschaft stehe vor der Herausforderung, neue soziale Konventionen, Spielregeln und Umgangsformen für die digitale Datenwelt zu finden. "Das Buch fordert daher auch nicht zum Netz-Eremitentum auf, sondern versucht, Wege aufzuzeigen, wie man aktiv zu seiner eigenen digitalen Mündigkeit finden kann." (dpa/ajf)

Constanze Kurz/Frank Rieger: Die Datenfresser. Wie Internetfirmen und Staat sich unsere Daten einverleiben und wie wir die Kontrolle darüber zurückerlangen. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag, 2011. 272 Seiten. 16,95 Euro. ISBN 978-3-10-048518-2