IT-Compliance

Wie sich das Konzept der COBIT-5-Enabler nutzen lässt

25.06.2014
Von Markus Gaulke
Richtig angewendet, kann der IT-Governance-Standard COBIT Unternehmen helfen, ihre Compliance-Aufgaben zu lösen. Als Leitplanken bewähren sich vor allem die in COBIT 5 definierten "Enabler" und die zugehörigen "Dimensionen".

Als anerkanntes Rahmenwerk für die Governance und das Management der Unternehmens-IT umfasst COBIT 5 Methoden, Prinzipien, gute Praktiken und Leitfäden für eine optimale Wertschöpfung durch den IT-Einsatz. Der Begriff "Compliance" schließt alle Richtlinien und Prozesse ein, die dazu dienen, den relevanten Gesetzen, Vorschriften und Regulierungen zu genügen. Im COBIT-Rahmen wird Compliance als Bestandteil der Governance-Aufgaben von Aufsichtsorganen und Geschäftsleitungen verstanden. Diese Gremien sollen ja sicherstellen, dass sich Unternehmensziele und Risiko-Management-Strategien mit den Compliance-Anforderungen im Einklang befinden.

Um dieses Ziel zu fördern, werden in COBIT 5 "Enabler" definiert. Dabei handelt es sich um Schlüsselkomponenten mit wesentlichem Einfluss auf das Erreichen der Unternehmensziele beziehungsweise kritischer Erfolgsfaktoren hinsichtlich der definierten IT-Ziele.

Was leisten die sieben Enabler?

Jedes geschäftliche Problem, auch die IT-Compliance, lässt sich über eine Kombination der folgenden sieben miteinander in Beziehung stehenden Enabler lösen:

  • Prinzipien, Richtlinien und Rahmenwerke,

  • Prozesse,

  • Organisationsstrukturen,

  • Kultur, Ethik und Verhalten,

  • Information,

  • Services, Infrastruktur und Anwendungen,

  • Mitarbeiter, Fähigkeiten und Kompetenzen.

Diese Enabler umfassen alle Elemente, die für IT-Governance und IT-Management relevant sind. Sie beeinflussen sich dabei gegenseitig. Die Basis für alle Enabler bilden die "Prinzipien, Richtlinien und Rahmenwerke". Mit ihrer Hilfe werden die Vorgaben für die anderen Enabler definiert.

Zum Steuern und Messen der Leistung

Darüber hinaus beschreibt COBIT 5 vier für alle Enabler einheitliche Dimensionen, mit denen sich deren Leistung steuern und messen lässt:

  • Anspruchsgruppen,

  • Ziele,

  • Lebenszyklus und

  • bewährte Verfahren.

Die ersten beiden Dimensionen stellen sicher, dass die Anforderungen der jeweiligen Anspruchsgruppen erfüllt und die Ziele des Unternehmens erreicht werden. Ein aktiv gemanagter Lebenszyklus und die Anwendung von bewährten Verfahren machen die Zielerreichung noch wahrscheinlicher. Um den Zustand der einzelnen Dimensionen zu überwachen, sind Metriken notwendig. Die können entweder "vorlaufend" (also eher zur Steuerung) eingesetzt oder auch "nachlaufend" verwendet werden (beispielsweise um die Zielerreichung zu überwachen).

Prinzipien, Richtlinien und Rahmenwerke

Die Richtlinien definieren die Vorgaben des jeweiligen Unternehmens in Bezug auf die Einhaltung regulatorischer Vorschriften. Die Planungsdokumente und Konzepte helfen bei der Organisation der Compliance-Aufgaben. Die Kontrolldokumentation protokolliert das interne Kontrollsystem.

Bewährt hat sich in diesem Zusammenhang die Verwendung von Standardarbeitsanweisungen (Standard Operating Procedures = SOP). Sie helfen, die Prozessausführung wiederholbar zu machen sowie die interne Kon-trolldokumentation und Berichterstattung knapp zu halten. In Bezug auf die Lebenszyklus-Steuerung ist wichtig, dass jedes der für die Einhaltung regulatorischer Vorschriften beschriebenenen internen Kontrolldokumente formal überprüft und genehmigt wird.

Die Prozesse

Um die regulatorische Compliance sicherzustellen, sind die dafür nötigen Prozesse einzurichten. Zudem muss das Unternehmen in der Lage sein, die Einhaltung der relevanten Bestimmungen auch zu überwachen sowie gegenüber internen und externen Interessengruppen nachzuweisen.

Rund ein Drittel der COBIT-Prozesse sind in diesem Zusammenhang relevant. Vor allem der Prozess MEA03 ("Überwachen, Evaluieren und Beurteilen der Compliance mit externen Anforderungen") sorgt dafür, dass die Compliance-Anforderungen identifiziert und eingehalten werden und die IT- in die Unternehmens-Compliance integriert ist.

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Die Organisationsstrukturen

Als verantwortlich für die Einhaltung von regulatorischen Vorschriften sieht COBIT 5 vor allem die Compliance-Gruppe, die Geschäftsprozessverantwortlichen, die Führungskräfte, die Revision und den Architekturausschuss. Die Organisationsstrukturen müssen im Lebenszyklus gesteuert werden. Bewährte Praktiken für den Architekturausschuss sind unter anderen dessen ausgewogene Zusammensetzung und definierte Eskalationsverfahren.

Kultur, Ethik und Verhalten

Für die Aufrechterhaltung der Compliance sind unter anderem Risikobewusstsein und Eigenverantwortung wichtig. Bewährte Praktiken, die solche Verhaltensweisen fördern, sind beispielsweise die Definition von Regeln zur Übernahme von Verantwortung oder die Kommunikation von Risikobewusstsein als Unternehmenswert durch das Management.

Information

Eine wirksame regulatorische Compliance benötigt Informationen über gesetzliche und regulatorische Compliance-Anforderungen, Berichte über die Einhaltung der Compliance und ein Register der Compliance-Anforderungen. Für jedes dieser Informationselemente gibt es bewährte Praktiken, die COBIT 5 in einem Sechsschichtenmodell mit Informationsattributen darstellt:

1. Schicht der physischen Welt: Informationsträger/Medium;

2. Empirische Schicht: Informationszugriffs-Kanal;

3. Syntaktische Schicht: Code/Sprache;

4. Semantische Schicht: Informationstyp, Informationsaktualität und Informationsebene;

5. Pragmatische Schicht: Aufbewahrungszeitraum, Informationsstatus, Neuheit und Abhängigkeit/Kontingenz;

6. Schicht der sozialen Welt: Kontext.

Für jede dieser sechs Schichten und jedes relevante Informationselement lassen sich bewährte Praktiken definieren.

Services, Infrastruktur und Anwendungen

Als relevante Services für die Einhaltung von regulatorischen Vorschriften nennt COBIT 5 unter anderen Sicherheits-Management-Systeme sowie Test und Validierung. Relevante Anwendungen hingegen können GRC-Applikationen (Governance, Risk, Compliance) oder Reporting-Werkzeuge sein. Eine bewährte Praxis ist in diesem Zusammenhang die Definition von Dienstvereinbarungen, die vom Serviceanbieter erreicht werden müssen.

Mitarbeiter, Fähigkeiten und Kompetenzen

Die Compliance-Kernfähigkeiten umfassen ein weites Spektrum an Fähigkeiten wie Risikobewertung oder Wissen über das interne Kontrollsystem und den Inhalt von regulatorischen Vorschriften. Bewährt hat sich darüber hinaus, objektive Fähigkeitsanforderungen zu definieren.

Wichtige Elemente im Lebenszyklus bestehen darin, die dafür benötigten Fähigkeiten zu entwickeln (durch Schulungsmaßnahmen etc.) oder zu erwerben (beispielsweise durch Rekrutierung). Anschließend müssen sie über die verschiedenen Rollen innerhalb der Organisation zur Verfügung gestellt werden. (qua)

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Foto: dpunkt Verlag

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