Wie sich Beraterinnen behaupten

05.07.2006
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Eine Beraterin, die in gehobener Position und international, aber in Teilzeit arbeitet? Diese Kombination ist sicher nicht in vielen Beratungshäusern möglich, und Fehler ist sich ihres Exotenstatus durchaus bewusst: "Mein Modell funktioniert nur, weil es alle Beteiligten, angefangen von der Firma, dem Kunden bis zu meinem Mann und mir, wollen und eine hohe Flexibilität an den Tag legen." Sie hatte das Glück, dass ihr Mann, ebenfalls bei Capgemini, einen Home-Office-Tag aushandeln konnte, der sich mit Fehlers Reisetag deckt. Flexibilität ist für sie keine Floskel, sondern gelebter Alltag. Auch als Teilzeitkraft macht sie Überstunden, am besten zwischen 21 und 24 Uhr, wenn der Sohn bereits schläft. Dass ihr Hauptansprechpartner in Cincinnati sitzt und um diese Zeit - der Zeitverschiebung sei Dank- noch immer erreichbar ist, erleichtert die Kommunikation. Als Fehler zu einer wichtigen Besprechung in die USA fliegen musste, nahm sie das damals dreimonatige Baby mit und brachte es während der Verhandlungen bei der Nanny einer Mitarbeiterin unter.

Friederike Woermann-Seiger, Roland Berger: 'Einen Berufseinstieg oder -wechsel in Teilzeit erachte ich als schwierig. Man muss sich vorher eine Position im Unternehmen erarbeitet haben.'
Friederike Woermann-Seiger, Roland Berger: 'Einen Berufseinstieg oder -wechsel in Teilzeit erachte ich als schwierig. Man muss sich vorher eine Position im Unternehmen erarbeitet haben.'

Im Gegensatz zu Fehler verlassen viele Frauen die Beraterbranche nach einigen Jahren wieder, um sich vor der Familienphase einen Arbeitgeber zu suchen, der eine bessere Balance zwischen Beruf und Familie erlaubt. Bei Roland Berger Strategy Consultants gibt es zum Beispiel nur sechs Beraterinnen, die Teilzeit arbeiten, allerdings hatten sie alle schon vorher einige Sprossen auf der Karriereleiter erklettert. Für Friederike Woermann-Seiger, die 2002 nach der Geburt ihres Sohnes als erste im Unternehmen ihre Arbeitszeit reduziert hatte, ist es eine wichtige Voraussetzung für den gelungenen Umstieg von Voll- auf Teilzeit, dass man sich bereits eine eigene Position innerhalb des Unternehmens erarbeitet hat. Einen Berufswechsel oder -einstieg in Teilzeit erachtet sie dagegen als sehr schwierig. Diese Einschätzung bestätigt auch eine Studie der Bertelsmann Stiftung und der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft zum Thema "Karrierek(n)ick Kinder". Die Mehrheit der befragten 500 Mütter in Führungspositionen arbeitet wieder Vollzeit, die klassische Halbtagsstelle ist kaum zu finden, bei den reduzierten Arbeitszeitmodellen handelt es sich oft um flexible, nicht selten vollzeitnahe Arrangements. Viele Frauen haben sich überdies erst für ein Kind entschieden, nachdem ihre berufliche Position schon gefestigt war.