Wie Schulungsanbieter die Krise meistern

14.01.2003
Von Bettina Wirth

Die Hitliste unterstreicht den Trend: Massenschulungen, in denen Hunderte von Mitarbeitern eines großen Unternehmens in einer bestimmten Software fit gemacht wurden, gibt es kaum noch. Wenn sich ein Betrieb noch Schulungen leistet, dann vorrangig für das gehobene und mittlere Management. Reine IT-Weiterbilder wie NT+C spüren die sinkende Nachfrage besonders: „Wir schulen derzeit deutlich weniger große Gruppen als früher“, so Schröer.

Unter den Branchenexperten herrscht die einhellige Erkenntnis, dass mit reinen Anwenderschulungen derzeit kein Geld zu verdienen ist. Weiterbildungsanbieter wie auch Qualifizierungsbeauftragte in Unternehmen sehen das Schulungsgeschäft vielmehr auf dem Weg zur klassischen Beratungsleistung: Wer etwa betriebswirtschaftliche Standardsoftware schulen will, muss die Geschäftsprozesse des Kunden kennen. Dennoch will Schröer die Basisthemen nicht totgesagt wissen: „Windows 2000, Windows XP und .NET sind immer noch Renner.“ Auch Microsoft-Zertifizierungen liefen noch gut, ergänzt er.

Trotzdem hat auch NT+C unter der Krise zu leiden. Schröer sieht den Markt für klassische Schulungsleistungen in Auflösung begriffen: „Die kommenden Generationen an Auszubildenden verfügen bereits über Kenntnisse der Textverarbeitung und Tabellenkalkulation.“ Deshalb setzt auch er auf Beratung: „Wir konnten Markteinbrüche im Trainingsgeschäft durch Consulting auffangen.“ Das erste Halbjahr 2003 werde allerdings schwierig bleiben. In der zweiten Jahreshälfte rechnet er mit einer Belebung der Marktsituation. Vor allem im Mittelstand herrsche Nachholbedarf in Sachen DV und Consulting.

Peter Littig, Direktor für Bildungsstrategie bei der Dekra Akademie, schätzt, dass IT-Schulungen im vergangenen Jahr zu 15 bis 20 Prozent weniger zum Gesamtumsatz des Seminaranbieters beigetragen haben als noch 2001. Der IT-Weiterbildungsexperte musste feststellen, dass reine Anwenderschulungen „stark nachgelassen“ haben, wertet dies aber als normal. Schließlich sei der IT-Markt in den letzten Jahren allen anderen Themen „vorausgaloppiert“. „Die Innovationszyklen haben sich verlangsamt, schnelle Releasewechsel sind selten geworden“, sagt Littig. Damit vermindere sich auch der Schulungsbedarf.

Wer im schwierigen Marktumfeld überleben will, muss sich vor allem mehr Flexibilität auf die Fahnen schreiben. So garantiert Unilog Integrata Training seinen Kunden, dass ein gebuchtes Seminar auch bei Nichtauslastung stattfindet. Bisher war es in der Branche üblich, offene Trainings erst ab einer Mindestzahl an Buchungen zu starten. Die Firma bietet seinen Kunden auf diese Weise Planungssicherheit und die Freiheit, noch kurzfristig Teilnehmer anmelden zu können. Die niedrigeren Margen nimmt Unilog angesichts der Marktlage in Kauf.

Probetrainings erleichtern Akquise