IPO- Büro-Tagung in Linz:

Wie rentabel ist Rationalisierung?

14.11.1980

LINZ (to) - Wie gut ist die gegen wärtige Organisation der Büroabteilungen und wie kann vorhandenen Schwächen abgeholfen werden? Diese Fragen, so das Ergebnis einer Bürotagung in Linz, soll sich das Management vorlegen, bevor es mit Verbesserungen durch den Einsatz von elektronischen Verarbeitungsanlagen rechnet. Eine gute Infrastruktur sei Grundvoraussetzung für rentable Automatisierung.

Auf der Fachtagung Büroorganisation des Institutes für Personal- und Organisationsentwicklung in Wirtschaft und Verwaltung (IPO) an der Linzer Johannes-Kepler-Universität ging es kürzlich weniger um das Büro der Zukunft als um das der Gegenwart. Die Redner aus Industrie, Forschung und Verwaltung waren sich darin einig, daß ohne eine gegenwartsbezogene Umorganisierung des Status quo in den Büros die effiziente Automatisierung eine Fiktion bleiben muß.

Die Überlegungen, so betonte Professor Dr. Lutz Heinrich in seinem Referat, müßten in Abwandlung eines Kennedy-Wortes nicht dahin gehen, was die Automation mit uns, sondern was wir mit ihr machten. Die Konzentration solle sich dabei vor allem auf die Verbesserung von Vorhandenem richten, um nicht der Versuchung "the more, the beautiful" anheimzufallen. Allerdings warnte er davor, sich durch nostalgische Gefühle dazu verleiten zu lassen, "die Briefe wieder mit der Hand zu schreiben". Der Präsident des IPO, Winfried Kern, von der Raiffeisenzentralkasse für Oberösterreich erklärte, daß es heute eine Vielzahl von Techniken gäbe, die uns die bisher als notwendiges Übel angesehene Büroarbeit erleichtern. Dem zustimmend ergänzte Heinrich, daß die Möglichkeiten noch nicht voll genutzt würden.

Bevorzugt seien, so befand Lucian Koloseus vom Wiener Magistrat, die Verwaltungen, da sie durch die Tatsache, daß sich hier "die Dinge nicht so schnell ändern",

die Gefahr eines "Überrolltwerdens" von der Automatisieung doch sehr gering sei Er sprach davon, daß die zentrale Verarbeitung mit dezentraler Ergänzung trotz gegenteiliger Meinung von seiten der Hersteller doch noch Zukunft habe.

Der Versuch der Industrie, die Textverarbeitung auf dasselbe Niveau zu heben wie die Datenverarbeitung, scheint bislang zumindest noch nicht zu glücken. Die magische Formel: "DV plus TV ist gleich IV ( Datenverarbeitung plus Textverarbeitung gleich Informationsverarbeitung )" wurde auf der Fachtagung mit dem Generalthema "Büro '80 am 7. November " vom ersten Redner Dr. Franz-Ferdinand Eiffe. Direktor des NCR Deutschland GmbH, beschworen. Die Teilnehmer erklärten in der Diskussion am Nachmittag einhellig, daß die Textverarbeitung in Problematik und Anwendung doch nur als Software-Applikation der klassischen DV anzusehen sei.

Als wesentlichen Punkt für das Gelingen eines jeden Projektes sieht Diplomingenieur Otto Czich, Leiter der Abteilung Automatisierte Datenverarbeitung der Voest-Alpine AG, Linz, den Teamgeist, der in der betrauten Gruppe herrscht. Selbst mittelmäßig geeignete Mitarbeiter mit wenig idealem Arbeitsmaterial brächten ein Projekt zu befriedigendem Abschluß, wenn sie die richtige Einstellung zur Sache verbinde.

Eine Forderung, die allgemein an die DV-Hersteller gerichtet wurde, ist die nach Hilfestellung in Form von Pilotprojekten und Feldversuchen, die sie, so Professor Heinrich, zusammen mit der Wissenschaft betreiben sollten. Außerdem stelle sich die Forderung nach einer wirksamen Technologiepolitik in Österreich, die bisher noch nicht zu existieren scheine.