Wie reif sind neue IT-Entwicklungen?

31.08.2005
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

Eine dritte Kategorie neben Collaboration und Architekturen, die derzeit durch die Hype-Kurve schlingert, fasst Gartner unter dem Begriff "Real World Web" zusammen. Darunter finden sich insbesondere die standortbezogenen Anwendungen sowie die schon lange hochgejubelte Radio Frequency Identification (RFID). Letztere dümpelt derzeit im Tief der Hypekurve. Die Analystin Jackie Fenn nennt eine Reihe von Anwendungen, in denen diese Technik besonders nützlich sein soll. Dazu zählt sie unstrukturierte Geschäftsprozesse, wie sie in der Logistik, dem Gesundheitswesen oder der Produktion vorkommen. Angesichts des schon längst vorhergesagten, aber immer noch nicht eingetretenen Durchbruchs der Funkfrequenztechnik im Handel wagt Fenn jedoch keine Prognose, wann diese zu den ausgereiften und produktiven Technologien zu zählen sein wird.

Durchbruch hängt auch von der Geschäftsrelevanz ab

Obwohl Anwendungen, die mittels Geodaten die Position von Außendienstmitarbeitern oder Waren in wirtschaftlichen Nutzen ummünzen, noch Mangelware sind, arbeiten sich solche "Location aware Applications" bereits in die Sphäre der Produktivität vor.

Verlauf eines Hypes

Auslöser: Eine gut inszenierte Produktankündigung, positive Berichtererstattung oder das Interesse der Industrie bringen den Stein ins Rollen.
Gipfel der hohen Erwartungen: In dieser Phase des überbordenden Enthusiasmus und unrealistischer Vorstellungen erzielt die neue Technologie einige Erfolge, stößt aber noch häufig an ihre Grenzen. In dieser Zeit verdienen vor allem Verleger von Fachpublikationen und Veranstalter von Konferenzen damit Geld.
Absturz und Desillusionierung: Die noch unreife Technologie kann die hoch gesteckten Erwartungen nicht erfüllen und kommt schnell aus der Mode. Die Zahl der Medienberichte geht stark zurück.
Weg zur Einsicht: Unterschiedliche Organisationen und Firmen setzen sich gezielt mit der Technologie auseinander. Sie beginnen die Einsatzmöglichkeiten, Risiken und den Nutzen des neuen Ansatzes zu verstehen. Tools und etablierte Praktiken vereinfachen seine Umsetzung.
Ebene der Produktivität: Die Vorteile der Technologie haben sich im alltäglichen Gebrauch erwiesen und werden allgemein anerkannt. Viele Anwender legen ihre Berührungsängste ab und läuten damit die Phase einer breiten Aneignung ein.

Gerade bei komplexen Technologien mit unklaren geschäftlichen Aussichten bedeutet das aber keineswegs einen kurz bevorstehenden Durchbruch. Bereits auf der ersten Hype-Kurve vor zehn Jahren war die Begeisterung für die Handschrifterkennung ganz unten angelangt. Trotz unbestreitbarer Fortschritte ist die Technik seither auf der Strecke zum Plateau der Produktivität kaum vorangekommen. (ws)