Selbstführung

Wie Reflexion Ihre Leadership stärkt

01.04.2021
Von 
Katharina von Barner ist Business- und Executive Coach in Köln und Associate Partner von Leadership Choices, Wiesbaden.
Führungskräfte, die sich in der Disziplin der Selbstführung üben, können nicht nur ihr Führungsverhalten verbessern, sondern auch ihre Teams besser anleiten und motivieren.
Das kritische Hinterfragen des eigenen Tuns und Denkens zählt zu den wichtigen Eigenschaften guter Führungskräfte mit Selbstführungskompetenz. Es fördert die eigene Leistungsbereitschaft, aber auch die der Mitarbeiter und des Teams.
Das kritische Hinterfragen des eigenen Tuns und Denkens zählt zu den wichtigen Eigenschaften guter Führungskräfte mit Selbstführungskompetenz. Es fördert die eigene Leistungsbereitschaft, aber auch die der Mitarbeiter und des Teams.
Foto: Jirsak - shutterstock.com

Leader mit einer hoher Selbstführungskompetenz sind häufig in ihrem Leben und Wirken zufriedener, resilienter und erfolgreicher. Sie setzen sich mit sich selbst und ihrem Verhalten auseinander. Sie durchschauen ihre Motive, sie sind weniger ihren Gefühlen ausgeliefert und handeln deshalb auch weniger aus Ärger, Frust, Angst oder Neid.

Selbstführung macht reflektierter, lösungsorientierter und kreativer. Die Gedanken, Kommunikation und das Handeln werden nach Sinn und Auswirkungen geprüft, und je nach Situation entsprechend angepasst und gesteuert. Menschen werden zu Gestaltern statt zu Getriebenen. Das ist gerade in Pandemie-Zeiten wichtig. Diese Krise wirkt weltweit in vielerlei Hinsicht wie ein Brandbeschleuniger. Sie erfordert die entsprechenden Führungskompetenzen für einen konstruktiven und lösungsorientierten Umgang mit den sich rasant entwickelnden komplexen und komplizierten Herausforderungen.

Autoritäres und machtorientiertes Verhalten, das bisher noch funktionierte, wird zukünftig nicht mehr zum Erfolg führen. Homeoffice, virtuelle Führung, Robotik und die jüngeren Generationen machen diesen Führungsstilen einen gewaltigen Strich durch die Rechnung - und das ist auch gut so.

Selbstführung macht gemeinsam stark

Führungskräfte erhöhen ihre Eigenverantwortung und ihre Handlungs- und Entscheidungskompetenz. Sie erkennen ihre Gestaltungsmöglichkeiten, statt anderen Versagen zu unterstellen, durch das sie angeblich mit scheitern. Leader mit Selbstführungskompetenz stellen sich immer zuerst die Frage, wie sie mit ihrem eigenen Verhalten die jeweilige Situation mit verursachen und mitgestalten. Es geht dabei um folgende Fragen:

  • Wie passt mein Führungsverhalten zur Unternehmenskultur, den Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern und dem Team?

  • Fördere ich die Leistung, Kompetenzen und Zusammenarbeit von mir, jedem Einzelnen und den Teams optimal?

  • Was kann ich tun oder auch ändern, um auch bei Schwierigkeiten und Konflikten Lösungen noch besser zu fördern?

Es geht um die Reflexion seines eigenen Denkens, Fühlens und Handelns: "Auch wenn der Weg zu sich selbst steinig ist, er lohnt sich, denn er macht frei, kraftvoll und erfolgreich", brachte ein CEO nach seinem Coaching seinen Selbstführungsprozess auf den Punkt.

Eine IT-Bereichsleiterin, die für mehrere Abteilungen zuständig ist, führt seit dem ersten Corona-Lockdown hauptsächlich virtuell. Wichtig ist für sie, dass sie mit ihren Mitarbeitern in einem offenen und vertrauensvollen Austausch bleibt. Gleichzeitig ist sie anfangs unsicher, wie ihr das gelingen kann. Sie entscheidet sich dafür, das Thema gemeinsam zu lösen. In einer virtuellen Runde benennt sie ihre Bedenken und fragt nach den Bedürfnissen, Ideen und Lösungen ihrer Teammitglieder. Die Vorgesetzte führt bereits mit einer hohen Selbstführungskompetenz. Im Vorfeld hat sie ihre eigenen Ziele, Bedürfnisse, Kompetenzen und situativen Möglichkeiten reflektiert. Ihre Abteilungsleiterinnen und Abteilungsleiter unterstützt sie auch in der Entwicklung ihrer Selbststeuerung. So dass diese in einer möglichst hohen Selbstverantwortung selbstorganisiert arbeiten - das aktiviert und erhöht die eigenen und gemeinsamen Fähigkeiten, und macht zusätzlich Freude. Menschen brauchen Transparenz und einen Sinn, wofür sie sich engagieren.

Wann leisten Menschen gerne und viel?

Jeder sollte seine Leistungsbereitschaft selbst kritisch hinterfragen:

  • Unter welchen Voraussetzungen haben Sie Lust, hohe Leistung zu bringen und wann nicht?

  • Welche Rolle spielt für Sie dabei Glaubwürdigkeit, Kommunikation und Nachvollziehbarkeit?

  • Inwieweit ist für Sie wichtig, dass Ihre Kompetenzen anerkannt und gefördert werden, Sie würdevoll und respektvoll behandelt und Fehler mit Ihnen konstruktiv reflektiert werden?

  • Welche weiteren Aspekte spornen Sie an, sich mit Freude zu engagieren?

  • Was törnt Sie ab?

Mit Selbstführungskompetenz fördert und entwickelt Führung ihre eigene Leistungsbereitschaft und die ihrer einzelnen Mitarbeiter und Teams. Erfolg erhöht die Freude am Tun, und das wiederum wirkt sich auch auf die Gesundheit und die Zufriedenheit aus.

Auch sogenannte Schwierige, Unwillige und Demotivierte erhöhen mit Selbstführungskompetenz ihre Leistungsbereitschaft. Als Coach kann man diese Entwicklung immer wieder beobachten. Je besser Vorgesetzte die Potenziale und Kompetenzen ihrer Mitarbeiter fördern, desto mehr zeigen diese Leistungsbereitschaft statt Verweigerung. (pg)