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Wie Oracle-Kunden Open Source nutzen

24.10.2007
Open Source ist für Oracle-Anwender inzwischen kein Fremdwort mehr. Allerdings hauptsächlich im Bereich Middleware und aus Kostengründen.

Das geht aus einer aktuellen Studie der Independent Oracle User Group (IOUG) hervor. "Als Open Source herauskam, gab es Bedenken, dass kein 'richtiges Unternehmen' dahinterstehe", sagt der IOUG-Vorsitzende Ari Kaplan. Diese Skepsis sei inzwischen weitgehend gewichen. "Es sticht heraus, dass inzwischen mehr als 60 Prozent Open Source im Middle Tier nutzen."

Die IOUG-Umfrage, durchgeführt von Unisphere Research und gesponsert von MySQL, bringt ans Licht, dass über ein Drittel der mehr als 200 Befragten eine Open-Source-Datenbank einsetzen. Da nur Oracle-Nutzer befragt wurden, bedeutet dies natürlich, dass diese MySQL oder vergleichbare quelloffene Produkte zusätzlich und nicht an Stelle von Oracle verwenden.

Was die kostenlosen "Express"-Versionen kommerzieller Datenbanken angeht, die neben Oracle auch IBM und Microsoft anbieten, um Kunden "anzufixen", nutzen 80 Prozent der Anwender solcher Light-Datenbanken zusätzlich auch noch Open-Source-Alternativen.

Interessanterweise ist die Zahl der Unternehmen, die mehr als die Hälfte ihrer Anwendungen auf OSS (Open Source Software) betreiben, von neun Prozent im Vorjahr auf aktuell 13 Prozent gestiegen. Als Grund dafür werden vorrangig Kosten angeführt, auf einem abgeschlagenen zweiten Platz folgt der Wunsch, sich nicht an einen Hersteller zu ketten.

Allerdings muss man in Sachen Open vs. Closed Source wohl auch weiterhin die Kirche im Dorf lassen: Auch wenn 90 Prozent der im Rahmen der IOUG-Studie befragten Anwender Open Source irgendwo einsetzen, nutzen sie gerade einmal vier Prozent für Unternehmensanwendungen (beispielsweise SugarCRM oder Alfresco). Der Großteil der verwendeten OSS dient für dedizierte Zwecke wie Middleware oder Tests und Entwicklung.

Für die meisten Anwender sind Open-Source-Datenbanken außerdem verhältnismäßig noch Spielzeuge. Nur 20 Prozent speichern darin mehr als 50 Gigabyte an Daten, nur drei Prozent überschreiten die Terabyte-Grenze.

Oracle hat die Nutzung von Open Source, genauer Linux, selbst propagiert – unter anderem dadurch, dass der Ellison-Konzern inzwischen Linux als Referenzplattform für die Entwicklung einsetzt. Ein Teilnehmer der IOUG-Studie wird mit der Aussage zitiert: "Beta-Releases von Oracle 11g standen für Linux früher zur Verfügung als für jede andere Betriebssystemplattform".

Die bei den Oracle-Anwendern beliebteste einzelne Open-Source-Middlware-Komponente ist der Apache-Webserver, den 60 Prozent nutzen. Dahinter rangieren Betriebssysteme wie Linux oder FreeBSD (58 Prozent), Application Server wie JBoss oder Tomcat (45 Prozent), Datenbanken wie MySQL, PostgreSQL oder EnterpriseDB (35 Prozent), Entwicklungswerkzeuge wie Eclipse oder NetBeans (30 Prozent) sowie Frameworks wie Spring (21 Prozent).

Ganze neun Prozent gaben zu Protokoll, derzeit keine OSS zu nutzen. Allerdings hat auch nur gut die Hälfte der Teilnehmer vor, den Einsatz von Open Source im kommenden Jahr steigern zu wollen. Von diesen führten an die 70 Prozent Kostengründe als Hauptmotiv ins Feld.

Die Hindernisse für eine stärkere Open-Source-Nutzung verwundern wenig. Gut die Hälfte der befragten IOUG-Mitglieder nennt den im Vergleich zu kommerziellen Softwarepaketen schlechteren Support (vor einem Jahr führte dieses Argument erst rund ein Drittel an). Dies empfinden übrigens vor allem große Anwenderunternehmen; kleinere sorgen sich stattdessen primär um die Sicherheit.

Der Branchendienst "Computerwire" kommt angesichts der Ergebnisse zu dem Schluss, dass Kunden OSS fast ausschließlich aus Kostengründen "kaufen". Konsequenterweise überraschten auch die Nutzungsmuster nicht, wo Open Source vor allem für Commodity-Teile der Softwarearchitektur genutzt werde. OSS komme dort zum Einsatz, wo sie einfach nur funktionieren solle und per se wenig Mehrwert verspreche - unter anderem als Betriebssystem.

Es sei dabei durchaus kein Widerspruch, dass die Anwender noch immer viel Geld für Windows-Clients (den Teil des Tiers, wo sich OSS bislang am wenigsten durchgesetzt habe) hinblätterten. Sie zahlten dabei nämlich nicht für das Betriebssystem selbst, sondern für den Zugang zu Microsoft Office, das in der entwickelten Welt zum De-facto-Standard geworden sei. (tc)