Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?

25.02.1977

Mit dieser Fragestellung wollten wir weder bedeutungs-schwangere Antworten provozieren, noch hören, was denn nun die einzig richtige Methode ist. Es ging 1 uns eigentlich nur darum, zu erfahren, weichen Stellenwert das "Betriebsklima" In EDV-Abteilungen hat. Dementsprechend fielen auch die Antworten aus. Der eine setzt auf Tischtennis, der andere auf Kegelabende, der dritte schließlich will von alldem nichts wissen. Und doch kann jeder recht haben. Motivation ist nun mal eine Frage des "Feeling": Was für den einen zu viel ("Kumpelei"), ist für den anderen vielleicht zu wenig. Erkennen Sie sich wieder?

Klaus Gasch,

Leiter der EDV-Abteilung, Sager & Woerner, München

In unserem Haus gibt es zwei Sportabteilungen, die sich aktiv betätigen: Einmal wird Fußball gespielt, zum anderen intensiv Tischtennis - dieser Gruppe gehöre ich an. Initiatoren dieser sportlichen Ausgleichsmöglichkeit waren ursprünglich Mitarbeiter, die sich privat getroffen haben, um Sport zu betreiben. Nachdem sich immer mehr Interessenten anschossen, wurden die Firmenleitung und der Betriebsrat um Erlaubnis gebeten innerhalb des Hauses eine Tischtennisabteilung einzurichten.

Seit etwa zwei Jahren gibt es nun eine feste Tischtennisgemeinde, die innerhalb einer Firmen- und Behördenrunde Wettkämpfe austrägt. Unsere Datenverarbeiter kegeln zudem einmal im Monat auf der firmeneigenen Kegelbahn, der eine gemütliche Bauernstube angeschlossen ist. Zwei im Jahr veranstalten wir größere Feste: Der Faschingsball und die Weihnachtsfeier, zu der auch Anwenderkollegen eingeladen werden, damit unsere Leute auch Kontakt bekommen für einen Erfahrungsaustausch außerhalb des Unternehmens. Obwohl wir zwei oft drei Schichten fahren, muß keiner auf das Fest verzichten: Unser Rechenzentrum ist in unmittelbarer Nähe der Kegelbahn, wo diese Zusammenkünfte stattfinden. An den Festtagen läuft dann ein großer "Job", und unsere Operatoren können Sich bei Bedarf abwechseln.

Das allein reicht aber nicht aus, um die Mitarbeiter zu motivieren. Obwohl unser Unternehmen nicht groß ist, hat einmal im Jahr jeder Datenverarbeiter die Möglichkeit, extern auf Schulung zu gehen meist bei Herstellern oder Instituten, die sich mit bestimmten Problemen befassen, wie zum Beispiel die Entscheidungstabellentechnik. Zudem kann sich jeder Mitarbeiter zum Projektleiter qualifizieren. Er wird hierzu langsam an die Thematik herabgeführt erarbeitet sich mit Unterstützung unserer sorts sein Fachwissen und kann später das jeweilige Projekt vollverantwortlich übernehmen

Lothar Fleer,

Kaufmännischer Leiter und Prokurist, Rechenzentrale Bayerischer Genossenschaften e. G" München

Seit etwa einem Jahr liegen die Geschäftsräume der

RZBG in einer neuen Umgebung: von der attraktiven Münchner Innenstadt zogen wir in das "einsame" Industriegebiet beim Flughafen Riem. Zwar sind die Arbeitsräume wesentlich schöner, die Umgebung jedoch nicht. Also mußten Wege gefunden werden, unseren Mitarbeitern diese Gegend reizvoller zu gestalten: Es gibt jetzt einen eigenen Betriebssportverein, dessen Anlagen von den Mitarbeitern allein betreut werden; die Firmenleitung sorgt lediglich für die Instandhaltung der Anlagen. Wir tragen Tennisturniere aus, haben zudem seit etwa, fünf Jahren ein sehr gut funktionierendes Fußball-Team, das regelmäßig - etwa fünf- bis zehnmal pro Saison

gegen Kunden oder DV-Hersteller zum Kampf antritt. Beliebt sind auch unsere Damen- und Herren-Skimeisterschaften, zu denen die Firma sogar Pokale stiftet. Betriebsausflüge gibt es nicht mehr. Da wir rund um die Uhr fahren, fehlt uns dazu die Zeit. Es gibt aber einen Ausgleich durch Betriebsveranstaltungen mit gutem Essen.

Aber durch diese Dinge allein entsteht kein Betriebsklima, das sind Randerscheinungen. Motivierend für unsere Mitarbeiter ist vor allem, daß alle die Chance

haben, innerhalb des Betriebes aufzusteigen. Wird innerhalb eines Bereiches eine Position frei, versuchen wir erst einmal, in den eigenen Reihen nach einem Nachfolger zu suchen - das ist zwar wesentlich umständlicher, als qualifizierte Leute von draußen einzustellen, aber wichtig für die Motivation des einzelnen. Unsere Mitarbeiter wissen genau, daß sie sich - je nach Ehrgeiz - stufenweise in die verschiedenen Positionen, die unser Haus bietet, einarbeiten können.

Peter Peifer,

Leiter System- und Anwendungsprogrammierung, Landeszentralbank Bayern,

München

Im Hause LZB wird eine ganze Menge dafür getan, um Mitarbeiter zu motivieren und einen Ausgleich zu bieten für den sturen Büroalltag. Unser Rechenzentrum liegt am Englischen Garten, auf dem Dach des Hauses gibt es ein Schwimmbad, das Mitarbeitern sowie deren Angehörigen zur Verfügung steht. Zudem hat die LZB einen eigenen, eingetragenen Sportverein, den ein Vereinsvorstand sowie Spartenleiter meist gute Sportler unter den Betriebsangehörigen - verwalten.

Es gibt Fitneßräume, Tennis- und Fußballplätze, jeden Mittwoch Waldlaufgruppen durch den Englischen Garten sowie im Winter Skigymnastik. Außerdem veranstalten wir Schachabende. Vergleichbar mit First-Class-Hotels sind auch die Ferienheime, in denen unsere Mitarbeiter sich mit ihren Familien preisgünstig erholen können.

Die wichtigste Motivation unserer DV-Abteilung allerdings liegt in der Kommunikation innerhalb des Arbeitsbereiches. Ich selbst habe noch nie ein Unternehmen kennengelernt, bei dein der Informationsfluß und die Ausbildungsmöglichkeit so stark im Vordergrund standen wie bei der LZB: Sooft sich genügend Interessenten für ein bestimmtes Thema zu einem aktuellen Anlaß finden, gibt es Schulungen im Haus. Teilnehmen können außer den Betroffenen auch alle, die sich weiterbilden möchten. Ende März zum Beispiel findet eine Präsentation von Systemsoftware statt, die wir selbst geschrieben haben. Eingeladen hierzu werden alle Rechenzentren der Bundesbank, der auch wir angehören. Keiner unserer Mitarbeiter hat das Gefühl, fest in einer Hierarchie zu stecken, ohne jegliche Bewegungsfreiheit. Aus diesem Grund arbeiten

wir in Richtung des Chief-Programmer-Team-Konzepttes - es werden gleichberechtigte Projektgruppen gebildet. Und all das gibt meiner Meinung nach die beste Motivation.

Manfred Dziewas,

Leiter des Rechenzentrums MBB GmbH, Ottobrunn

Die echte Mitarbeitermotivation kann man meines Erachtens, nicht darin sehen, daß Firmenfeiern veranstaltet werden und Betriebs- oder Abteilungsangehörige recht oft auch nach der Dienstzeit zusammentreffen. Im Gegenteil, so etwas tut meist - auf lange Sicht gesehen nicht gut.

Selbstverständlich gibt es bei uns auf, den Gelände in Ottobrunn alle nur erdenklichen sportlichen. Betätigungsmöglichkeiten- wie Fußball, Basketball, Faustball, Bogenschützen, Schwimmen. Tennis und Tischtennis, jedoch wird der Sportgeist der einzelnen Abteilungen nicht speziell gefordert. Denn oft können sich daraus Probleme ergeben, und zwar ein Konkurrenzdenken zwischen den einzelnen Bereichen des Unternehmens. Wir sehen uns nicht als Datenverarbeiter, sondern als Mitarbeiter des Hauses MBB.

Über die echte Motivation in unserem Unternehmen - das gilt auch für unsere Abteilung Datenverarbeitung - führe ich am besten die Ergebnisse einer Umfrage an, die auf unteren und mitt-leren Führungsebenen von MBB zum Thema "Mitarbeitermotivation" durchgeführt wurde: Zur Diskussion standen 14 Kriterien:

1. Aufgabenstellung

2. kollegiale Atmosphäre in der Abteilung oder Arbeitsgruppe

3. Führungsstil

4. Gehaltsentwicklung

5. Arbeitsbedingungen räumliche, technische und organisatorische

6. Sicherheit der Position

7. Aufstiegsmöglichkeiten

8. Mitsprache und Mitwirkungsmöglichkeit bei Führungsentscheidungen

9. Information und Informationsfluß

10. Weiterbildungsmöglichkeiten

11. Erfolgsbeteiligung

12. Betriebsklima innerhalb des gesamten Unternehmens

13. Sozialleistungen, wie Wohnungsbeihilfe, Werkskantine und -arzt

14. Image der Firma in der Öffentlichkeit.

Die erste Frage lautete: Durch welche Faktoren werden Sie selbst am meisten motiviert. Und so sah das Ergebnis aus:

1. (1) 2. (3), 3. (2), 4. (4), 5. (5), 6. (8), 7. (6), 8. (9), 9. (7), 10. (12), 11. (10), 12. (11), 13. (13), 14. (14).

Die Frage "Wie, glauben Sie, sieht diese Rangfolge bei Ihren Mitarbeitern aus?" brachte folgende Ergebnisse:

1. (1), 2. (4), 3. (2), 4. (3), 5. (7), 6. (6), 7. (5), 8. (11), 9. (9), 10. (13), 11. (8), 12. (10), 13. (12), 14. (14).

Die letzte Frage "Auf welche Faktoren haben Sie den meisten Einfluß?" wurde so beantwortet:

1. (2), 2. (1), 3. (9), 4. (3), 5. (8), 6. (10), 7. (5), 8. (4), 9, (7), 10. (6), 11. (12), 12. (11), 13. (13), 14. (14).

Aus dieser Rangfolge-Ordnung erkennt man wahrscheinlich am besten, wo und wie man motivieren kann.