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Nach Ablauf des Ultimatums

Wie Microsoft Yahoo knacken könnte

29.04.2008
Von Wolfgang Sommergut 

Angreifbare Firmenkonstruktion

Jerry Yang ist sich dieser Schwachstelle natürlich bewusst und versucht die Neuwahl des Aufsichtsrats möglichst lange hinauszuschieben. In den vergangenen Jahren wurden die Bewerber stets im März nominiert. In diesem Jahr verschob das Board den Termin dafür auf einen nicht näher genannten Zeitpunkt und legte nur fest, dass Kandidaten innerhalb von zehn Tagen nach der Bekanntgabe dieses Datums vorgeschlagen werden müssen. Die Spielräume des Yahoo-Chefs sind indes begrenzt, weil er nach den Gesetzen des Bundesstaates Delaware, in dem sich der Sitz des Unternehmens offiziell befindet, bis spätestens Mitte Juli die Hauptversammlung einberufen muss. Wenn Yahoo diesen Termin verstreichen lässt, könnte Microsoft auf die Abhaltung des Aktionärstreffens klagen, so dass sich auf diese Weise nur eine kurze Gnadenfrist von ein paar Wochen gewinnen ließe.

Im Unterschied zu Google sind bei Yahoo die Firmengründer nicht in der Lage, das Geschehen maßgeblich zu beeinflussen. Jerry Yang und David Filo besitzen zusammen nur rund zehn Prozent der Aktien. Sergey Brin, Larry Page und Eric Schmidt halten zwar auch nur eine Minderheit der Google-Aktien, besitzen aber eine Sperrminorität, mit der sie den Verkauf von Google blockieren könnten. Diese Konstellation gilt in der Technologiebranche als ungewöhnlich, weil Unternehmen in der Vergangenheit fürchteten, dass sie damit Investoren abschrecken würden - was sich bei Google aber nicht bewahrheitet hat.

Talente vor dem Absprung

Zu den Gepflogenheiten des Technologiesektors gehört außerdem, dass feindliche Übernahmen nach Möglichkeit vermieden werden. Oracles Kauf von Peoplesoft stellte daher eine Ausnahme dar. Potenzielle Käufer befürchten nämlich, dass eine langwierige Übernahmeschlacht bewirkt, dass die Wissensträger und führenden Ingenieure das Unternehmen verlassen. Damit würde das Kaufobjekt weitgehend entwertet.

Yahoo hat auch an diesen Aspekt gedacht und im Februar einen neuen Kompensationsplan beschlossen. Er sieht im Fall einer Übernahme des Unternehmens großzügige Abfindungen für Mitarbeiter vor und erlaubt ihnen die vorzeitige Einlösung der Aktienoptionen. Microsoft muss deshalb nicht nur mit erheblichen Zusatzkosten rechnen, sondern sieht sich mit einem Anreiz für die besten Mitarbeiter konfrontiert, das Unternehmen zu verlassen. Ob sich Steve Ballmer davon abschrecken lässt, scheint angesichts der unklaren Pläne für Yahoo und dem geradezu verzweifelten Kampf gegen Google um die Dominanz im Online-Werbemarkt höchst unwahrscheinlich.