Jobwechsel

Wie man seinem Arbeitgeber souverän kündigt

04.09.2007

Falls der Chef nicht wie erhofft mitspielt, ist der Schwarze Peter plötzlich in Ihrer Hand: Sie müssen gehen, oder Sie bleiben mit dem Stigma des Verlierers im Unternehmen zurück und haben noch geringere Chancen als zuvor, unter dem alten Chef respektiert zu werden und gegebenenfalls aufzusteigen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie nach einer vollzogenen Kündigung und dem Ausscheiden aus dem Unternehmen plötzlich wieder gefragt sind und mit offenen Armen sowie einem satten finanziellen Aufschlag empfangen werden, ist gering – seien Sie realistisch, Sie sind nicht Steve Jobs!

Vorher an das Nachher denken

"Lieber Chef, was ich Dir schon immer mal schreiben wollte: Du bist an allem Schuld."
"Lieber Chef, was ich Dir schon immer mal schreiben wollte: Du bist an allem Schuld."
Foto: Gajus - shutterstock.com

2. Die Kündigung muss schriftlich erfolgen, zahllose Textbeispiele finden sich im Internet. Im Grunde genommen reicht es aus, dass Sie Ihren Arbeitgeber von Ihrer Kündigung zu einem gewissen Termin in Kenntnis setzen, wofür ein oder zwei Sätze mehr als genug sind. Beherrschen Sie sich: Das Kündigungsschreiben ist kein Ort für die (überfällige) Abrechnung. Ihr Chef ist nicht mehr Ihr Vorgesetzter, sondern lediglich ein Knoten im persönlichen Netzwerk. Auch die alten Kollegen, denen Sie zum Abschied die Pest an den Hals wünschen, sind Teile dieses Netzes. Die Chance ist groß, dass Sie eines Tages noch einmal darauf zurückgreifen müssen. Nur wer sich sicher ist, auf seine sozialen Kontakte beim alten Arbeitgeber garantiert niemals wieder angewiesen zu sein, kann alle Brücken hinter sich abbrechen. Einen Abschied im Streit – ausgelöst durch ein übersteigertes Selbstbewusstsein aufgrund einer sich bietenden neuen Chance – wird man Ihnen lange nachtragen.

Achten Sie außerdem darauf, dass der Chef der erste ist, der von Ihrer Kündigung erfährt. Es kommt nicht besonders gut an, wenn ein Gerücht von Ihrem Wechsel seit Wochen die Runde durch die Kantine macht, ohne dass Ihr Vorgesetzter einen blassen Schimmer von der Entwicklung hat. Das schwächt seine Position gegenüber den verbleibenden Mitarbeitern und macht ihn nicht glücklich. Ziehen Sie sich keinen Gegner heran, wenn sich ein Kampf nicht lohnt. Und worum sollten Sie mit Ihrem alten Chef noch kämpfen? Der vermeintliche Machtgewinn, den Sie bei einer Kündigung positiv verspüren, hat keine reale Grundlage: Ihre hinzugewonnene Macht bezieht sich nicht auf die Strukturen des Unternehmens, sondern lediglich auf Ihre Stellung in Beziehung zum Vorgesetzten, der Ihnen bald ohnehin nichts mehr zu sagen hat.