Best Practice Rewe und Merck

Wie man ein Digital Lab aufbaut

24.04.2016
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Christoph Lixenfeld, seit 25 Jahren Journalist und Autor, vorher hat er Publizistik, Romanistik, Politikwissenschaft und Geschichte studiert.

1994 gründete er mit drei Kollegen das Journalistenbüro druckreif in Hamburg, schrieb seitdem für die Süddeutsche Zeitung, den Spiegel, Focus, den Tagesspiegel, das Handelsblatt, die Wirtschaftswoche und viele andere.

Außerdem macht er Hörfunk, vor allem für DeutschlandRadio, und produziert TV-Beiträge, zum Beispiel für die ARD-Magazine Panorama und PlusMinus.

Inhaltlich geht es in seiner Arbeit häufig um die Themen Wirtschaft und IT, aber nicht nur. So beschäftigt er sich seit mehr als 15 Jahren auch mit unseren Sozialsystemen. 2008 erschien im Econ-Verlag sein Buch "Niemand muss ins Heim".

Christoph Lixenfeld schreibt aber nicht nur, sondern er setzt auch journalistische Produkte ganzheitlich um. Im Rahmen einer Kooperation zwischen Süddeutscher Zeitung und Computerwoche produzierte er so komplette Zeitungsbeilagen zu den Themen Internet und Web Economy inklusive Konzept, Themenplan, Autorenbriefing und Redaktion.

Das Digital Lab von Rewe

Erstes Beispiel: Rewe Group. Schon 2014 hatte der Lebensmittelhändler die Geschäftseinheit Rewe Digital gegründet, ein Innovationslabor mit 400 Mitarbeitern. In ihm tüfteln Entwickler, Vertriebler und Marketingexperten gemeinsam an Lösungen für den erfolgreichen Online-Lebensmittelvertrieb. Denn im Kern geht es um nichts anderes, wenn in dieser Branche von Digitalisierung geschrieben oder gesprochen wird. Das Team arbeitet agil in Zwei-Wochen-Sprints, an deren Ende jeweils der Status Quo des Erreichten abgefragt wird.

Wichtigste Erfolgsfaktoren sind nach Selbsteinschätzung von Rewe die Zusammenlegung von Ideen- und Produktentwicklung mit Beteiligungsaktivitäten des Unternehmens zu einer Einheit und das Führen dieses Labs als Business-Unit mit Umsatzverantwortung.

Der Erfolg gibt dem Konzept Recht: Beim Vergleichstest des Computermagazins CHIP von 6 Online-Supermärkten landete Rewe im Sommer 2015 auf Platz 1.

Digital Labs bei Merck

Zweites Praxisbeispiel für Digital Labs:Merck. Das Pharmaunternehmen entschied sich 2015 für das sogenannte Accelerator-Konzept: Merck Unterstützt an seinem Hauptsitz in Darmstadt gezielt Startups, die an Innovationen in den Bereichen Healthcare und Life Science arbeiten. Das Unternehmen möchte von den Gründern ausdrücklich mehr Agilität und Flexibilität lernen, es gehe Merck primär um einen Kulturaustausch, so Michael Gamber, Leiter des Innovationszentrums.

Die Teams von Digital Labs müssen gar nicht groß sein; Hauptsache, sie verfügen über eine große Eigenständigkeit.
Die Teams von Digital Labs müssen gar nicht groß sein; Hauptsache, sie verfügen über eine große Eigenständigkeit.
Foto: alphaspirit - fotolia.com

Die Startups bekommen im Gegenzug Mentoren aus dem Merck-Management an die Seite gestellt und Zugang zu einem Netzwerk von über 50.000 erfahrenen Experten. Außerdem erhalten die Teams ein Startkapital von jeweils 25.000 Euro.

Auch hier gibt der Erfolg dem Konzept Recht. Nach Ansicht von Merck entstand in verblüffend kurzer Zeit eine Vielzahl neuer und schnell umsetzbarer Ideen.

Die meisten Mittelständler werden voller Neid auf die Kapazitäten blicken, die Große wie Rewe und Merck in die Digitalisierung stecken können.

Meier, denken Sie über Digitalisierung nach!

Dennoch kann man sich auch mit sehr viel weniger Aufwand dem Thema widmen. Entscheidend ist, ein eigenständiges Team - und wenn es nur aus 2-3 Leuten besteht - für eine Weile darauf herumdenken zu lassen. Anstatt dem Marketingleiter kurz vor Feierabend zuzurufen: "Ach übrigens Meier, wenn Sie mal eine halbe Stunde haben, dann machen Sie sich doch mal ein paar Gedanken darüber, wie wir digitaler werden können."