Fast kein Mittelständler sagt mittlerweile beim Stichwort Digitalisierung noch "brauche ich nicht", "interessiert mich nicht" oder "spielt in meiner Branche keine Rolle". Alle wollen digitaler werden mit ihrem Business.
Aber fast niemand hat ein passendes Konzept auf Lager. Wie groß die Ratlosigkeit ist, verdeutlichte just im vergangenen Monat das Ergebnis einer breit angelegten Befragung durch das Beratungsunternehmen EY aus Stuttgart. Demnach scheitert jeder dritte Mittelständler beim Versuch, stärker auf Digitalisierung zu setzen.
Mangelndes Wissen über den besten Weg zur Digitalisierung
Ein wichtiger Hemmschuh, auch das ein Ergebnis der EY-Befragung, ist mangelndes Wissen über den besten Weg zur Digitalisierung. Ideen sind also dringend gesucht. Eine solche könnte die Gründung vonDigital Labs sein, von unternehmensinternen Brutkästen, die passgenaue Analysen und entsprechende Konzepte liefern.
Mit diesem Vorschlag hat sich jetzt das Analyseunternehmen Crisp Research aus Kassel beschäftigt - und neben Ratschlägen zur Umsetzung gleich Beispiele mitgeliefert.
Software als Schlüssel zur Digitalisierung
Bevor sie näher auf die Vorschläge eingehen, sagen die Berater dankenswerter Weise, was sie im Zusammenhang mit ihrem Konzept unter Digitalisierung verstehen. "Die Produkte der Zukunft sind Software-Defined, sprich ein wesentlicher Teil des Produktnutzens ergibt sich aus den software-basierten Funktionalitäten, Sensorik und der Vernetzung der Geräte zur einer ganzheitlichen IoT-Lösung. Hardware und Materialeigenschaften treten zunehmend in den Hintergrund."
Logische Folge: Wer Digitalisierung will, muss sich vor allem mit Software beschäftigen. Sie wird, so Crisp Research, "ein zentraler Aspekt der klassischen Produktentwicklung und des Product Lifecycle Management. Dafür müssen Corporate IT und Product IT zusammenwachsen."
Plattformen und Netzwerke fördern Kreativität
Darüber hinaus seien heute nicht nur Produkte, sondern auch komplette Geschäfts- und Preismodelle programmierbar. Diese gestalteten sich zukünftig serviceorientiert, kontextbasiert und personalisiert.
Um in dieser sich schnell wandelnden Welt erfolgreich zu sein, müssten auch traditionelle Mittelständler ihre Entwicklungs- und Innovationsstrategien neu ausrichten. Dazu brauche es neue Plattformen, Netzwerke und Plätze, auf denen sich die digitale Kreativität und der Austausch mit externen Partnern und Ideengebern entfalten können.
Das Team möglichst breit aufstellen
Als Organisationsform solcher Plattformen raten die Experten von Crisp Research zu "Digital Labs", zu Brutkästen, die abteilungs- und knowhowübergreifend als interne Denkfabriken Digitalisierungsideen entwickeln und umsetzen.
Aufgestellt werden sollten die Think Tanks wie Startups - und ihr Leitungsteam auch Startup-Erfahrung oder einen Venture Capital-Background haben.
Bei der Zusammensetzung raten die Experten zu einem in etwa gleichverteilten Mix aus Experten unterschiedlicher Fachabteilungen, Software-Entwicklern, IT-Architekten und Produktdesignern. Außerdem sollte der interne IT-Chef (also der CIO, so es diese Rolle gibt) mit von der Partie sein. Er muss vor allem dafür sorgen, dass die entwickelten Lösungen mit vorhandenen Plattformen und Standards kompatibel sind und durch das Neue keine Inseln entstehen.