Damage Detection für Logistik

Wie Lufthansa Frachtschäden verhindert

12.02.2020
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Mit einem IoT-basierten Schadenssensor und Blockchain will Lufthansa Industry Solutions Frachtschäden eindeutig dokumentieren können. Für Logistiker gibt es die Lösung "as a Service".
Per Blockchain, SIM-Karte und einem Damage Detector will Lufthansa Industry Solutions Frachtschäden eindeutig und sicher dokumentieren.
Per Blockchain, SIM-Karte und einem Damage Detector will Lufthansa Industry Solutions Frachtschäden eindeutig und sicher dokumentieren.
Foto: Peter Gudella - shutterstock.com

Luftfracht ist eine der schnellsten und effektivsten Methoden des schnellen Gütertransports - aber auch der teuersten. Die Weltbank hat berechnet, dass die Kosten für Luftfracht in der Regel vier bis fünf Mal höher sind als beim Straßentransport und 15 bis 16 Mal höher als beim Seetransport. Angesichts des schnellen Umschlags, der hohen Kosten und der zahlreichen Kontaktpunkte vom Zoll bis zu den Bodenabfertigern ist das Verständnis über die Ursachen von Frachtschäden von entscheidender Bedeutung. Zumal solche Schäden per se teuer sind.

Logistik-Luxus Flugzeugcontainer

Ungeachtet der transportierten Waren kosten allein die Transportbehältnisse - die silberfarbenen Flugzeugcontainer aus Aluminium - pro Stück rund 1000 Euro. Schon alleine deshalb haben die Carrier ein Interesse daran, Schadensursachen detailliert zu erfahren und zu dokumentieren. Schwingt doch die Hoffnung mit, so eine besonders rüde Behandlung der Fracht erkennen und abstellen zu können - um so eventuell die Lebensdauer der Container verlängern zu können. Aufgrund der rabiaten Behandlung lag diese bislang lediglich bei einem Jahr, womit die Container per se einen nicht zu vernachlässigenden Kostenfaktor für die Logistikbranche darstellen.

Damage Detection per IoT-Sensor

Kostenfaktor Flugzeugcontainer (im Bild ein Modell): Rund 1000 Euro kosten die Container zum Transport von Koffern und anderen Gegenständen. Aufgrund der ruppigen Behandlung halten sie in der Regel nur ein Jahr.
Kostenfaktor Flugzeugcontainer (im Bild ein Modell): Rund 1000 Euro kosten die Container zum Transport von Koffern und anderen Gegenständen. Aufgrund der ruppigen Behandlung halten sie in der Regel nur ein Jahr.
Foto: Hill

Um exakt identifizieren zu können, wo auf dem Transportweg eine Beschädigung stattgefunden hat, entwickelte Lufthansa Industry Solution (LIS) einen Damage-Detection-Sensor. Ehrgeiziges Ziel dabei, wie Holger Schlueter, Associate Director IoT von Lufthansa Industry Solutions, erklärt, "war es, eine signifikante ROI-Verbesserung von 70 Prozent zu erreichen". Dabei beließ es Lufthansa Industry Solution nicht bei der Sensor-Entwicklung, sondern schnürte gleich ein ganzes Paket, um Detection-as-a-Service (DaaS) als Dienstleistung anzubieten. Mit DaaS können Unternehmen Schäden dort verfolgen, wo sie entstanden sind, und diese Daten zur Optimierung ihrer Lieferkette und zur künftigen Vermeidung solcher Schäden nutzen.

Blockchain sichert Logistik

Simulation einer per SIGNiT abgesicherten Logistikkette.
Simulation einer per SIGNiT abgesicherten Logistikkette.
Foto: Hill

Auf den ersten Blick klingt die Lösung trivial: Ein IoT-Sensor misst Erschütterungen und überträgt die Daten per WLAN, Narrowband IoT (NBIoT) oder LTE beziehungsweise 5G. Doch in der Praxis gibt es dann doch einige Herausforderungen. Da die Fracht durch mehrere Hände geht, ist die Sicherheit der IoT-Daten von größter Bedeutung. Die sichere, vertrauenswürdige Erfassung und Übertragung von Daten über Frachtschäden ist notwendig, um ein vollständiges Bild davon zu erhalten, wann im Prozess ein Schaden entsteht.

Deshalb muss eine entsprechende Lösung manipulationssicher und zuverlässig sein. Zumal, wenn die Daten etwa zeigen, dass ein bestimmtes Bodenabfertigungsunternehmen für einen erheblichen Schaden verantwortlich ist - was Auswirkungen auf die Geschäftsbeziehungen haben könnte. Deshalb gilt es, einer Datenmanipulation den Riegel vorzuschieben und die Authentizität der IoT-Daten von Anfang bis Ende zu garantieren.

Um zu garantieren, dass Daten von IoT-Sensoren nach ihrer Erzeugung nicht gefälscht werden können, entschied sich LIS, die Datenpakete der Sensoren zu verschlüsseln. Hierzu holte sich die Lufthansa-Tochter G+D Mobile Security sowie das Kölner Start-up Ubirch als Partner mit ins Boot, um per Blockchain und SIM-Karte die Datenintegrität zu garantieren.

So nutzt LIS die SIM-basierte Lösung SIGNiT von G+D, um die sichere Übertragung zu garantieren. Die Daten selbst werden Millisekunden nach ihrer Generierung mit dem Trust-Protokoll von Ubirch- einem Blockchain-Protokoll - verschlüsselt. Auf diese Weise soll es technisch unmöglich sein, die Daten zu manipulieren, wenn sie einmal in der Blockchain gespeichert sind. Nach Angaben der Partner ist diese Kombination aus SIM-Karte und Blockchain bislang einzigartig.