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Wie lizenziert man Software bei Multicore und Multithreading?

08.09.2004

Je stärker sich die Hardwarelandschaft in Richtung Multicore- und Multithreading verändert - siehe etwa die aktuellen Ankündigungen von Intel -, desto mehr stellt sich die Frage, wie Softwarehersteller ihre Lizenzen daran anpassen sollen. Eine einheitliche Lösung für diese Problematik ist noch nicht in Sicht.

Advanced Micro Devices (AMD), das im kommenden Jahr mit Dual-Core-Opterons auf den Markt kommt, hat gestern zumindest einen Vorschlag unterbreitet, wie aus seiner Sicht mit Mehrkern-Prozessoren im x86-Markt zu verfahren sei. Hier, so AMD, sollten Softwerker, deren Lizenzgebühren sich bislang anhand der CPU-Anzahl berechneten, künftig die Zahl der Prozessor-Sockel als Maßstab wählen. Das sei noch am ehesten mit der heutigen Praxis vergleichbar.

Davon abgesehen rät AMD aber auch, alternative Wege zur Ermittlung der Lizenzkosten einzuschlagen. "Wir wollen, das Softwarefirmen für faire Leistung auch fair bezahlt werden, aber dafür gibt es andere Wege als das bloße Zählen der Prozessoren", sagte Margaret Lewis, Software Strategy Manager for Servers and Workstations. Hier komme beispielsweise die traditionellere Methode der Berechnung anhand der Nutzerzahl in Betracht.

Auch HP und Sun bevorzugen eine Lizenzberechnung anhand der CPU-Sockel. "Oracle ist dabei natürlich sehr unbehaglich zumute, genauso wie vielen anderen unabhängigen Softwarehäusern", erklärte kürzlich Brad Anderson, General Manager von HPs Bereich Industry Standard Server. "Aber man sollte nicht dafür bestraft werden, wie viele Cores man auf einen Chip packt." Die Marktforscher von IDC haben sich gleichfalls entschlossen, bei Servern nicht mehrere Cores oder Threads zu zählen. Und auch Intel empfiehlt, Multicore-Prozessoren als eine Einheit zu betrachten.

Die Problematik wird sich noch verschärfen, wenn demnächst Chips mit acht oder sogar 16 Cores auf den Markt kommen, wie sie Sun und Intel bereits entwickeln. Ein weiteres Problem bei der Softwarelizenzierung ist die wachsende Verbreitung von Virtualisierungstechniken, die Anwendern feinere Kontrolle über die Verteilung ihrer Server-Ressourcen gestatten.

Edouard Bugnion, Chief Technology Officer der inzwischen EMC-Tochter VMware, erwartet daher, dass in den nächsten zwei Jahren Lizenzmodelle entstehen werden, die stärker an der tatsächlich genutzten Rechenleistung orientiert sind. "Die meisten Kunden wollen Flexibilität und auf Basis eines Service-Level-Agreements abrechen", glaubt der VMware-Mann. "Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es dafür kein Lizenzmodell oder Ressourcen-Messverfahren." (tc)